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2016 – Frühjahr

Plot zur März Con 2016

Hestral goes to Thendara

Intime

„Gut, dann reiten wir!“ Rodrigo sprach die vier magischen Worte und der Turm zu Hestal befand sich in Aufruhr. Es wurde besprochen, dass ein Großteil der Turmcrew nach Öffnung der Pässe sich auf den Weg nach Thendara machen sollte. Die Wollmäuse und der Enthaarungsschaum waren mittlerweile so ausgereift, dass für diese Produkte Händler und Vertriebswege in Thendara gesucht werden sollten. Die Einnahmen aus den Verkäufen würden die Neueinstellungen und die geplanten, neuen Projekte finanzieren.
Auch wenn Rodrigo nicht ganz wohl dabei war, den Turm in Notbesetzung zurück zu lassen, sah er doch ein, dass niemand anders für die Verhandlungen in Frage kam. Außerdem sollte er sich auch mal wieder bei seiner Familie blicken lassen.
Da Fredrik und Emilia die Urheber der meisten Projekte waren, durfte diese beiden natürlich nicht fehlen. Elaine und Dio waren auch mit von der Partie und schlugen vor, in Alton House in Thendara unterzukommen. Da der Frühjahrsball anstand, werden die meisten Suiten auf Burg Comyn belegt sein.
Sobald die Pässe offen sind, wird geritten…

Outtime

Ein paar Freunde machen sich auf den Weg nach Thendara, um dort ihren Geschäften nach zu gehen. Sie werden dort Geschäfte machen, Freunde treffen und Besuche empfangen. Wir sind nicht so viele, wir können das Intime also wieder flexibel ansetzen. Wenn ihr mögt, schon Freitag Abend mit einem Musikabend.
Es geht hierbei vor allem um Charakterentwicklung. Überlegt euch etwas für euren Charakter und denkt daran – Entwicklung geht nur, wenn ihr keine „Alleskönner“ seid. Probleme und deren Lösung bringen den Charakter weiter. Wenn ihr Wünsche habt oder ein besonderes Stück vom Plot wollt – sprecht mich an.
Es müssen nicht nur Turmcharaktere auftauchen. Wir spielen in Thendara, wo nahezu jeder einen Grund findet, sich aufzuhalten. Dennoch solltet ihr irgendeine Verbindung zu den Anwesenden haben (Familie, Freunde, Feinde…), damit ihr eine Berechtigung für die Anwesenheit in House Alton habt. Denkt daran, euch mit den betreffenden Personen OT abzusprechen.
Wir spielen hier im Rahmen eine Turmcrew, entsprechend hoch die Chancen auf einen Laranplot.

März Con 2016 - Berichte

Hier findet ihr die Berichte der Cons, die im Forum gepostet wurden.

Ein Frühlingsfest in Thendara
(Emilia und Coryn)

am 19. Tag des dritten Monats – im 5 Jahr der Herrschaft Oktaviens
Am Tag des Frühlingsfestes

Coryn…
Wenn ich wenigstens den Abend zu vor trinkend und in irgendeiner Taverne feiernd verbracht hätte. Dann hätte sich dieser höllische Kopfschmerz zumindest gelohnt. Aber ich war am gestrigen Abend nicht nur früh zu Bett gegangen, ich hatte auch außer Minztee nichts getrunken und schon gar keinen Alkohol. Mürrisch und ein wenig blass betrat ich den Speisesaal von Alton-House und erhoffte mir eine große Tasse Jako. Über die Bedienstete, die im Schlafgewand am Tisch saß und als sie mich sah erschrocken aus dem Raum flüchtete, wollte ich mir bevor ich genügend Jako getrunken hatte auch keine Gedanken machen. So grüßte ich die restlichen Diener höflich und schenkte mir von dem noch dampfenden Heißgetränk in meine Tasse. Ein wenig Brot mit Butter, nach mehr verlangte es mich nicht - suchte ich mir am Ende des Raums einen Sitzplatz und harrte der Dinge die da kommen wollten. Und sie kamen, in Form von Rodrigo von Hestral an der Seite von Diotima Alton, beide nahezu in Staatsornat. Ich blickte an mir herab, befand den Wappenrock des Hauses Syrtis dennoch als Angemessen und wandte mich wieder meinem Jako zu, nicht jedoch ohne beide gebührend und freundlich zu grüßen. So freundlich es meine Kopfschmerzen eben zuließen.
„Bei Aldones...du siehst ...schlimm aus“, erklärten mein Bewahrer und Dio gleichermaßen, was ich mit einem kryptischen Gesichtsausdruck erwiderte, da mir immer noch nicht einfallen wollte, warum dem so war.
Die Domäne Alton hatte zum Frühlingsfest geladen und eigentlich hatte ich vor, den heutigen Abend auf einem Ball tanzend zu verbringen. Doch mit diesen Kopfschmerzen...
Diotima und Rodrigo verließen kurz darauf das Stadthaus der Domäne Alton um in der Musikergilde nach einem neuen Instrument für Rodrigo zu sehen und die restlichen Mitglieder des Hestralturmes tröpfelten langsam in den Speisesaal. Interessanter Weise stellte sich heraus, dass nicht nur ich unter diesen dumpfen Kopfschmerzen litt.

