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2002 – Herbst

November Con 2002 - Bericht

Hier findet ihr die Berichte der Cons, die damals im alten Kristallsaal gepostet wurden und zum Glück auch auf der Conpage festgehalten wurden.

Eine Ausschreibung des Plots für dieses aller erste Austesten dieses Dings namens LARP gibt es nicht mehr. Aber er ging in etwa so: "Ich kehrt in einem Gasthaus ein..."

"Rückblick des Seelenfressers” von Beara di Desra

So...ein bisschen Zeit um sich auszuschlafen, zu chatten und in Ruhe mit einem Whisky, der auf der Con nicht angebrochen wurde, das ganze zu reflektieren.

Das Haus, eine umgebaute Kirche, war hervorragend. Mal abgesehen davon, dass der Glockenturm noch in Betrieb war. Der allgemeine Parkettboden machte das ganze wunderbar gemütlich. Wer außer Erischa und mir hat eigentlich noch festgestellt, dass die Treppe auf den Hausschuhen sehr rutschig sein konnte? Das Haus hatte ein wunderbares Ambiente und die Küche war sehr großzügig und die Kaffeemaschine darin versetzte uns diesmal nicht in Panikzustände.

Dem Met wurde am Freitag Abend gut zugesprochen, während wir in fröhlicher Runde beieinander saßen und lauter redeten als die matrixbetriebene Musikanlage dudeln konnte. Das Stew geschlemmt, die Böden aus den Töpfen gekratzt und trocken Brot geknabbert. Zwischen 12 und 22 Uhr trudelten alle ein und um 4 Uhr am Samstag morgen verstummten die letzten Stimmen im Aufenthaltsraum. Am Samstag Vormittag wurde für den wichtigen Met Nachschub gesorgt. Während dessen die anderen Frühstückten und sich anschließend mit Kampfübungen auf dem Rasenstück hinter der Magdalenenkirche aufwärmten. Wir erinnern uns da an den Kampf der 1.Techniker von Hali gegeneinander; ehemaliger und neuer. Und die Lady eben jenes Turmes behielt sie beide wachsam im Auge. Auch Delta konnte es sich nicht verkneifen mal wieder zur Waffe zu greifen. Ich glaube, diesmal sind seine Ohren aber heil geblieben. Die Techniker waren lädierter, wenn ich das recht mitbekommen habe.

Nachdem Räuber und zum Begleitschutz abgestellte Entsagende von ihrem Met-Beschaffungs-Raubzug zurückkehrten und ebenfalls mit nahrhaftem Brot und ähnlichem versorgt waren ging es hinauf zu der über der Magdalenenkirche aufragenden Burg hinauf. Wer hat die ganzen Stufen bestellt? Aber die waren schnell vergessen und es klirrten die Latexschwerter und es klickten und blitzten die Seelenfresser. Die Elaine Alton in mir entschuldigt sich vielmals für den so häufigen Gebrauch der Befehlsstimme an diesem Nachmittag, während sie sich hinter dem Seelenfresser versteckte. "Könnten die 1. Techniker bitte nicht gegen die Sonne kämpfen!" "Erischa (wahlweise Godard, Coryn, Bredhya etc.) könntet ihr aus dem Bild raus kämpfen!" "Monya! Komm weiter nach vorne! Verstecken is nicht...Jallaris geh weiter nach rechts!" "Könnte mal wer Cara vor die Kamera zerren?"

Das Wetter meinte es wohl mit uns. Der Himmel war klar, es wehte kein Wind und wir kamen uns vor als wäre der darkovanische Sommer eingekehrt. Auf dem Rückweg kam wir dem Geheimnis auf die Spur, weshalb Glühwein heißt, wie er heißt. Nicht uninspiriert von einem Dreckhaufen ("Oh...Knochenwasserstaub!") und den umliegenden Weinbergen...."Glüht der Wein nach der Behandlung mit Knochenwasserstaub im Dunkeln?"

