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2007 – Herbst

Plot zur November Con 2007

Lord Elhalyn und seine Erben

Vier Monde sind entfloh'n
Seit ich getrauert hab
der falbe Wermut grünt schon
auf meines Herren Grab

Noch ist Lord Elhalyn nicht gestorben, aber seine Zeit scheint gekommen. Krank und gebrechlich
ist er schon seit geraumer Zeit, doch nun kann er nicht mal mehr sein Bett verlassen.

Das Fleisch verdorrt, die Augen werden trüb.
Seine Kräfte schwinden und er spürt dies.
Müde ist sein Körper, aber klar ist sein Geist und so hat er nur noch einen Wunsch:

„Lasst Freund und Feind, Familie und Volk noch einmal vor mein Angesicht treten.
Verabschieden möchte ich mich und auch meinen Erben bestellen."

Kaum hat Elhalyn diese Worte geflüstert, verlassen Boten die Burg und tragen den
letzten Wunsch des Sterbenden in alle Richtungen des Windes.

Währenddessen steht sein Friedensmann auf den Zinnen der Burg und betrachtet die schwindende Weite des Landes vor sich.
Liebe und Treue verbinden ihn mit seinem Lord.
Doch so sehr er ihn in der Vergangenheit auch immer bedingungslos unterstützte,
so zweifelt er jetzt doch an eben jenem letzten Wunsch.Freund und Feind? Gemeines Volk?

Sein Herr war schon immer furchtlos gewesen, aber gerade jetzt hätte er sich ein friedliches
und würdevolleres Ende für ihn gewünscht. Friedlich würde es mit Sicherheit nicht werden,
wenn sogar Elhalyns Feinde ungestraft durch dieses Tor reiten würden.
Als hätten sie nicht schon genug Probleme und als würden die Aasvögel nicht bereits abwartend und lauernd um den Lord kreisen...

Der Friedensmann schüttelt leise den Kopf. Dunkle Wolken überziehen den Himmel und es scheint ihm,
als wäre eben dies das Zeichen nahenden Unheils.

Wohlan, Vorbereitungen mussten nun getroffen werden.

Und der Friedensmann wendet sich ab, um zum letzten Mal seinem Herrn zu dienen.

Eingeladen seid nun Ihr, um dem Lord von Elhalyn die letzte Ehre zu erweisen.

Ob Comyn, Freund oder Feind, oder einfaches Volk. Alle seid Ihr eingeladen, um einen letzten Blick
auf den Sterbenden zu werfen und sich von ihm zu verabschieden.

Out-Time Infos

Beginnen wird der Plot am Freitagabend, um dann den Samstag über fortgesetzt zu werden.

Folgende Einschränkungen sind zu bedenken:

Wenn Ihr gemeines Volk spielt, wird es möglicherweise dazu kommen, dass Ihr vom Hauptplot nicht
viel mitbekommt, bzw. Ihr im Spielverlauf von den Comyn nicht beachtet werdet.

Aber: der Plot wird diesmal auf einer Burg spielen und diese Burg braucht natürlich auch
Bedienstete, die sich um das Wohlergehen der angereisten Comyn kümmern.
Für diejenigen, die vielleicht nicht so eng in das eigentliche Spielgeschehen integriert
werden möchten, wäre so ein Charakter wohl entsprechend.

Jene, die gern spielen und sich aktiv am Spielgeschehen beteiligen möchten, sollten demnach  eher einen Comyn spielen.

Zur Auswahl stehen Euch alle hohen Familien Darkovers.
Natürlich auch die Familie Elhalyn. Familie soll ja schließlich ebenfalls dabei sein.

Da man sich auf Darkover kennt, wird es wie im letzten Plot auch, von uns eine
Charakterzusammenstellung geben, die jedem zugemailt werden wird.
Viel Spaß bei der Erstellung eurer Charaktere und auf ein gutes Gelingen des Plots
wünschen euch

Bredhya und Levin

November Con 2007 - Berichte

Hier findet ihr die Berichte der Cons, die die im Forum gepostet wurden.

Erzählung Rascard di Asturien
Erzählung Lorett Elhalyn – di Asturien
Erzählung Hayden Elhalyn
Erzählung Linnea Aillard
Erzählung Rhianna Ridenow
Erzählung Alastair Leynier
Erzählung Kyria
Erzählung Reeth Caldason
Stellungnahme Bea Syrtis zu Reeth Caldason
Die Ehre des Hauses Aillard
MacArans Aufbesserung der Reisekasse
fast 4 Hochzeiten und (k)ein Todesfall
Rechtsstreit Avarra – Zandru

Erzählung Rascard di Asturien

Offener Brief von ihrer Hoheit Rascard di Asturien
An Corran di Asturien von Greenscarp und Fionn di Asturien,
versandt nach dem Tode Beltrans von Elhalyn.