Emilia...
Oh nein, ich bin wieder so spät. Ich wurde davon wach, dass ich Stimmen aus dem gemeinsamen Speisesaal hörte. Es mussten bereits alle beim Frühstück sein. Ich fühlte mich noch so verschlafen, obwohl ich doch eine der ersten war, die sich am Abend vorher ins Bett verabschiedet hatte. Eilig wusch ich mich und zog mich an. Auf dem Flur begegnete ich Deyonora Alton, der Herrin das Hauses. Ich sollte keine Eile haben, es sei noch genug Frühstück für alle da und es sei noch ausreichend Zeit. Abgesehen von Elaine saßen alle Mitglieder des Hestral-Turms, die im Haus Alton wohnten bereits beim Frühstück, oder waren – wie in Dio und Rodrigos Fall bereits damit fertig. Noch leicht benommen goss ich mir einen Becher Jako ein und setzte mich, allen einen guten Morgen wünschend neben Amelie an den Frühstückstisch. Ich versuchte den Gesprächen zu zuhören, kam aber nicht so recht zu mir. Nun, ein großer Becher Jako sollte helfen. Ich hörte mit halbem Ohr, dass Coryn etwas von einem Besuch bei einer Familie erzählte, deren Junge hohes Laranpotential hatte. Ich hatte Probleme den Konversationen am Tisch zu folgen. Zu der Müdigkeit gesellten sich nun noch drückende Kopfschmerzen hinzu. Vielleicht würde eine zweite Tasse Jako das Problem lösen. Ich nahm durch meinen dumpfen Kopf hindurch wahr, dass Dio aufgeregt auf Rodrigo wartete, sie wollten gemeinsam das Stadthaus verlassen, ich hatte nicht mitbekommen, wohin sie gehen wollten. Beim Gehen wandte sich Rodrigo noch einmal mir und Amilie zu: „Bitte geht doch, wenn ihr mit dem Frühstück fertig seid auf den Markt und schaut euch die Preise auf dem Wollmarkt an, damit wir den Verkauf der Wollmausprodukte besser kalkulieren können“. Ich war mir nicht sicher, ob Coryn, der mir gegenüber saß bei dem Wort „Wollmaus“ zuckte oder ob er ebenfalls unter Kopfschmerzen litt. Ich stellte jedoch fest, dass auch Amelie und Leandra sich die Schläfen rieben. Lediglich Kyrill schien noch recht vergnügt, der sich an Met fest hielt. Met. Zum Frühstück. Alkohol zum Frühstück schien mir ja keine gute Idee zu sein. Aber es handelte sich schließlich um Kyrill. Warum ausgerechnet er mit nach Thendara gekommen war, war mir sowieso schleierhaft. Durch meine Kopfschmerzen hindurch nahm ich etwas davon war, dass alle Laranwaffen abgeschafft werden sollten. War das schon wieder Coryn, der diese Idee schon wieder vorgebracht hatte? Sicherlich war es das. Während ich fast schweigend mein Frühstück zu mir nahm, öffnete sich die Tür des Frühstücksraumes und zwei ältere Herrschaften traten ein. Elaines Augen schienen vor Freude zu strahlen, sie erkannte die ältere Maestra wieder und stellte sie uns als ihre ehemalige Gouvernante Gwendolina vor. Nachdem sich Gwendolina kurz zurückgezogen hatte, um ihr Quartier zu beziehen, wendeten sich wieder alle ihren Gesprächen zu. Elaine und Coryn unterhielten sich gerade über die Stammbäume der Familien, denen wir möglicherweise am Abend auf dem Ball begegnen würden, als sich mir Amelie zuwandte, ob wir nicht auf den Markt gehen wollten. Sie müsse an die Luft, ihre Kopfschmerzen seien unerträglich. Ich stimmte zu, da mir ebenfalls der Schädel zu zerspringen drohte. Wir gaben das Versprechen, nicht ohne Wache zu gehen und wollten gerade unser Geschirr in die Küche bringen, als Leandra ein Verdacht kam. „Lasst bitte euer Geschirr stehen, ich möchte etwas prüfen..“

Coryn….
Ich blickte Leandra an, als sei sie nicht ganz bei Sinnen, als sie mich bat, 'irgendetwas zu tun'. Hatte sie auch von Kyrrils Met getrunken? Ich jedoch zuckte innerlich mit den Schultern und begann, einen alten Kindervers zu singen, doch Leandra unterbrach mich harsch. „Du sollst Dein Laran einsetzen, Coryn!“
Warum sagte sie das denn nicht gleich? Ich griff nach meinem Matrixstein und konzentrierte...konzentrierte….es war dumpf und ich hatte einen schalen Geschmack im Mund.
„Bei Aldones….ich ….ich spüre nichts! Es klappt nicht...“
Ich schluckte hart und erhob mich – mit Kopfschmerzen.
Amelie und Emilia standen neben unserem Tisch und ich wandte mich meinen ehemaligen Schülerinnen zu.
„Amelie….lüg mich an!“, verlangte ich und sie erwiderte meinen Blick verwirrt.
„Sag etwas, das nicht stimmt!“
Sie nickte verschüchtert und erklärte mir, dass sie blaue Socken tragen würde. Dann hob sie vorsichtig ihren Rock. Grün-braun-karierte Strümpfe.
Ich riss meine Augen auf, keuchte und fuhr mir durch die Haare, hätte am liebsten laut geschrien.
Ich konnte den Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit nicht mehr hören. Ich konnte meine Matrix nicht mehr einsetzen. Mein Laran war weg.
Zitternd ließ ich mich auf eine Bank nieder und sah Leandra unsicher an.
„Und…...jetzt?“
Jetzt überschlugen sich die Ereignisse und hinderten Leandra an einer Antwort. Denn jetzt kam der Gardist McKennzie mit Rodrigo über der Schulter zurück ins Alton-House und beide waren auf das übelste zugerichtet. Der McKennzie hatte eine Platzwunde an der Schläfe und Rodrigo am Hinterkopf.
Man hatte einen Bewahrer und eine Comynara auf offener Straße angegriffen!
In Thendara!
Und man hatte Diotima Alton entführt!
Und ich hatte kein Laran mehr!