Was war danach? Ich weiß es nicht mehr genau...doch ging bald das werkeln in der Küche los. Braten auftauen und wärmen, Reis und Gemüse kochen, Salat machen und spülen. (Hät ich mal nicht gespült, dann hät ich noch was Reis bekommen.....nächstes Mal kochen wir wieder mehr als benötigt. Aus Schätzungen wird mal schlau. Sternchen giggel Sternchen)

Im Rittersaal begannen die Bau- und Dekorationsarbeiten für die LARP-Taverne. Und leichte Nervosität legte sich über einen Haufen aufgedrehter Darkovaner. Es wurde umhergehuscht, umgezogen, ausgeliehen (hat Caillean alles wiederbekommen?), an den Griffen und Melodie für die Ballade der beiden Brüder (jene die man als Schwester in Gegenwart eben eines Bruders nicht singen soll) gefeilt, das schnell entstandene Chaos in unserem 10-Bett-Zimmer wurde noch vergrößert und die Spanner beim Umziehen hinaus komplementiert.

Nun, ich bin ein Neuling in Sachen LARP. Ich würde aber mal sagen, dass wir für unser Erstes Mal nicht übel waren. Als wohlerzogene Damisela fiel mir nicht viel ein zu sagen - außer mich über den dreisten Wirt aufzuregen, der doch wahrhaftig von Comynaras Geld verlangte. Unserem schützenden Begleiter entwendete man das Schwert, dass der Wirt bald darauf auf der Latrine wiederfand. Meiner einer liebäugelte mit einem netten jungen Mann mit aufgemalten Koteletten am Nachbartisch, der aber - wie ich später erfuhr - nur zu uns herüber blickte, um lästernde Worte für meine Lady zu finden. Die Entsagenden am anderen Ende des Raumes lachten laut und die Trockenstädter durften sich gemieden fühlen. Der Friedensmann von Lord Alton (der Alu-Ritter) wuselte umher, sprach mit diesem oder jenem, versuchte sein Glück bei einer allein reisenden jungenden Frau, in dem er ihr anbot gemeinsam mit ihr zu Häkeln. Der Wirt kümmerte sich um das Wohl seiner Gäste, wobei er seltsamerweise mal mit und mal ohne Bart zu sehen war und in einer - vermutlich einer Laran-Unterstützen - Kurs rapide an Gewicht verlor. Immer wieder gingen die Gäste nach ihren Pferden schauen, wobei man dies bei Reisegruppen bei jeden einzelnen Pferd extra tat. Man munkelt, dass die Dom's und Mestru's heimlich dem weibischen Vergnügen des Rauchens nachgingen. Schande über sie alle...der Stall könnte nieder brennen, mit samt Mestru Damons 34. Pferd.

Der Barde erfreute uns mit seinem Gesang und für eine Kupfermünze und ein liebes Lächeln nahm er auch Wünsche entgegen.

Es gab großes Durcheinander und Hin und Her als Lady Merian Aillard entführt wurde. Ich musste nix sagen, mich nur gegen eine Entsagende wehren und konnte dramatisch in Ohnmacht fallen. (Leider war keiner da zum gucken, daher erwähne ich es mal. *gg*) Unser Begleiter wurde der Erinnerung der letzten Augenblicke beraubt und mit der Befehlsstimme an seinem Platz festgesetzt. Es bescherte ihm Kopfschmerzen...wer aber weis ob das nicht auch daher kommt, dass Lord Alton vielleicht Informationen in seinem Kopf gesucht hat. Die Lady von Hali versuchte in einem Rapport Informationen zu bekommen....Nun...gesendete Gedanken zeigten wir mit zwei Fingern an der Schläfe an...den Rapport versuchten wir beide mit ihre Finger an meiner Schläfe und meine an ihrer zu verdeutlichen ...ich konnt's mir nicht verkneifen leicht das "Universum" zu wechseln. "Meine Gedanken zu deinen Gedanken" ... Es folgte ein 10-minütiges Time-out Gelächter von Erischa und mir.

Letztendlich wurde die Lady wiedergefunden. Die Schwertschwestern, die sie entführten, unter Bewachung eines nicht existenten Gardisten in die Ställe verfrachtet (die sich an eben ihrem Tisch befanden) und langsam driftete das Larp ins Time-out und lustige beisammen sein hinüber.