Lieber Onkel Corran, lieber Fionn,

Ich habe meine Gemahlin sicher nach Asturias zurück gebracht und bin wirklich erleichtert die heimischen Hügel wieder zu sehen. Denn was sich auf Burg Elhalyn zutrug, überstieg alles was ich jemals erlebt habe.
Wie wir alle nur zugut gelernt haben, bringt der Tod eines Familienoberhauptes immer das schlechteste in den Menschen zu Tage. Wie hungrige Kyorebni überfliegen sie das Aas und hoffen alle darauf sich den größten Teil dabei herauszuschneiden... doch was an den Gestaden des Wolkensees geschah übertraf selbst den Krieg zwischen Brüdern, der einst Asturien in Bann schlug.

Verwahrlosung und Verfall waren es, was meine Augen zuerst wahrnahmen als wir das Stammhaus meiner Frau erreichten.
Elhalyn wirtschaftete ab… kein Vergleich zudem was wir vor zwei Jahren dort vorgefunden hatten. Die blühende Domäne, der Haushalt, alles schien mit dem Lord zu siechen. Niemand nahm an seiner statt, das Ruder in die Hand und hielt die Ehre der Familie und ihre Gastfreundschaft aufrecht.
Während Beltrans zweite Frau, Gabriella, sein Friedensmann und der Heiler vollauf damit beschäftigt schienen des alten Mannes wirren Geist in Zaum zu halten und doch damit überfordert waren, dümpelte das Personal vor sich hin und alles in allem war der Empfang, vor einigen Vertretern der Domänen und der versammelten Familie, mehr als peinlich.

Beltran verstieg sich dazu gleich dreimal in kurzer Folge einen Erben zu benennen.

Zuerst seinen Erstgeborenen, Rafael, Loretts ältesten Bruder.
Der Mann war von Kummer um seine geliebte Frau gezeichnet und schien zuerst sicherlich nicht fähig den festen Stand der Elhalyns auf der Erde zu vertreten. Aber wenigstens widersprach er nicht, als Beltran gleichzeitig seine Verheiratung mit Linnea Aillard anbahnte.
Es war ein Anfang und sicherlich würden wir ihm helfen können ihn an seine Pflichten zu erinnern und seinen Rücken zu stützen. Doch kaum waren erste Schritte dahin gemacht, als Beltran ein weiteres Mal, verwirrt und tattrig erschien…

Hayden Elhalyn, Elhalyns Paradiesvögelchen, der zwitschernde Lyriker aus Thendara, der von Politik Zustände bekommt und von Diplomatie Ausschlag.
Eine sehr gute Wahl.
Ehrlich, ich wäre fast vom Stuhl gekippt.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Beltran, als er noch klaren Verstandes war, jemals diesen Mann für sein Erbe in betracht gezogen hatte, zumal es ein mehr als offenes Geheimnis war, das sein einziger Sohn Coryn die Erbfolge für Hastur antreten sollte.
Seine Frau Adriana Hastur, sorgte erst einmal dafür, das er nicht gleich in Ohnmacht viel.
Schadensbegrenzung schien das einzige, was wir einstweilen tun konnten.

Nicht viel, angesichts dessen, daß Beltran Elhalyn noch ein weiteres Mal erschien und dieses Mal Aric, den einzigen Sohn seiner zweiten Frau Gabriella nach vorne rufen ließ.
Das Chaos schien sich zu komplettieren und es wirkte auf mich, als wurde Beltran sein Laran benutzen, als er einen Vormund für das schwellenkranke und nicht volljährige jüngste Kind zu bestimmen gedachte. Er stierte mich an… und ich spürte im Bauch einen tiefen Groll gegen diese ganze Situation. Diplomatie hin oder her, ich würde protestieren, sollte er meinen Namen nennen. Nichts gegen Aric, er schien mir wie viele junge Leute, formbar und sicherlich willig, aber wer wußte zu sagen, ob er die nächsten Stunden überstehen und in welcher Form die Donas der Familie in treffen würden? Eine seltsame Vision hatte er bereits gehabt… Ich war mehr als skeptisch.
Mein Name fiel nicht. Beltrans Blick schwenkte um auf die Leute neben mir und schließlich war es Lord Alton, dem er diese Bürde auferlegte.

Mein Moment zum Protest war vertan, meine Chance dahin, aber ich weiß was meine Familie von mir erwartet. Noch einmal würde es nicht geschehen... um unseres Bundes willen, für den ich Lorette einst zur Frau nahm, Elhalyn musste stark und autark bleiben.
Fionn glaubt jetzt sicher, daß es auch Trotz war der sich in mir regte. Sicherlich, Cousin, auch der war da...
Ich ertrage doch keine zehn Jahre Ehe ohne einen Hauch von Nähe, und sehe dann getrost dabei zu, wie der einzige Gewinn, den dieser Bund mit sich brachte, davon schwimmt.
Elhalyn brauchte einen Erben aus den eigenen Reihen, keinen der eine Marionette einer anderen Familie war wie Aric, keinen dessen Donas ihn schwach und beeinflussbar machten wie Hayden.

Rafael erschien mir immer noch die beste Wahl. Liebeskummer ist eine Schwäche die sich niemand von uns leisten kann... blieb zu überprüfen, ob er fähig war der Belastung standzuhalten.