Emilia…
Ich wusste nicht so recht, wie mir geschah. Gerade waren Amelie und ich wieder hereingekommen – wir hatten das Anwesen gar nicht erst verlassen – wurde Rodrigo hereingebracht. Ich stürzte auf meinen Bewahrer zu, der auf eine der Bänke gelegt wurde. Hatte den keiner seine Wunden bemerkt? Warum standen nur alle aufgeregt herum? „Gibt es denn hier keine Verbände?“ Rief ich und versorgte notdürftig erst einmal seine Wunde mit meinem Schal. Irgendjemand reichte einen Verband, doch Rodrigo wehrte sich heftig. Er war bei Bewusstsein, doch war er nicht ganz er selbst.
In all dem Durcheinander klopfte es leise an der Hintertür. Da niemand darauf reagierte, öffnete sich vorsichtig die Tür und meine Verwandte Aliciane trat ein. Richtig, wir hatten uns Briefe geschrieben und sie war sehr erfreut mich in Thendara zu treffen, da auch sie geplant hatte einiges Besuche dort tätigen. Nun stand Aliciane in der Tür und außer mir schien niemand von ihr Notiz zu nehmen Zu groß war die Sorge um Dios Verschwinden und den Zustand unseres Bewahrers. Ich ging auf Aliciane zu, um sie Willkommen zu heißen, doch ich brachte kein vollständigen Sätze heraus. Irgendjemand in der Menge schien sie bemerkt zu haben da die ersten Worte der Begrüßung waren „Warum kommt ihr durch die Hintertür?“ In kurzen Worten umriss ich für Aliciane die Situation. Ich hätte ihr gerne ein Getränk und etwas zu Essen angeboten – warum nur hatte die Hausherrin von ihr keinerlei Notiz genommen? – doch da wir den Verdacht hatten, dass jedes Essen im Hause Alton mit vergiftet war erschien mir dies keine gute Idee. Ich war noch immer orientierungslos und mich quälten Kopfschmerzen, was mein Denken verlangsamte. Trotz der chaotischen Situation, in die Aliciane geraten war blieb sie beinahe als einzige ruhig. Da sie nichts angerührt hatte und noch im Vollbesitz ihres Larans war, untersuchte sie Rodrigo und konnte außer einer leichten Platzwunde und einer Gehirnerschütterung keine weiteren Schädigungen feststellen. Dies war zumindest eine Erleichterung. Dennoch drückte sie ihr absolutes Missfallen aus, mich in unmittelbarer Nähe dieser Menschen zu wissen. Seltsame Dinge begannen sich abzuspielen. Die erste, die sich um die neu angekommene kümmerte war Elaine – von ihr hätte ich es am allerwenigsten erwartet. Soweit ich wusste, hegten beide Frauen eine herzliche Antipathie gegeneinander, doch jetzt schienen sie einander Trost spenden zu können.
Auch Elaine erlebte ich plötzlich in einem anderen Licht. Die Frau, die sonst immer die Ruhe in Person gewesen war und als Instanz über alles erhaben zu sein schien – war nervös und verlor beinahe die Fassung. Dies war selbstverständlich nachzuvollziehen, mit Dio waren wir alle nicht nur durch die gemeinsame Arbeit im Turm verbunden, Elaine und Dio waren auch eng miteinander verwandt.
Als Rodrigo sich ein wenig besser zu fühlen schien, versuchte er Dio aufzuspüren, aber auch ihm gelang dies nicht. Er sprach lediglich davon, einen Hilferuf zu spüren, wir sahen dies alle als Zeichen, dass Dio noch am Leben war.
Ich war in Sorge um Dio, die Diskussionen überschlugen sich und niemand schien einen vernünftigen Lösungsansatz zu haben. Meine Nervosität nahm zu und plötzlich hielt ich einen runden Gegenstand in der Hand. Sofort wurden meine Gedanken ruhiger und klarer, mein Herz schlug langsamer und ich konnte dem Geschehen wieder folgen. Ich bewegte das Objekt in meiner Hand und mein Blick schweifte über die Gesichter. Ich sah Deionoras energisches Gesicht, Leandra, die konzentriert das Geschehen analysierte, Kyrill mit seinem merkwürdigen Grinsen (war das der Met oder führte er etwas im Schilde? Bei ihm wusste man ja nie...). Rodrigo hatte mir den Rücken zugewandt und zuletzt blieb mein Blick an Coryn hängen, der mit einem fragenden Blick konzentriert auf meine Hände sah. „Emilia, was hast Du da? Und vor allem, wo hast Du das her?“ Erst jetzt blickte ich das Objekt an, was ich zwischen meinen Fingern drehte…