Lia verwöhnte uns mit ihren selbst gemachten Pralinen und erfreute uns gemeinsam mit Salystra mit "Fra Diabolo" Wobei ich mich immer noch frage, wie Saly es geschafft hat so schnell die Gegenstände in Fra Diabolos Taschen aufzuzählen ohne sich die Zunge zu verknoten. Vor Publikum hackte die Ballade der Brüder bei Nayell und Lia etwas und sie kriegten die Melodie nicht hin....Hätten wir uns wieder vor ihnen Umziehen sollen? Da hatte es noch so gut geklappt *gg*

Bei mir und einigen anderen machte sich dann doch der Schlafmangel vom Tag zuvor bemerkbar und wir zogen uns früher zurück. Was nicht heißt, dass wir sofort geschlafen hätten. Die Fenster waren auf und die Decke des Rittersaal ging schließlich so hoch wie die unseres Zimmers. Wir lauschten den Stimmen unter uns und sangen mit, so gut es uns möglich war, während wir oben auf den Betten saßen. Dumm, dass der Seelenfresser kein Blitzdings hat und nicht neben mir auf Bredhyas Bett lag als der Alu-Ritter und der Räuber sich gemeinsam ein Bett teilten. Das sah zu niedlich aus...ich möcht’ nicht wissen wie Bredhya, Farlchen und ich gewirkt haben. Als der Räuber dann auch da hoch wollte haben wir protestiert. Die Betten quietschten schon gefährlich genug und wir wollten es nicht drauf ankommen lassen. Nachdem noch ein Kelch mit Bowmorerigem Schlaftrunk gekreist war wurde das Licht gelöscht....Bis der Glockenturm und etliche andere Weggerätschaften an unser Ohr drangen. Andere Geräusche soll es auch gegeben haben während der Nacht, aber ich hab so tief geschlafen, dass ich nicht gehört hab wie ich geschnarcht habe...oder wer anderes.

Der Sonntag begann...in dem der unsägliche St.Valentin (werwölfige Mönch, der nur zu Vollmond zum Mensch wir. Er konnte uns nicht sagen, an welchem der vier oder ob an jedem einzelnen oder wenn nur alle vier) das grausige terranische Licht einschaltete und wir begannen zusammen zu suchen und zu verpacken, was uns gehörte. Das Chaos begann sich zu lichten und irgendwie passte doch alles wieder in die Koffer, Körbe, Kiepen und Taschen. In fröhlicher Runde wurde gefrühstückt. Leider hat St. Valentin den Eiern nicht gesagt, dass sie nach 5 Minuten hart zu sein haben. Der Restliche Braten wurde verspeist, wie ich hörte, die neue Mettwurst, durfte nur angebrochen werden, wenn keine andere mehr auf war. Nach einem Machtwort des Räubers begann wieder das wilde Wuseln. Packen, wegräumen, fegen, putzen, spülen. Tja...wir gaben der Hausherrin keinen Grund dem neuen Zivi bei seiner Einführung zu zeigen, wie man bei einer Abnahme des Jugendheimes die Leute zusammen scheißt. Wir waren halt zivilisierte Darkovaner.

Die Verabschiedung zog sich hin. Keiner wollte so recht aufbrechen. Es wurde gedrückt und geknuddelt und in Sternchen geredet. Damons Auto wollte nicht anspringen. (Hätten wir in einem Matrixkreis seine Autobatterie aufladen sollen?)

Planungen für neue Treffen wurden getroffen und verabschiedet. "Bye" "Ciao" "Adelandeyo" "Wink und Wech (cbL)"

Und so zogen wir dahin...Richtung Heimat...voller Bedauern, das dieses Treffe schon wieder zu Ende war. Einander vermissend und diese wunderbaren Tage und Nächte in unserem Herzen und Gedanken wie einen Schatz hütend. Wir wissen nun, wie sich ein Turmkreis fühlen muss, wenn er auseinander geht. Aber mit dem Wissen und dem Versprechen des ehrendwertesten Räubers (hatten wir ihn nicht sogar zum Gott erhoben?):

Es wird eine weitere Con geben...Es wird immer ein Con geben!

Beara di Desra aka Elaine Alton-Ardais, Gemahlin von Coryn Ardais

"Bericht einer Schankmaid" von Carolynna

Ich bin ja nun schon lange bei Kaius im Dienst, und hab auch schon so manches erlebt. Aber der Abend sucht nun wirklich seinesgleichen, bei Zandru! Das aufziehende Unwetter hätte mich ja eigentlich schon vorher warnen können, aber worauf läßt man sich nicht alles ein, wenn man auf den Broterwerb angewiesen ist. Gibt ja sonst keine Taverne im weiten Umkreis!