Dom Elhalyn schlief erschöpft auf dem Canapé ein, vor allen Augen…
Selbst wenn mir nichts an dem alten Mann gelegen hätte, was nicht so war, denn ich erinnerte ihn immer noch als einen weisen Herrn, zu dem mein Großvater ganz zurecht Freundschaft gehalten hatte, so war es immer noch empörend.
… und Lorett litt stumm und still, als wäre sie nicht sie selbst.
Ich traute meinen Augen kaum, wie verändert meine Frau plötzlich war. Sie trauerte still und half wo sie nur konnte, dem arg gebeutelten Ruf Elhalyns wiederherzustellen.
Wo blieb ihr arrogantes Gehabe? Wo ihre Verachtung? Ihr eitler Stolz?
Ein einziges Mal sah ich es aufblitzen… und dieses Mal mit Fug und Recht.

Dom Elhalyn war wieder erwacht und empfing nun seine jüngste Tochter Keshiara, die aus dem Turm von Hali angereist war. Der jungen Frau in ihrer Begleitung hatte ich bislang keine Beachtung geschenkt und nur am Rande mitbekommen, daß diese Begegnung zweimal unterbunden worden war.
(Ja, ich habe mir Arielles Worte zu Herzen genommen und sicherlich nicht vor meiner Frau unter dem Dach ihrer eigenen Familie Schande zu bereiten… außerdem war das Mädchen, Sophia Snow wie ich später erfuhr, eher reizlos. Dem hübschen ‚Nüsschen’ hätte man etwas Besseres gewünscht, einen ordentlichen Mann z.B.)
Keshiara trat recht ruhig vor ihren Vater und verkündete dann mit einiger Vehemenz das diese Frau, ihre Frau sei. Es gab keine verkleideten Worte, keinen Versuch es sachte und beschönigend zu tun. „Meine Frau, meine Lebensgefährtin!“
Das Lord Elhalyn ob dieser Schande aus der Haut fuhr ist wohl keine Frage.
Er erhob sich, schrie seine Tochter an…
… und brach zusammen.
Tot.

Welch ein Abgang. Vielleicht mußte es so passieren, bei solchen Kindern.
Lorett schrie ihre Schwester an, gab ihr, so glaube ich, sogar eine Ohrfeige… Gabrielle kreischte Boshaftigkeiten.
Ein wunderbares Bild einer wunderbaren Familie, ungeschminkt und ungeschönt vor den Augen derer von Aillard, Ridenow und Alton.

Als erstes, kaum das der Leichnam gen Kapelle gebracht war, schnappte ich mir meine Frau und redete ihr all die Tugenden ein, die sie mir selbst vorwarf nicht zu besitzen. Sie mußte Fassung bewahren, konnte sich nicht länger gehen lassen… außerdem gab es keine Tintenfässer, Bücher und Federn mit denen sie hätte werfen können.
Keshiara gehörte der Hintern versohlt, aber das mußte warten bis die unruhige Lage geklärt war. Elhalyn brauchte jetzt sofort einen Mann, der die Geschicke lenkte.
Es war kein Platz für Trauer, Wut und Verzweiflung... ein einziges Mal in der Geschichte musste Elhalyn stark sein. Lorett fasste sich, erinnerte sich ihrer Pflichten und auch meine Mahnung, sie solle nicht vergessen, das ihre geliebte Ziehmutter nicht ihre leibliche Mutter war, schien zu fruchten.
Ich hätte gar nicht gedacht, das Lorett so schnell mitdenken kann...

Ist der Erbe nicht testamentarisch festgelegt und die Benennung durch den Lord selbst ließ alle Fragen offen, so bleibt nur die Familie die sich zusammenraufen muß, und geeint einen Namen benennt.
Also schickte ich Lorett an die Seite ihrer Schwester um einstweilen den Streit beizulegen und mit Hayden reichten ein paar kurze Worte. Er wollte sicherlich nicht erben…
Rafael stand dieser Platz seit seiner Geburt zu und er zeigte sich in diesem Moment weder unwillig noch schwach.
Er sagte es in den gleichen Worten, die ich eines Tages verwenden würde.
„Mein Leben lang dazu ausgebildet und vorbereitet ist dies mein Platz!“
Richtig. Keinen Kommentar mehr würdig und es wäre ein leichtes gewesen ihn hier und jetzt zu bestätigen, wäre da nicht Gabriella gewesen.
Sie stichelte gegen Keshiara, betonte die Unfähigkeit Rafaels, seine Schwäche, seine Gemütschwankungen, sie brachte vor, daß es auch noch einen anderen Erben geben würde.
Alan Alton, Sohn von Javanne Alton-Elhalyn, Loretts Tante.
Sie brachte sogar ein Dokument, aber… mal ehrlich… da stand genau das drin, was wir eh gerade tun wollten. Das Pergament war mindestens 35 Jahre alt… und besagte nur, daß Alan erben solle, solange Beltran keinen eigenen Erben gezeugt hatte.
Aber Rafael stand hier, leiblicher Sohn Beltrans von Elhalyn und bereit sein Erbe anzutreten.