Coryn…..
Leandra sah mich entgeistert an „Nun das ist eine Matrix Coryn, selbst mit Raivannin im Blut solltest Du DAS erkennen können!“, erkläre sie mir sarkastisch
Ich hob die Brauen „Sicher, nur bräuchte man HIER vermutlich einen Zirkel der Stufe 20 um sie kontrollieren zu können. Und unser Ziegenmädchen dreht sie in der Hand herum, als wär's ein einfacher Ball!“, konterte ich wütend.
Es war zum aus der Haut fahren! Und noch immer wunderte ich mich nicht – wann war ich denn zu Letzt wütend gewesen?
Lady Deionora war inzwischen im Saal angekommen, genau wie Aliciane Aldaran. Eine recht spektakuläre Mischung will man meinen, aber ich konnte nicht spüren, wie sich die Damen innerlich positionierten, denn ich hatte ja kein Laran. Eine der Damen überprüfte die Matrix in Emilias Händen, was diese nur widerwillig zulassen wollte und spätestens dann hatten wir unser nächstes Problem. Diese riesengroße Matrix war auf Emilia eingestimmt. Meine ehemalige Schülerin hingegen wusste weder wie lange sie dieses Ding schon hatte noch wo sie es her hatte, nur eins wusste sie ganz sicher, sie wollte es nicht mehr hergeben.
Ich trank erst einmal einen Becher Jako und nahm ein Nussbrot. Als ich letzteres zum Mund führte, sprang Rodrigo auf und schlug mir das Brot aus der Hand – und der Jako schwappte über.
„Bist Du verrückt...hier ist überall Raivannin drin!“
Jetzt sollte ich also neben der Kopfblindheit auch noch Hunger leiden. Meine Laune wurde dadurch ganz sicher nicht besser
„Und außerdem hat Coryn ein Verhältnis mit Amelie!“, tönte es da durch den Saal und ich keuchte auf.
„Bitte WAS?“
Leandra blickte mich schmunzelnd an, doch es war Emilia die meine Aufmerksamkeit in Beschlag genommen hatte.
Ich hatte jedoch keine Zeit, Emilia nach der Herkunft solch idiotischer Gedanken zu fragen, denn sie erklärte jetzt voller Überzeugung – nahm ich an, so ohne Laran – dass Rodrigo in Diotima verliebt, sei, und daher die Bilder von ihr erhalten würde.
Ich sah jetzt meinen Bewahrer verzweifelt an.
Letztlich war es Leandra, die allen Einhalt gebot.
„Hört auf….sofort...diese Matrix….es ist diese Matrix!“
Und wieder überschlugen sich die Ereignisse. Denn auch der Met und das Wasser, welches Kyrill vom Markt holen ließ, während er selbst nach Diotima suchte waren mit Raivannin vergiftet.
Was war das?
Ein Komplott der sich durch die ganze Hauptstadt zog?
Ich versuchte strategisch zu denken und wandte mich an Lady Elaine und Lady Deionora. Man MUSSTE Lord Alton informieren. Es war sein Haus und es war vor allen Dingen seine Tochter, die verschwunden war.
Die nächste Nachricht, die uns ereilte war, dass man Lord Alton nicht erreichen konnte. Die Verbindung zu ihm und zu seinem Bruder Mikhail, Deionoras Mann, war weg.