Dem Umstand ist es wohl auch zuzuschreiben, daß ein gar so gemischtes Völkchen zu Gast war bei uns. Zuerst der Herr der Domäne Alton mit Tochter und Begleitung höchstselbst. Nun ja, was gehen mich die hohen Herrschaften an, die müssen genauso Essen und Trinken wie unsereins. Und wenn sie mit dem nicht zufrieden sind, was das "Blökende Chervine" ihnen bieten kann, müssen sie halt woanders Unterschlupf suchen. Ein Trinkhorn mit heißem Met! Als hätte ich nicht schon genug zu tun, wenn Kaius sich vor lauter Respekt hinter seiner Theke verkriecht. (Anmerkung: Auf Wunsch des Kochs wurde diese Stelle zensiert und abgeändert.) Nur das Blöken, das überläßt er wie immer nicht dem Chervine. „Die beste Taverne im Umkreis von 100 Meilen!“ Jaja, schon möglich, schließlich ist es vermutlich die Einzige...

Dann die Schwertschwestern, ein ganzer Trupp, und wollen natürlich auch einen eigenen Tisch für sich alleine. Verlangen Shallan, wie die hohen Damen, und beschweren sich dann, er sei zu stark. Sind wohl nur das verwässerte Zeug aus der Stadt gewöhnt. Aber Kaius will natürlich auch auf deren Kupfer nicht verzichten, der alte Gierschlund. Was er davon hat, haben wir ja gesehen. Immerhin haben sie bezahlt, bevor sie auf und davon sind.

Daß sich dann noch mehr Adelsvolk eingefunden hat, konnte mich schon kaum noch überraschen. Aldones sei Dank, daß diese eingebildete Dame (zensiert) sich gnädigerweise bereit erklärt hat, sich zu ihren Verwandten zu setzen. (Sind doch alle irgendwie miteinander verwandt, diese "Comyn".)

Ich wollte dieses Volk nie auch nur mit den Fingerspitzen berühren, und das hat sich in dem Fall tatsächlich ausgezahlt. Eine Person, die auch in einer warmen, stickigen Taverne den Mantel nicht ablegt, ja nicht einmal die Kapuze zurückschlägt, das konnte nicht normal sein! Andauernd flüchtete sie nach draußen, das kam mir denn doch reichlich seltsam vor!
Aber es ist ja bekannt, daß diese Zauberinnen es nicht vertragen, mit vielen Leuten in einem Raum zu sein. Sollen sie in ihren Türmen bleiben, wo sie hingehören, und uns arbeitende Bürger in Frieden lassen! Als dann das Verhängnis über uns hereinbrach, war es freilich nur gut, daß sie da war. Die handfesten Methoden, die wir einfaches Volk für hysterische Weibsbilder gebrauchen, wären mir bei den Damen wohl übel vergolten worden!

Zandru selbst hat wohl dafür gesorgt, daß auch noch ein Trockenstädter zur Tür hereinkam! Der hatte gerade noch gefehlt in unserer Sammlung. Die Blicke, die er Tessa zugeworfen hat, und seine Bemerkungen, habe ich wohlweislich ignoriert. Avarra sei Dank, daß ich zu alt und unansehnlich bin für so einen! Der könnte was erleben, wollte er mich in Ketten legen, wie seine bedauernswerte Gattin. Da war ich wohl gut beraten, seine Damen zu ignorieren und nur ihn zu fragen, was ich zu Essen und zu Trinken bringen sollte. Sogar seine Mäkelei habe ich klaglos über mich ergehen lassen, wenn auch zähneknirschend und mit steinernem Gesicht.

Wäre da nicht die Affaire mit der Lady Aillard passiert, so hätte wohl seine Anwesenheit die anderen Gäste zu Handgreiflichkeiten herausgefordert. Die beiden Frauen hätten die Schwertschwestern entführen sollen, die wären einer Befreiung würdiger gewesen! Das ist doch kein Leben, angekettet wie eine Hündin und sich füttern lassen zu müssen.

Ja, die Entführung! So richtig habe ich das Ganze ja gar nicht mitbekommen, ich war ja ständig in Küche und Keller unterwegs, Kaius rührte sich ja kaum von seiner Theke weg! Bekäme ich für jedesmal, wo ich die Treppe rauf und runter gelaufen bin, ein Kupferstück, ich wäre eine reiche Frau und bräuchte nicht mehr in der Taverne zu schuften!