Rafael beschwichtigte seine Ziehmutter, versuchte es ihr zu erklären, aber sie ließ nicht nach immer und immer wieder von dem Bund mit Alton zu sprechen…
Es war nervenzerreißend und gänzlich unpassend wie diese Frau sich verhielt.
Wäre ich an Rafaels Stelle gewesen, ich hätte ihr einfach den Mund verboten.
Kein Wunder, das Elhalyn, während Beltrans Erkrankung, den Kadarin hinunterging. Ich wage zu behaupten, daß es sich dadurch von der aus Alton stammenden Lady Elhalyn nur leichter an ihrer Verwandtschaft aus Armida verschachern ließ.

Schließlich, ich glaube es lag an einem weitern Schub der Schwellenkrankheit bei Aric, verschwand Domna Elhalyn dann doch einmal... und nun hieß es schnell handeln.
Beltrans vier ältesten Kinder, geboren von Lenette Elhalyn, setzten sich eilig zusammen und verfaßten einen Brief ganz ähnlich dem, den Beltran hinterlassen hatte.
Keshiara, ganz nützliche Leronis und nicht mehr das fatale Weibsstück, daß seinen Vater schockierte und tötete, wob einen Zauber um unser tun. So blieb es allen Spionen verwert, etwas davon zu bemerken.
Hayden bewies, das ein Schreiber und Dramatiker nicht schreiben kann… aber letztlich stand dort, schwarz auf weiß und von sechs Unterschriften bestätigt, daß Rafael sich als neuen Lord Elhalyn sah, daß Coryn, Haydens Sohn sein Erbe sein würde, solange er keinen eigenen Sohn hatte…
Das Schreiben wurde gesiegelt und einstweilen verborgen.

Alastair Leynier informierte darüber, das Lady Aillard der Ehe zwischen Rafael und Linnea zugestimmt hatte, schränkte aber ein, daß die Eheschließung erst stattfinden könne, wenn die Lady, zur Zeit im Kindbett liegend, wieder bei Kräften sei.
Es wäre besser gewesen eine andere Braut zu finden, zumindest um sich abzusichern.
Damiselas fanden sich bald und Hayden und ich streunten aus um mal vorsichtig abzutasten ob die Damen vielleicht bereit, und wenn ja, wie ihre Loyalität zu Elhalyn aussehen würde.
Bei den Aillards so hieß es, und ich glaubte Haydens und Keshiaras Worten, daß es dort generel Schwierigkeiten bei Geburten hab.
Ellemir Alton war zu fest mit ihrer Sippe… die irgendwo im Hintergrund gegen uns intrigierte, verbandelt. Zumindest erschien es uns so.
Am Ende hielt ich Bea Syrtis für die beste Wahl.
Jung genug noch einige Kinder zu gebären, hübsch und lebensfroh, zwar als Pflegetochter der Altons aufgewachsen, aber sich durchaus bewußt, welchen Aufstieg sie mit dieser Ehe machen würde… und was nicht zu verachten war, nicht schon durch dutzende Ehen und Blutvermischungen mit den Elhalyn verbunden. Angesichts Haydens Leid mit seiner Gabe, die ihn auch an diesem Abend nicht in Ruhe ließ… (Und ich weiß einfach nichts Besseres als eine kräftige Ohrfeige, damit er wieder zu Verstand kommt), Arics seltsamen Visionen während seiner Erkrankung… und Rafaels Gemütsschwere… Keshiaras seltsames Temperament.
Ich erinnere mich noch, daß mein Vater die Auszüge aus den Zuchtbüchern gründlich studierte ehe er eine Eheschließung befahl. Seine Wahl gefiel mir nicht, aber schaden wollte er dem Königreich sicherlich nicht. Ich weiß nicht ob Caleb und Miranie so gesund wären, wenn seine Wahl anders ausgesehen hätte… zumindest deshalb bin ich froh um Lorett.

Rafael informierte seine Mutter und sehr glücklich war sie nicht darüber, daß wir ohne sie gehandelt hatten. Sie kam wieder damit, daß ein fester Bund zur Sippe der Alton das Beste wäre. Sie schleppte sogar den kleinen Aric aus dem Bett, damit er teilhaben konnte an den Entscheidungen, die wir längst getroffen hatten.
Bislang hatte ich an Gabriella nie etwas auszusetzen, außer das sie gerne glauben wollte, daß zwischen mir und Lorett tiefe Liebe bestand. Aber langsam erhärteten sich meine Zweifel und bei der ersten Gelegenheit verließ ich das diplomatische Parkett, mit dem Gefühl im Bauch, daß es manchmal doch leichter ist, sein Schwert zu ziehen und für Ruhe zu sorgen.
Nicht wahr Corran?