Emilia…
Von Leandras Einwand schien niemand recht Notiz zu nehmen. Zu sehr drehten sich die Gedanken um die verschwundene Diotima, die Frage, wie das Raivannin ins Essen gekommen sein könnte und nun auch, wo sich Lord Alton und sein Bruder Mikhail befanden. Erst einmal stand nur fest, dass sie noch nicht in Nevarsin angekommen waren. Ich überlegte fieberhaft, wer überhaupt eine Möglichkeit hatte, an Raivannin zu kommen. Und plötzlich war doch die Lösung so klar, sah das denn niemand? Ich blickte zu Leandra, wie sollte ich es ihr und den anderen nur verständlich machen? Nun, ich versuchte vorsichtig, mich der Sache zu nähern und fragte zunächst wer überhaupt Zugang zu Raivannin hätte. Natürlich antwortete Leandra ausweichend „Jeder hat das hier“. Das war ja klar. Selbstverständlich würde sie es nicht zugeben. Auch Deionora schien nicht den rechten Überblick über die Vorräte zu haben und konnte weder bestätigen, noch abstreiten, ob etwas im Haus fehlen würde. Ich entschied mich Leandra direkt zu konfrontieren: „Leandra, Du hast uns das Raivannin ins Essen gemischt“. Plötzlich sahen mich alle an. Rodrigo fragte vorsichtig: „Emilia, woher weißt Du das?“ Ich konnte seine Frage nicht beantworten, ich wusste es einfach. Leandra schüttelte nur stumm den Kopf und betonte, dass das lächerlich sei. Es schien niemand mehr den Gedanken weiter zu verfolgen und ich viel wie apathisch auf meinem Stuhl zurück und versank in meinen Gedanken. Aus den Augenwinkeln nahm ich Gwendolina wahr, die sich sehr verdächtig an einer der Truhen bewegte. Als sie meinen Blick sah, verhielt sie sich auffallend unauffällig und zog sich langsam zurück. Das alles kam mir sehr merkwürdig vor. Ich verfolgte die Gespräche nur noch am Rande und versank in meinen Gedanken. Automatisch nahm ich die Matrix hervor und bewegte sie in meiner Hand. Es gab mir ein Gefühl von Ruhe und meine Nervosität sank.
„Emilia, Kind, wir bleiben hier keine Minute länger, wir gehen zum Haus der DiAsturiens!“ Alicianes Stimme riss mich aus meiner Apathie. „Nein!“ rief ich sofort, „Ich kann hier nicht weg! Das… ist meine Familie…“ Aliciane musste dies schwer getroffen haben, doch sie behielt die Fassung und versuchte weiter beruhigend auf mich einzuwirken. „Emilia, lass uns zu unserem Familiensitz gehen. Vielleicht… können wir dort wenigstens unvergiftetes Essen bekommen. Und steck endlich diese Matrix weg. Hast Du denn alles vergessen, was Du gelernt hast?“ Überraschenderweise stimmte Elaine Alicianes Vorschlag zu. „Ja, lasst uns ein Stück gemeinsam gehen. Ich werde zu Robay gehen und ihn ebenfalls um Hilfe bitten“. Ich ließ mich von den beiden Frauen dazu bewegen das Haus zu verlassen. Wir gingen ein Stück gemeinsam und – obwohl ich sämtlicher telepathischer Fähigkeiten beraubt war spürte ich, doch, dass Aliciane ernsthaft besorgt war. Sie plauderte über Green Scarp, die Baufortschritte auf Burg Aryn und über Corrans Eigenarten. Ich nickte – wohl an den richtigen Stellen - aber konnte ihr nicht wirklich zuhören. Im Stadthaus der DiAsturiens war lediglich das Dienstpersonal anwesend. Aliciane wechselte ein paar Worte mit dem Coridom und wendete sich dann wieder mir zu. „Liebes, bist Du sicher, dass Du nicht lieber hier bleiben möchtest? Es ist alles für Dich hier bereitet und… ich mache mir Sorgen“. Sie strich mir dabei sanft über die Wange. Nein, ich konnte doch meinen Turm nicht im Stich lassen! „Aliciane, bitte, lass uns zurückkehren...“ Ich sah Aliciane flehend an. Ich konnte nicht abschätzen, was in ihr vorging. Ihr Blick war jedoch liebevoll und so stimmte sie zu. „Ist in Ordnung, Chiya.“ Wir verließen das Anwesen der DiAsturiens, das wesentlich kleiner war als das der Altons und schlugen einen Weg zurück ein. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde Aliciane den Weg künstlich in die Länge ziehen, als hätte sie überhaupt kein Interesse jemals anzukommen. „Aliciane, warum bist Du eigentlich nach Thendara gekommen?“ fragte ich sie. „Nun, um Dich zu sehen, Kind. Natürlich habe ich hier auch noch ein paar andere Dinge zu erledigen, aber das war mein Hauptgrund“. Ich blieb skeptisch, sagte aber nichts dazu. Der Rückweg erschien mir immer länger. Aliciane schien sich Zeit zu lassen, blieb an Marktständen stehen und… war dies nicht das Haus der Aldarans? Mir kam ein ungeheuerlicher Verdacht. „Aliciane, wie lange hast Du eigentlich deine Familie nicht gesehen?“ fragte ich sie. „Du meinst Corran und die Kinder? Nun, seit meine Aufbruch nicht…“- „Nein, Aliciane, das meine ich nicht“, unterbrach ich sie und mein Blick fiel auf das Wappen der Aldarans. Sie folgte meinem Blick und begann zu verstehen. „Ach Du meinst… Emilia, Du weißt wie es um mein Verhältnis zu … denen steht…“ Ich war nicht überzeugt, doch wir liefen weiter. Ich begann nun schneller zu laufen, versuchte mich im Straßengewühl von Thendara zurecht zu finden. Aliciane konnte kaum Schritt mit mir halten und rief mir hinterher. Wie durch einen glücklichen Zufall sah ich den Zipfel eines Kleides und konnte es Elaine zuordnen. Ich folgte ihr und konnte sie am Haus Alton einholen. Wortlos betrat ich hinter Elaine das Haus als mich auch Aliciane eingeholt hatte. „Emilia, Kind, was ist denn auf einmal los mit Dir?“ – „Du Verräterin!“ beschimpfte ich sie. Aliciane verstand die Welt nicht mehr. „Emilia, was meinst Du, was ist los?“ Wir waren inzwischen wieder in der großen Halle angekommen. Die Lösung schien noch keinen Schritt näher zu sein. Ich drehte mich zu Aliciane um und klagte sie vor allen Umstehenden an: „Du spionierst doch für Aldaran! Gib es zu!“ Aliciane war wie vom Donner gerührt, blieb jedoch weiterhin gefasst. „Emilia, wie kommst Du denn auf diese Idee? Ich hatte zu… denen seit Jahren keinen Kontakt mehr… und das weißt Du.“ – „Das wolltest Du uns nur wissend machen! Glaubst Du ich habe keine Augen im Kopf? Du hast denen doch Botschaften gegeben! Warum wohl sind wir an deren Stadthaus vorbeigekommen?“ – „Emilia, beruhige Dich doch…“, versuchte Aliciane weiterhin auf mich einzureden. „Ich schwöre Dir, ich bin keine Spionin oder ähnliches und ich habe niemals irgendwelche Botschaften übermittelt“. – „Ich glaube Dir das nicht!“ schlug ich ihr entgegen.
Es war mittlerweile still um uns geworden. Elaine war die erste, die ihre Stimme wieder fand und sich an mich wandte: „Emilia, Jaelle,… beruhige Dich… was ist nur mit dir…“ – „Du! Du Mörderin! Fass mich nicht an!“ Ich sah in Elaines entgeistertes Gesicht. Zitternd brachte sie hervor: „Ich? Eine Mörderin? Wen… soll ich denn umgebracht haben?“ – „Lord Alton,“ schleuderte ich ihr entgegen. „Gemeinsam mit Deionora“ – Es war still im Saal. „Emilia…“ ich nahm Rodrigos ruhige Stimme wahr, „wie kommst Du darauf, dass Elaine und Deionora Lord Alton umgebracht haben?“ Ich wusste es auch nicht warum. Ich wusste es einfach. Ich beschrieb Rodrigo das Bild, das ich gesehen hatte, Elaine und Deionora und den toten Lord Alton. Sie lachten beide. Elaine und Deionora hatten sich verständnislos angesehen, aber ich merkte, wie sich Elains Gesichtszüge langsam entspannten.
„Emilia, was bringst Du denn hier für Anschuldigungen hervor? So kenne ich dich ja gar nicht, Du bist doch nicht Du selbst...“ Aliciane legte mir sanft die Hand auf die Schulter, ich war jedoch so aufgewühlt, dass ich mich ihr grob entzog und sie wütend anfunkelte…