Als sich dann herausstellte, daß doch die Schwertschwestern in die Sache verwickelt waren, auf die Kaius doch soviel hielt, da wurde mir die Sache endgültig zu heiß! Meine Warnung hatte ich ja schon erhalten; noch nie ist es mir passiert, daß meine Haare sich an einer Kerzenflamme entzündet hätten. Nicht nur, daß Kaius den Befreiern hinter lief und mich und Tessa mit den anderen Gästen alleine ließ, nein, er erklärt sich auch noch zum Freund der Entführerinnen! Bevor die Comyn daraus womöglich die falschen Schlüße zögen, erklärte ich meinen Dienst für diesen Abend für beendet, und ergriff die Flucht. Sollte Tessa doch alleine weiter bedienen, sie war jung und hübsch genug, daß niemand ihr bösen Willen unterstellen würde.

Erst nach vielen Stunden wagte ich es, nachzusehen, ob die Taverne noch stand. Doch bis dahin hatten sich die Gemüter offensichtlich beruhigt, wozu der Barde gewiß einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. So werde ich wohl auch weiterhin meinen Lebensunterhalt im "Blökenden Chervine" verdienen, in der Hoffnung, daß wenigstens Damon uns die Treue hält, seine Abenteuer erzählt und nicht bei uns erlebt.

Carolynna
Schankmaid in der Taverne "Zum Blökenden Chervine"

"Kaius Ofwoods - Ansichten eines Wirts"

Die Taverne zum Blökenden Chervine

Kommt herein Reisender und haltet einen Moment inne. Doch erwartet keine Ruhe, denn in dieser Taverne geschieht immer etwas Unvorhergesehenes...

Und dabei hat alles so schön ruhig begonnen... Ein gemütlicher Mittagsschlaf, andächtiges Herrichten der Taverne und das Eintrudeln der ersten Gäste. Komisch kam mir die Sache aber schon vor, denn das Wetter verschlechterte sich zusehends und der gute Damon war beim Öffnen der Türen noch nicht an seinem Platz gewesen. Carolynna, die gute und tüchtige Schankmaid, eine die sich jeder Wirt nur wünschen kann, sprach ein paar beruhigende Worte und ich machte mir nicht allzu viele Sorgen. Stattdessen strich ich mir über den gut geölten Bart (Anmerkung: Noch einmal Dank an alle Spieler, die mit wunderbaren Ratschlägen versuchten zu helfen, damit der Bart dranbleibt, aber Tackern wollte ich ihn nicht!) sowie den stattlichen Bauch (Anmerkung: Könnt ihr euch vorstellen wie heiß es unter so nem Kissen ist, wenn man selber noch nen Rettungsring mit sich rumträgt?) und begann die Krüge für den Abend zu säubern. Die ersten Reisenden kamen, als ich in Gedanken schon jegliche Gewinne dieses Abends meinem eigenen Ale-Konsum zurechnete. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Und endlich saß auch Damon auf seinem Platz am Tresen und berichtete von seinen gelungenen Handelsabschlüssen der letzten Tage. Ich konnte nur mit halben Ohr hinhören. Ein Wirt muss seine Augen und Ohren immer überall haben... Tessa, die Magd, für deren Einstellung ich mich erst zwei Tage zuvor entschieden hatte, tat zusammen mit Caro ihr Bestes, um den Wünschen der immer mehr werdenden Gäste nachzukommen. Den ersten Herzstillstand bekam ich allerdings, als ein Comyn-Lord mitsamt herrschaftlicher Begleitung eintrat. Dekadentes Volk, mit klirrender Rüstung, geschmiedet aus Metallen an denen unser Land so arm ist und mit Schwertern, die sie noch nicht einmal ablegten. Ich kniff die Augen zusammen, beruhigte mich selber und rang mich zu freundlichen Worten durch. Dekadent waren sie und fordernd... Konnten nicht abwarten, bis der Met heiß war, verlangten Ale und Trinkhörner. Verbissen wünschte ich mir, dass vor allem dieser Begleiter des Comyn in den Tiefen von Zandrus kältester Hölle versinken möge. Aber der Gott hat mir diesen Gefallen nicht getan. Wie so viele andere auch nicht. Gut, wie ich später erfuhr, denn der Lord Alton persönlich war vor mir gestanden und tat sein bestes, um mich das blanke Fürchten zu lehren. „Aber vergesst ihm nicht das Kupfer abzuknöpfen“, raunte ich den beiden Schankmaiden zu und schob die Verantwortung für diese Sittenlosigkeit auf ihre schmalen Schultern. Schließlich hatte Kaius Ofwoods einen Ruf zu verlieren! Das Blökende Chervine... „Hört, Lord!“ rief ich aus und hob meinen Krug. „Die beste Taverne im Umkreis von 100 Meilen!“ Meine Worten stießen anscheinend auf Zweifel und finsteren Blickes zog ich mich an meinen Platz hinter dem Tresen zurück.