Einstweilen suchte ich ein wenig Ruhe, ein bißchen Zeit zum Nachdenken und… etwas Kräftiges zu Trinken. All dies fand ich bald… und noch ein wenig mehr…

Irgendwann tauchte Lorett vor mir auf, ihr Gesicht noch immer von den Strapazen und dem Kummer gezeichnet.
“Ich muß gleich noch mal mit dir reden!“
Ich verdrehte die Augen. Ich kannte diesen Tonfall zu genüge. Vermutlich hatte ich aus ihrer Sicht wieder alles falsch gemacht, zu sehr über ihre Mutter gestänkert, ihrem Vater nicht genug Respekt erwiesen, sie selbst nicht genug hofiert…
Ich zählte insgeheim schon meine Schandtaten dieses Tages um mich auf einen Streit am Rande der Gesellschaft gefaßt zu machen. Es wurde eine lange Nacht werden, vermutlich eine, die ich wieder Mal auf dem Ottomanen unsere Suite zubringen durfte.
Hatte ich irgendeiner Damisela zu tief in die Augen geblickt?
War mir ein Wort entglitten, daß Lorett nicht hören wollte?
Ich wußte es nicht…
Sie trug ein kleines Schälchen mit Leckereien als ich hinter ihr herging, und während ich auf eine Predigt wartete, begann ich daraus zu futtern, nur um ihr zu zeigen, wie unschuldig ich mich fühlte. Ich war mir wirklich keiner Schuld bewußt. Ich hatte mich den ganzen Tag anständig und loyal verhalten…
„Dann jetzt gleich!“ Ich stand auf ging neben ihr her, dorthin, wo uns niemand sah…

„Ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll…“ Tränen schwammen in ihren Augen und ich runzelte recht verdutzt die Stirn…
Was soll ich sagen, ich war blaß vor erstaunen.
Ihr beide kennt Lorett, ihr kennt mich.
Zuerst dachte ich noch es läge an ihrer Trauer. Sie hatte oft geweint an diesem Abend, verständlicher Weise. So wie sich alle hier betrugen, daß war Lorett nicht gewohnt. Diese ruppigen Worte, all der Streit. Zu Hause flennt sie schon los, wenn ihre Frisur nicht so sitzt wie sie es wünscht.
Dazu die Trauer im ihren Vater…
Loretts Tränen an diesem Tag, waren ehrliche Tränen gewesen. Ebenso wie ihre Wut ehrlich war und die Verzweiflung. Die Person die ich dort heute gesehen hatte kannte ich nicht.

Vorsichtig sah ich sie an. „Sag es einfach. Ich reiße dir nicht den Kopf ab…“ Meine Güte war ich plötzlich tapfer. Nein, um ehrlich zu sein, wäre ich am liebsten davon gerannt.

„Ich verstehe es nicht,“ sagte sie zögerlich. Ich wartete.
„Was verstehst du nicht?“
„Du warst heute so lieb zu mir…“

Ich verfiel in erstaunte Starre… und in meinem Kopf sammelten sich Momente. Ich hatte mir nicht viel dabei gedacht, aber sie hatte recht. Ich war lieb zu ihr gewesen. Ich hätte sie weder geärgert noch ausgelacht, noch war ich ihr aus dem Wege gegangen, wie sonst immer.
Sie ertrug meine Nähe sonst auch nicht so gut…
Mehrfach, wann immer die Trauer sie zu überrollen drohte hatte ich sie einfach in den Arm genommen. Vorsichtig und distanziert, aber immerhin… und wenn sie meine Hand gebraucht hatte, um sich hineinzukrallen und nicht die Kontrolle zu verlieren, dann war sie da gewesen.
So, als wäre es nie anders gewesen…

Herr des Lichts, warum hatte sie mich nicht von sich geschoben wie sonst? Wir konnten uns nicht leiden, waren wie Feuer und Wasser.
Lorett redete weiter, aber keines ihrer Worte blieb in meinem Kopf haften.
Aber ich weiß noch, daß sie ihren Kopf hob und sich dem meinen näherte… und ich lief rot an, wie ein kleiner Junge. Meine Frau wollte mich küssen… freiwillig?
Lorett hatte an meiner Schulter geweint, als ihr Vater starb. An meiner!
Ich zog sie zu mir und gab ihr das, was ihr Blick wollte, was sie nicht aussprechen konnte. Ein wenig Zuneigung ein wenig Wärme…
Kaum mehr als ein hauchzartes Antasten war es, wie einst, als sie und ich zueinander ins Bett gelegt wurden. Nur war ich damals wund vor Kummer. Meine Eltern hatten mir das Mädchen geraubt, dem mein Herz gehörte und durch Lorett ersetzt.
Es war unmöglich sie zu lieben, es war unmöglich etwas mehr zu empfinden als elende Pflicht. Sie war mir fremd. Sie blieb es…

Ich weiß nicht ob es jetzt anders ist. Ich glaube nicht, daß wir uns jetzt, 10 Jahre später wirklich kennen. Aber vielleicht ist es ein Anfang, wenn sie nicht mehr kalt ist und mich bloß erträgt um ihre Pflicht zu erfüllen.
Sie ist die Mutter meiner Kinder… es mag sein, ich erfahre noch, wer sie wirklich ist.