Coryn…
Elaine war aufgelöst, Aliciane blickte wie erstarrt!
Alles rief und schrie durcheinander. Jeder beschuldigte jeden und zwischendurch sah ich Bilder von toten Lords, amourösen Bewahrern.
Ich hielt mir die Schläfen, doch dass ich diese Bilder sehen konnte – die ich nicht sehen wollte – bedeutete nur, dass die Wirkung des Raivannin nachgelassen hatte.
Meine Kopfschmerzen jedoch nicht.
Rodrigo ging mit dem Schwert auf Kyrill los, worauf man meinen Bewahrer fest hielt während Kyrill fluchtartig Alton-House verließ um irgendwo nach Diotima zu suchen oder was auch immer, ich bekam es nicht wirklich mit.
Als Rodrigo sich halbwegs beruhigt hatte, legte er mir die Hand auf die Schultern
„Coryn….du bist der Einzige, der die Serrais-Gabe anwenden kann. KANNST Du sie wieder anwenden?“, fragte er mich und ich konnte die leichte Verzweiflung ob der ganzen Situation wieder spüren.
Ich schloss die Augen und konnte den ruhigen Fluss in mir spüren. So nickte ich ihm nur zu. „Dann möchte ich dass Du in Emilias Nähe bleibst. Beruhige sie, Coryn….sie ist außer sich und bevor sie etwas sagt, was Schlimmes auslösen könnte….“ er blickte zwischen Elaine und Aliciane hin und her und ich wusste was er meinte.
Emilia stand gerade vor Deionora und erklärte ihr erneut, dass sie ihren Schwager und ihren Mann auf dem Gewissen hatte. Ich erkannte meine ehemalige Schülerin kaum wieder.
Ganz leicht legte ich ihr meine Hand auf die Schulter.
„Emilia….“, flüsterte ich und ließ die Kraft der Serrais wie einen warmen Fluss zu ihr strömen. Sie wurde ruhiger. Ich drehte sie sanft zu mir um. Ein Blick und Deionora hatte verstanden. Sie verließ wissend, dass die Matrix Emilias Geist benebelte die Unterhaltung, die ja mehr ein Monolog seitens Emilia gewesen war.
Ruhig stand ich vor Emilia, noch immer flossen die beruhigenden Kräfte meiner Donas zu ihr und ich zog sie in meine Arme. Eine Geste, welche ich Emilia noch nie hatte zu Teil werden lassen.

Emilia….
„…Ich habe Dich ausgebildet. Ich lasse Dich damit nicht alleine…“ Langsam drangen Coryns leise Worte an mein Ohr. Er hielt mich im Arm und mein Herz begann ruhiger zu schlagen. Der Nebel lichtete sich langsam und ein Gefühl von Ruhe und Frieden stellte sich ein. Ich fühlte mich geborgen. In diesem Moment war es wie im Auge eines Sturms um uns herum schien die Welt zu toben, aber hier war alles still. Langsam ließ mich Coryn los und gab mich an Elaine und Aliciane. Sie schienen mir verziehen zu haben, denn sie sahen mich besorgt an und hielten meine Hand. Ich sah Aliciane an, „verzeih mir…“ – „Natürlich Chiya, es ist die Matrix, die dich beeinflusst…“
Die Matrix… richtig. Langsam griff ich in meine Tasche und fühlte den kalten Stein. Er fühlte sich so gut an. „Kind, Steck das weg“, Aliciane wollte nicht, dass ich den Stein offen zeigte und deutete mir sanft an, sie wieder in die Tasche zu stecken. „Und Du weißt wirklich nicht, wo Du sie her hast?“ – „Nein, ich weiß es wirklich nicht“. Ein wenig unschlüssig schob ich die Matrix wieder in meinen Beutel. Es tauchten wieder Bilder in auf, ich sah Coryn, wie er versuchen wollte Rodrigo zu intrigieren um den Posten des Bewahrers zu bekommen, Gwendolina, wie sie eine Kette stahl… Aber ich ging diesen Ideen nicht mehr nach. Es waren Bilder, die mir die Matrix gesandt hatte und in meinem jetzigen Zustand konnte ich nicht mehr unterscheiden, was Einbildung war und was wirklich meinem Verstand entsprang. Vorerst entschied ich mich deshalb, das Geschehen erst einmal weiter zu beobachten, bis ich das Gefühl hätte, wieder klar denken zu können.
Rodrigo schien immer noch ein wenig mitgenommen durch seine Kopfverletzung zu sein. Dennoch schien er wieder Bilder zu empfangen. Er sprach von einem Feuer, dass er sah. Diotima schien nach ihm zu rufen. Ich sah, wie Coryn plötzlich rote Ohren bekam und leicht peinlich berührt Rodrigo anblickte: „Ein Federhut?“ flüsterte er leise.
Plötzlich kam Kyrill hereingestürmt. Er sah erbärmlich aus, ein Auge war geschwollen und er war verschrammt. „Sie haben mich zusammengeschlagen!“ Rodrigo schien innerlich mit sich zu kämpfen nicht die Beherrschung zu verlieren als er schließlich fragte: „Wer hat Dich zusammengeschlagen und Wo?“ Er sei gemeinsam mit der Stadtwache die Strecke noch einmal abgelaufen, die Rodrigo und Diotima gegangen seien in der Hoffnung Hinweise zu finden. Doch genau an der Stelle, an der auch Rodrigo zusammengeschlagen wurde, hätte es auch ihn erwischt. In Rodrigo keimten Zweifel. „Stimmst Du einem Wahrheitsbann zu?“ Fragte er ohne lange Umschweife Kyrill. Man merkte Kyrill an, dass er mit sich haderte. Stimmte er nicht zu, so machte er sich höchst verdächtig. Aber irgendetwas wollte er verbergen, so viel stand fest.
Kyrill musste einige Fragen über sich ergehen lassen und schien diese auch wahrheitsgemäß zu beantworten, da das blaue Licht gleichmäßig schien und keine Spur eines Flackerns zu erkennen war. Allerdings waren seine Antworten ausweichend und sie führten zu keiner Lösung. Rodrigo verlor die Geduld und hatte plötzlich ein Messer in der Hand, das er Kyrill an den Hals hielt: „Du weißt wo Dio ist! Sag es!“ Kyrill schien seine Chancen abzuwiegen und brachte schließlich hervor: „Ich könnte sie finden…“