Und als wäre das noch nicht genug... wie aus heiterem Himmel stand auf einmal eine Lady der Aillard-Dämoninnen vor mir. Frauen als Herrscherinnen einer Domäne! In meiner Taverne! Sie verlangten nach Zimmern für die Nacht, ich hörte die Kasse klingeln und hielt meinen Mund. Selbst, als rechtschaffende Gäste des Diebstals beschuldigt wurden, denn der Gardist der Lady vermisste sein Schwert. Schande! Zwei Knaben, eine einsame Reisende und ein neugieriger Reisender teilten sich einen der Tische, denn die hohen Herrschaften belegten fast die gesamte hinterste Ecke. Und Ariann n’ha Bernice, die gute alte Freundin, Schwertschwester und ehrlichste der Entsagenden, war mit einer Gruppe ihrer Schwestern eingetroffen und hatte ebenfalls einen eigenen Tisch geordert. Langsam aber sicher wurde es eng, meine Stirn füllte sich mit Schweißtropfen und der Sturm peitschte um das Haus, als wolle er alle Reisenden im Umkreis von einigen Meilen hierher treiben. Ich stieß einen zünftigen Fluch aus, schenkte Damon vom feinen Ardais-Wein ein und lauschte den Geplapper. Doch das Eintreffen eines Trockenstadtlords brachte die anschwellenden Gespräche in meiner heißgeliebten Taverne zum Stillstand. Ein Trockenstädter! Mit einer Frau in Ketten, verdammt zum Schweigen und sah man sie an, ging man das Risiko ein, von seinem grimmig aussehenden Soldaten die Augen ausgestochen die Zunge herausgeschnitten zu bekommen, damit man nichts mehr sehen und auch nichts mehr von diesem Anblick berichten konnte. Nein, nichts für den alten Kaius! Genau aus dem Grund war ich nicht Soldat geblieben. Warum sich selber in Gefahr bringen, wenn man die spannenden Geschichten auch anderen aus der Nase ziehen konnte, indem man sie mit einem Krug Ale abfüllt? Ich wollte diesen Barbar rauswerfen, doch das Kupfer in seinen Taschen... Ich verfluchte meine Geldgier und presste ein, wie ich fand, äußerst charmantes Lächeln hervor. Der Unmut aller anderen rechtschaffenden Gäste hing im Raum wie schwerer Rauch. Pöbeleien und laute Kommentare in Richtung der Fremdlinge ließ mir von Neuem den Schweiß ausbrechen. Ich sah meine Einrichtung schon in Trümmern liegen und die letzten Alereserven schwanden. Ich schickte Caro und Tessa los, die Gäste zu beruhigen und gönnte mir selber einen tiefen Schluck vom warmen Met. „Damon“, sagte ich zu meinem Stammgast. „Das nimmt kein gutes Ende. Behalte meine Worte im Kopf, ich sage, das endet böse.“ Er nickte und verschwand, um nach seinen Pferd zu sehen. Ich sah ihm hinterher, voller Neid, denn er konnte diesem kochenden Kessel entgehen. Ich saß fest und wischte mir die feuchte Stirn. Doch irgendwann kommt selbst für einen Wirt wie mich die Zeit, wo er die Latrinen inspizieren musste. Und oh Wunder, das besagte Schwert tauchte wieder auf... „Vai Dom, ganz unter uns... Aber ihr solltet das nächste Mal besser auf Eure Waffen aufpassen... Ich fand es wieder, unversehrt. Auf der Latrine...“ War ich zu laut? Ich hatte meine Stimme gesenkt, doch der tiefe Bass drang bis in die hinterste Ecke der Taverne und erheiterte die Gäste. Zufrieden die Stimmung gehoben und einen Comyn ungeschoren gekränkt zu haben, machte ich mich wieder an die Arbeit. Ein Barde sorgte für gelöstere Stimmung und ich entkrampfte meine Hände. Zandrus Hölle, was war nur los an diesem Abend? Hatte sich ganz Darkover gegen mich, den rechtschaffenden Kaius verschworen, der niemals einen Gast mit zu wenig Ale im Krug betrog??? (Anmerkung: Er hat das wirklich den ganzen Abend geglaubt, der gute Kaius...)