Vielleicht solltet ihr diesen Teil des Briefes nicht laut vorlesen. Ich weiß nicht, was Aliciane und Rakhaila dann von mir denken werden… aber ich wollte es euch wissen lassen.
Jetzt wo ich hier sitze und schreibe, glaube ich, daß sich etwas in dieser Nacht verändert hat. Ein klein wenig zum Bessern. Vielleicht reicht das… vielleicht bin ich stark und ‚lieb’ genug um es auch für Lorett leichter zu machen bei uns zu leben.
Mama würde es freuen, aber ihr habe ich noch nichts davon verraten!

Erzählung Lorett Elhalyn – di Asturien

Verwandtschaft sucht man sich nicht aus ...

Ich wusste schon länger aus den Briefen meiner Mutter, dass es um meinen Vater nicht gut stand und das sich seine Gesundheit verschlechterte. Doch ich hoffte darauf, dass er die Lebenserwartung so vieler Hastur und Elhalyns teilen würde und dieser Zustand der Verwirrung und Gebrechlichkeit nicht so schlimm war. Es würde verrüber gehen.
So traf mich die Nachricht darüber, dass er Familie, Freund und Feind zusammen rief, um ihnen vor seinem Ableben noch einmal gegenüber zu stehen, schwer.
So schnell es uns möglich war, folgten wir dem Ruf meines Vaters. Mein Gemahl Rascard und ich brachen mit eilig zusammen gestelltem Gepäck auf. Unser Sohn Caleb protestierte dagegen, dass er bei seinen Großeltern, König Caleb und Königin Arielle von Asturias, bleiben musste. Doch für eine solch eilige Reise war er selbst mit seinen sieben Jahren noch zu jung. Zudem hatten er und seine kleine Schwester Miranie gerade erst eine böse Erkältung überstanden. So gab er mir ein Geschenk für seinen Großvater Beltran mit, bei dem er sich vor knapp 2 einhalb Jahren so wohl gefühlt hatte.

Voller Sorge kamen wir auf Burg Elhalyn an, doch konnte ich nicht sofort zu Vater. Er lag noch danieder und sammelte seine schwindende Kraft für die Versammlung, die er einberufen hatte. Rascard und ich bezogen Quartier und trafen mit meinem Bruder Hayden und seiner Frau Adrianna zusammen. Meinen ältesten Bruder Rafael sah ich noch nicht in der Halle, ebenso wenig wie Keshiara oder Aric. Etwas Sorgen machte ich mir auch um Rafael, Mutter hatte geschrieben, dass er nicht mehr der Mann mit dem Lebensmut und Elan war, der er vor dem Tod seiner Frau Marguerida gewesen war.

Ehe ich jedoch Vater oder Rafael sehen konnte erschreckte mich der Zustand unseres Coridoms Jareth. Alt war er schon bei meiner Hochzeit mit Rascard vor zehn Jahren gewesen und auch schon bei unserem letzten Besuch kurz vor Margueridas Tod. Doch nun ... All die Menschen waren zu viel für Jareth und sein früher so wacher Geist konnte die Gäste nicht mehr an ihre Plätze weisen. Wir Kinder hatten uns nahe der Tafel nieder gelassen und plötzlich saß auch Aric neben Rascard. Doch Keshiara erblickte ich irgendwo ganz anderes an der Tafel, neben einem Mann, der mir wie der Erbe von MacAran erschien. Neben sich hatte sie eine junge Frau, die sie uns als Sofia vorgestellt hatte ohne ihre Familie zu erwähnen.
Als sich die Gäste fast gesetzt hatten hörte ich Vaters Stimme und die von Jedediah, seines Friedensmannes, der ausrief, dass der Lord erschiene. Rafael entdeckte ich dabei ganz alleine am anderen Tisch nahe der Tafel, blass und mit tiefliegenden Augen. Nur noch ein Abbild seines früheren ichs.

Doch der Schrecken über seinen Zustand verging, als ich Vater erblickte. Schwer gestützt auf Jedediah und sogar noch auf Mutter brachten sie ihn in die Halle. Seine Kleidung wirkte verwahrlost, genau so wie sein äußeres. Niemals zuvor habe ich ihn mit solch wirrem Haar gesehen, die Stimme so laut und voller Alterssturheit. Nichts aus Mutters Briefen hatte mich auf diesen Anblick vorbereiten können. Sie wollten ihn in den bequemen Fellsessel am Kamin setzten, wo ein Mann seines Zustandes wohl aufgehoben ist, doch er wollte unwirsch dort wieder heraus und sich an die Tafel setzten.
Mir kamen die Tränen als ich ihn so sah. Fort war der starke Mann meiner Kindheit, der Mann, der sich aufrecht am Tisch hielt und wusste, was er sprach. Dies hier war ein alter Mann, nur noch ein Schatten seines früheren selbst. Und dennoch so Willensstark, dass er in diesem Zustand Familie, Freund und Feind gegenüber treten wollte. Langsam und schleichend stieg die Angst in mir auf, dass er vielleicht schon nicht mehr wusste, wie es um ihn stand und niemand sich seinem Willen widersetzten konnte, weil wir ihm alle so viele Jahre gefolgt waren. Ich erkannte die Qualen über Vaters Zustand auf Jedediahs Gesicht und in dem betroffenen Schweigen der Anwesenden.