Coryn…
Ich schloss die Augen, den Mund zu einem Strich zusammen gepresst.
Also war er es doch! Bei Zandrus 9. Hölle….warum?
Auch wenn ich mir diese Frage gut selbst hätte beantworten können, so blieb es doch bei einer Spekulation. Und die Rettung von Dio erschien mit jetzt erst einmal wichtiger.
Ich übergab Emilia in die Sichere Obhut von Elaine und schloss mich der Befreiungsaktion von Diotima an. Und es dauerte auch nicht lange und wir konnten die Tochter des Alton-Lords ohne nennenswerten Unterbrechungen ins Stadthaus der Altons zurück bringen.
Ich könnte jetzt davon berichten, wie Lady Elaine Kyrill den Inhalt eines Wasserglases ins Gesicht schüttete, so sehr echauffierte sie sein Tun. Ich könnte berichten, wie Leandra mit Diotioma eine Unterredung führte, da sie als Überwacherin starke Zweifel daran hegte, dass dieser Komplott allein Kyrills Idee war - und wie sich Leandras Verdacht bestätigte. Ich könnte auch davon berichten, dass Lord Alton und sein Bruder schließlich doch noch in Nevarsin aufgetaucht sind und warum sie so spät dort eingetroffen waren. Und ich könnte weiterhin berichten, dass man wohl eine Regelung fand, in dem man die vermeintliche Straftat zur Wahrheit machte und die Hochzeit von Diotima und Kyrill verkündete. Rodrigo und die Damen Alton würden am heutigen Abend zum Ball auf Burg Comyn gehen und sich dort zumindest sehen lassen. Ansonsten würde man über die Vorkommnisse Stillschweigen bewahren! Es war eine Sache der Comyn, genauer der Alton.
Und eigentlich waren meine Gedanken in dem Moment nicht bei den privaten Begebenheiten der Comynlords und ihren Familien, sondern bei Emilia. Sie stand noch immer unter dem Einfluss dieser Matrix und ich merkte selbst, wie sie die Gedanken eines jeden verschmutzte, der nur lange genug in ihrer Nähe war. Ich war und blieb in Emilias Nähe, sandte Minute für Minute und Stunde für Stunde den beruhigenden Kraftfluss meiner Gabe zu ihr und wollte erreichen, dass es ihr gut ging und sie sich nicht all zu große Sorgen machte.
Denn ich machte mir Sorgen, WIRKLICHE Sorgen!
Ein Gespräch mit Rodrigo bestätigte mir, dass ich mir diese mit Recht machte und begründet.
„Wir könnten versuchen, sie mental abzuschirmen, Rodrigo!“, schlug ich vor und mein Bewahrer nickte zustimmend.
Leandra, Diotima, Rodrigo und ich saßen kurz darauf in einem Kreis um genau das mittels unserer Larankraft zu tun. Wir wollten die Matrix abschirmen und so ihren Einfluss auf uns und vorrangig auf Emilia dämmen. Emilia, die sich nicht aus der Verbindung zwischen ihr und mir lösen wollte, war bei mir, doch in den Kreis nahm Rodrigo sie nicht mit hinein.
Und mit einem Mal wurde es Dunkel um mich……

Emilia…
Ich wusste, dass es das Richtige war, die Matrix von mir abzuschirmen. Während Coryn weiterhin beruhigend auf mich einwirkte, leitete Rodrigo einen Kreis, um die Matrix von mir zu lösen und zu dämpfen. Da die Matrix außer mir niemand berühren konnte, musste ich sie selbst ablegen. Es kostete mich viel Kraft und ich spürte auch, das Coryn langsam seine Kräfte schwanden. Aber es musste sein. Langsam glitt die Matrix aus meiner Hand und das letzte was ich sah, war wie sich langsam der Deckel des Dämpfers schloss. Dann wurde es schwarz.
Ein Gefühl von Panik riss mich aus der Dunkelheit. Mein Herz raste, ich spürte nur noch einen Gedanken... die Matrix. Ich musste zu ihr. Sie war in diesem Kasten... Ich musste nur... Ich sprang auf und rannte auf den Dämpfer zu, bis ich spürte, dass ich festgehalten wurde. Ich stolperte, fiel auf die Knie und war so kurz davor die Matrix zu erreichen, ich wollte mich befreien, schlug um mich... doch etwas beendete meine Raserei. Ich spürte die sanften Wellen und die beruhigende Kraft von Coryn. Ich sank zusammen. Was hatte diese Matrix nur aus mir gemacht. Sanft zog mich Coryn auf die Beine. „Emilia. Es ist vorbei. Alles wird nun gut.“ Langsam beruhigte ich mich wieder. Die isolierte Matrix zog mich noch immer an, aber es fiel mir leichter dem Drang sie wieder herausholen zu wollen zu widerstehen. Ich fühlte eine große Müdigkeit, aber auch Coryn schien Kraft gelassen zu haben. Er sah beinahe flehentlich zu Rodrigo „Du musst mir helfen...“ Woraufhin Rodrigo nur nickte und ich eine Art Energietransfer zwischen den beiden beobachtete. Nach einigen Momenten wirkte Coryn bereits wesentlich erholter.
Es schienen sich alle wieder soweit erholt zu haben. Dio wurde wieder auf ihren Stubenarrest geschickt und der Rest zog sich wieder in die große Halle zurück um zu beratschlagen, wie es nun weitergehen sollte. Ich wich nicht mehr von Coryns Seite.