Die Trockenstädter hielten Ruhe. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Frau von einer Begleiterin regelrecht getränkt wurde. Die Ketten zu kurz, um den Krug selber in die Hand zu nehmen und zu trinken. Barbaren!!! Gewiß, Frauen waren kurz zu halten, sonst tanzten sie einem guten Mann auf dem Kopf herum, doch an Ketten? Nicht, dass die Vorstellung nicht manchmal... NEIN! Barbaren bis ins Blut! Dennoch, sie hatten Geld. Also übersah ich dies ein weiteres Mal. Viel lieber unterhielt ich mich mit den Schwertschwestern. Sie berichteten von Aufträgen und langen Reisen und dem weiten Weg nach Thendara, wo sie noch Ware abzugeben hatten. Bei all der Plauderei war mir nicht aufgefallen, wie die Lady Aillard den Raum verlassen hatte. Es verwunderte mich zwar, dass die Entsagenden aufsprangen und darauf bestanden die Rechnung zu begleichen, doch ihre Erklärungen waren selbst für mich nicht von der Hand zu weisen. „Nein Kaius, wir müssen weiter!“, entgegneten sie auf meinen Einwand, dass draußen der Sturm tobte. Also verabschiedete ich sie mit der Bitte bald wieder einzukehren. Und für einige Augenblicke gab ich mich der Illusion hin, dass vielleicht doch noch alles Gut werden würde, für den armen Ofwoods. Doch die Götter haben schon immer ein mieses kleines Spiel mit Männern wie mir getrieben. Als wenn es nicht schon schwierg genug war, den stattlichen Bart vor brennenden Kerzen und den nicht weniger prächtigen Bauch beim Bücken und Treppensteigen zu beanspruchen. Nein... an diesem Abend meinten sie es alle schlecht mit mir. „Die Lady Aillard! Entführt!“ Der Ruf hallt noch heute in meinen Knochen wieder und fuhr mir damals bis ins Mark! In meiner Taverne?! Das war mein Untergang. Sie würden mich hängen, vierteilen, durch den Wolf drehen und den Banshees zum Fraß vorwerfen. In meiner Verzweiflung betete ich sogar zum Lastenträger. Obwohl dem eigentlich nur mein Koch huldigte. Und wie auch immer es geschah... Stunden später, saß die Lady wieder am Tisch. Vollkommen aufgelöst und beschützt und umsorgt von der Lady of Hali... Ja, richtig gehört. Ja, genau! Nein, ich wurde vor rein gar nichts verschont! Selbst eine Bewahrerin saß still und unerkannt in meinem Schankraum. Man stelle sich nur vor, Caro hätte sich nicht an einer Kerze, sondern an ihr verbrannt... man hätte sie aufkehren können und mir wäre wieder eine fähige Schankmaid durch die Lappen gegangen. Im Grunde hätte das gleichwohl geschehen können, denn der Begleiter des Lord Alton hatte verdächtig viele Augen auf Tessa geworfen und schon den ein oder anderen Handschlag auf ihren wohlgerundeten Hintern fallen lassen. Und die Gerüchte, die ich so vehement abgestritten hatte... Sie waren wahr. Ariann! Alte Freundin... wie konntest du mich nur so enttäuschen? Ich habe nie die Hintergründe der Tat erfahren, noch ob ihr jemals vergeben wurde. Das letzte an das ich erinnere, bevor ich die Taverne sich selbst überlies sind Arianns Worte: „Kaius, du musst verstehen... Wir brauchten das Geld!“ „Geht Rauben, geht Stehlen! Weit fort von hier. Ist mir gleich! Aber eine Lady in meiner Taverne zu entführen!“ Ich überließ Tessa und Carolynna die Verantwortung und zog mich zurück. Bei Aldones... soviel kann kein Gott und kein Comyn von einem armen Wirt an einem einzigen Abend erwarten...

Kaius Ofwoods, Wirt der Taverne zum Blökenden Chervine