Hayden, der Paradisvogel aus Thendara, zeigte sich wieder vollkommen Pietätlos, als er sein kleines Lederbüchlein zückte und flötete, dass dies ja noch dramatischer sei als die Oper in Thendara und er das jetzt niederschreiben müsse. Am liebsten hätte ich ihm einen Fächer an den Kopf geworfen. Adrianna brachte ihn aber schnell dazu, dass er dies unterlies. Vielleicht hat auch mein Zischen geholfen. Sicherlich hat er von Rascard einen vernichtenden Blick geerntet, ich hoffe es. Ich hatte Rascard nicht im Blick, da ich mich so sehr auf Vater konzentrierte und mir die Tränen den Blick verschleierten.

Die Worte, die nach seinem Erscheinen gesprochen wurden, sind mir entfallen. Fest in Erinnerung ist mir jedoch geblieben, dass der Heiler, den man Tristan rief und der mir unbekannt war, Vater immer wieder nötigte Medizin zu sich zu nehmen. Er träufelte es in seinen Wein und gab es ihm als Pillen. Meist dann, wenn er in seinen Senilität zu unwirsch wurde. Es machte mir Angst.

Jeden von uns Kindern zitierte er an seinen Tisch. Mit Rafael sprach er ernst, dass es Zeit würde, sich wieder zu vermählen. Ich glaube, Rafael widersprach ihm, doch seine Stimme war matt und leise, nicht mehr fest und klar wie früher.

Hayden hatte sich sicherlich einen großartigeren Auftritt vorgestellt und vorbereitet. Extra für diesen Anlasshatte er ein Gedicht geschrieben. Vaters Zustand hatte ihn jedoch ganz aus dem Konzept bebracht und er schlug zunächst die falschen Zeilen an – die mehr noch als unpassend waren in der Wortwahl.
Ich habe Hayden nicht erschlagen, doch mit einem Mal bemerkte ich Rascards Hand an meiner Schulter. Ich hätte es nicht gedacht, doch diese Geste von ihm gab mir Kraft Haydens Vorstellung durchzustehen, ohne das ich gänzlich vor allen in Tränen ausbrach.
Hayden fand sein richtiges Gedicht, doch Vater schlief darüber ein, wachte wieder auf und verlangte, das Hayden es erneut vortrug. Hayden war wohl mehr als pikiert darüber, das Vater seiner Kunst nicht zu würdigen wusste.
Hiernach rief er mich zu sich. Was fragte er mich? Ich weiß es nicht mehr genau. Nach meiner Ehe? Er sagte ihm, das alles gut sei und er wisse doch, das ich und mein Gemahl zwei Kinder hätten. Ich hatte nach seiner Hand gegriffen und er hielt sie fest. Diese Geste gab mir unglaublichen Trost und schmerzte zugleich. Er wusste nicht mehr, was für Enkel er hatte und nur noch wage wie Caleb hieß. Er winkte auch Rascard zu sich. Was er ihm sagte, bekam ich nicht mit, denn ich eilte, um ihn das Geschenk zu geben, das Caleb mir für seinen Großvater mitgegeben hatte.
„Vater, sieh nur was Caleb für dich gemacht hat. Er wäre so gerne mitgekommen, doch er war noch immer etwas krank.“
Ich reichte ihm die Schriftrolle. Vater rollte sie auseinander und da war das von Kinderhand gemalte Bild. Unsichere Striche, die Vater mit Schild und Schwert darstellten, wie er die Burg von Elhalyn mitsammt seiner Frau (Grossma Gabri) beschützte. Ich konnte es auf Vaters Zügen sehen, dass er sich über das Bild freute. Doch zugleich wurde er wieder unwirsch und schimpfte, das Caleb seinen Namen falsch geschrieben hätte und auch Elhalyn.
Bild