Coryn…
Ich war in ihrer Nähe und sie in meiner. Das, was sich anfangs wie eine Strafe anhörte, entpuppte sich als kurzweilig und interessant, trotz der schwierigen Situation als fröhlich und tiefgründig. Kurzum, ich genoss die Nähe von Emilia und sah sie seit langem wieder einmal richtig an. Sie war nicht mehr meine Schülerin! Wir unterhielten uns viel und lange doch auch das Schweigen war nie krampfhaft oder tragisch.
Und doch wollte ich wissen, wie diese Matrix funktionierte. So unternahm ich einen Selbstversuch. Ich bat Emilia mir die Matrix auszuhändigen und versuchte mich von Alton-House zu entfernen, doch so sehr ich es auch wollte, wenige Augenblicke später stand ich wieder vor der Tür des Stadthauses. Die Matrix wollte dort also nicht weg! Jetzt wollte ich wissen, ob die Matrix nicht weg von Emilia wollte, oder ob es andere Gründe hatte, dass ich es nicht vermochte, meine Schritte dorthin zu lenken, wo ICH hinwollte. Also ging ich mit Emilia in Thendara spazieren. Den Weg aus der Stadt hinaus ließ uns die Matrix auch gemeinsam nicht nehmen, wir standen wieder vor dem Stadthaus. Einer inneren Intuition folgend, schlug ich jetzt den Weg zur Burg ein. Und von dort aus wollten wir plötzlich nicht mehr weg! Wir wollten tanzen gehen, wollten bleiben. Ich musste all meine Kraft zusammen nehmen und nur mit Rodrigo unterstützend in meinem Geist gelang es mir, dass wir zurück zum Stadthaus kamen. Der Weg von der Burg weg war schmerzhaft, doch sobald wir näher an das Haus der Altons heran kamen, gingen die Schritte leichter.
Das Ergebnis lag klar auf der Hand. Die Matrix suchte nach Laran und zwar nach viel Laran. Auf Alton-House war der gesammelte Hestral-Zirkel (außer Fredrik, ja) zu Besuch und auf Burg Comyn die Telepathen einer ganzen Gesellschaft, da Hastur zum Ball geladen hatte.
Ich hielt Emilias Hand und suchte Rodrigos Blick.
'Sie kann hier gerade nicht weg, Rodrigo…….', erklärte ich ihm – allerdings unnötiger Weise, denn Rodrigo kam bereits früher zu dem Entschluss.
„Sie wird hier bleiben, Coryn, ich habe vorhin bereits mit Hjalmar von Thendara gesprochen. Er...Emilia kann in seinen Turm kommen und dort wird er versuchen, die Matrix in einen isolierten Raum zu bannen. Und doch ist sie an die Matrix gebunden und es wäre fatal, Emilia mit nach Hestral zu nehmen“
Ich kaute auf meiner Unterlippe. Es gefiel mir nicht sonderlich, was Rodrigo da vorschlug und doch wollte mir nichts sinnigeres einfallen.
„Aber du kannst sie da doch nicht allein hinschicken….so wie es ihr geht!“
Rodrigo schüttelte den Kopf „Nein, du wirst bei ihr bleiben!“
Ich keuchte auf. „Bitte...was? Willst Du mich loswerden?“
Den darauf folgenden Streit schiebe ich auf den Einfluss dieser Matrix, denn ich warf ihm Dinge an den Kopf, die ich bei klarem Verstand nicht einmal gedacht hätte.
Am Ende jedoch lagen wir uns in den Armen und es war beschlossen. Emilia und ich würden im Turm zu Thendara bleiben. Und der Preis dafür, war nicht gering.

Emilia…
Langsam drangen die Worte zu mir durch, mit denen mir Rodrigo und Coryn erklärten, dass ich nicht nach Hestral zurückkehren würde. Coryn hielt die ganze Zeit über meine Hand, dennoch traf mich diese Erkenntnis wie ein Schlag. Hestral war für mich ein Zuhause geworden und nun sollte ich hier zurück bleiben. Natürlich war es der einzige Weg, das wusste ich. Der einzige Trost war, dass Coryn bei mir bleiben würde, aber auch er blieb nicht freiwillig. Ich konnte auch nur erahnen, was dies für Rodrigo bedeutete. Er verlor nicht nur seinen ersten Techniker, auch die Vereinbarung, die mit Hjalmar getroffen hatte konnte für Rodrigo nicht zum Vorteil sein.
Der nächste Morgen war der Tag der Abreise. Heute trennten sich viele Wege trennen. Ein letztes Mal umarmte ich meinen Zirkel, bevor ich den Weg zum Thendara-Turm antrat. Rodrigo begleitete Coryn und mich zum Turm von Thendara. Ich spürte wieder, welche Kraft es Coryn und mich kostete, die Matrix von Alton-House weg zu bekommen. Je näher wir doch dem Turm kamen, desto leichter wurden unsere Schritte wieder.
Am Turm angekommen, wurden wir durch die große Eingangshalle in den Empfangsraum geführt. Rodrigo musste Hjalmar einen Gedanken gesandt haben, da wir nicht lange warten mussten. Ich konnte nicht mitbekommen, welche Gedanken Rodrigo und Hjalmar austauschten. Schließlich wandte sich Rodrigo Coryn und mir zu. „Nun...“ Es bedurfte keiner Worte. Ich sah den Kummer in Rodrigos Augen. Wortlos umarmte er Coryn und mich zu Abschied. Er nickte Hjalmar kurz zu und verließ eilig den Saal. Mein Hals schnürte sich zu und ich kämpfte gegen meine Tränen an. Plötzlich empfing ich jedoch ein Bild... von einer Laute und einem Hut mit Feder... Ich sah Coryn an und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Auch ich musste leicht lachen.
„Nun ihr beiden, dann kommt mal mit...“

… doch dies ist eine andere Geschichte.