„Vater er ist doch erst sieben. Er kann das alles noch nicht so gut.“
„Das ist doch keine Entschuldigung meinen Namen falsch zu schreiben“, zürnte er. Verzweifelt redete ich ihm die Fehler schön, doch viele Worte kamen mir nicht in den Sinn, um ihn zu besänftigen.
„Er hat das ganz alleine gemacht und wollte sich nicht helfen lassen, nur für dich, Vater.“ Es besänftigte ihn und er lächelte wieder etwas. Diese kindliche Vorstellung, das er derjenige war, der ganz alleine die Burg beschützte, so wie Caleb es gemalt hatte, gefiel ihm glaube ich. Er nahm das Bild an sich und tätschelte es. Er strich mir über die Hand und schickte uns wieder fort. Es war nicht leicht. Das nächste ist wie ein Nebel für mich.
Hat er auch Keshi und Aric zu sich gerufen und mit ihnen gesprochen? Ich bin mir nicht sicher. Wieder und wieder griffen Jededhia und Tristan ein, um ihn zu bändigen und im Medizin einzuflössen.
Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt konnte ich dieses Drama nicht weiter ertragen und entschied, meine Mutter zu unterstützen. Sie hatte genug mit Vater zu tun, der sie beständig an seiner brauchte, obwohl dies nicht half, seinen Zustand vor der Welt zu verbergen.
Ich eilte aus der Halle, um in der Küche nach dem rechten zu sehen. Die wenigen Dienstboten, die an diesem Abend anwesend waren, taten ihr bestes, um den Wünschen der Gäste gerecht zu werden. Doch Vater war wohl früher aufgetaucht, als er es Jareth oder Darren angekündigt hatte. Ich dachte an das Ansehen unseres Hauses und tat, was ich niemals zuvor getan hätte und wofür ich Rascard Aldones weiß was angetan hätte, hätte er dies von mir in unserem Zuhause verlangt. Ich griff nach den Krügen mit Getränken und eilte – soweit es mein Kleid zuließ – damit die Treppen hinauf. Darren nahm mir die Krüge ab, ehe ich oben in der Halle ankam und womöglich einer der Gäste sah, was ich dort tat.
Es war eine Wohltat dort zu helfen – ein unmöglicher Gedanke ich weiß – etwas zu tun, anstatt dort oben tatenlos zu sehen zu müssen, wie Vater sich zum Narren machte. Ein wenig stieg in mir die Angst auf, dass er vorgeführt wurde. Doch ich hatte keine Ahnung von wem oder weshalb. Ich kannte Vater, wenn er sich etwas in den Kopf setzte, dann tat er das auch.
Dann war Mutter dagegen einfach machtlos.

Verzeiht, wenn ich die Dinge etwas durcheinander werfe und vielleicht manches Ereignis zu einem falschen Zeitpunkt schildere, als es wirklich geschah. Doch es geschah so viel und die ganze Situation hat mich so mitgenommen, dass die Erinnerungen etwas verworren sind.

Habe ich danach mit Rhianna Ridenow gesprochen? Oder war es später? Es war ein kurzes Gespräch. Sie teilte mir mit, dass sie als Vertreterin ihres Bruders, dem Lord von Serrais hier sei. Aber auch, dass sie einst in ihrer Jugend zarte Bande zum Hause Elhalyn geknüpft hatte. Doch die Verbindung war verboten worden und ihre Angebeteter hatte eine Verbindung mit dem Hause Aillard eingehen müssen. Es klang unglaublich romantisch, auch dass sie niemals einen anderen geheiratet hatte und stattdessen ihr Leben den Türmen verschrieben hatte. Ihr Leben für den Dienst an uns anderen.

Von Vater Tafel kamen seine Rufe und er verlangte Aufmerksamkeit. Er rief aus, dass er einen Erben benennen müsse. Das verwunderte mich, die ich inzwischen wieder an Rascards Seite saß. Denn mir war nie in den Sinn gekommen, das jemand anderes als Rafael auf den Thron von Elhalyn folgen sollte. Zeit meines Lebens war er derjenige gewesen, dem die meiste und strengste Erziehung von uns allen angediehen worden war.
Vater versetzte uns allen einen schrecken, als er Hayden rief. Doch es war – Aldones sei Dank – nur ein falscher Alarm. Hayden sollte Rafael zu unserem Vater führen. Wenn ich nun so darüber nachdenke, wollte er Hayden dazu bringen, seinem Bruder mit dieser Geste den Rücken zu stärken? Wie es ein Bruder tun soll?
Ich habe nicht ganz verstanden, was er mit Rafael nach dieser eher wenig überraschenden Ankündigung sprach. Aber was mir in Erinnerung blieb und bis an mein Ohr drang, ging wohl erneut darum, dass es für Rafael Zeit würde, sich eine neue Frau zu suchen, um die Linie der Elhalyns zu festigen.
Ich würde Vater darin nicht widersprechen. Es ist unsere Pflicht, der Familie zu Diensten zu sein. Rafael trägt schwer an Margueridas Tod. Er war in der außergewöhnlichen Lage, das die Frau, die man für ihn auswählte, auch die Frau war, die er liebte. Wer unter uns Comyn hat schon dieses Glück?
Vater rief nach Linnea Aillard, die als Vertreterin ihrer Schwester, der Lady Aillard, zugegen war, nach vorne. Sie würde er mit Rafael vermählen. Vaters Argument, das die beiden sich kannten, war ein Gutes in meinen Augen. Linnea war unsere Pflegeschwester gewesen. Auch wenn sie nicht in dem Alter gewesen wäre, in der Rafael sich viel mit ihm abgegeben hätte.
Sträflich habe ich meine Pflegeschwester bei diesem Besuch vernachlässig, kaum drei Worte habe ich wohl mit ihr gewechselt. Doch die Götter wollten es nicht anders.
Rascard scharwenzelte herum und sprach mit den verschiedensten Leuten. Sein Blick wirkte sorgenvoll, doch nahm ich das bei meinen eigenen Sorgen nicht wirklich wahr.

Vater verlangte aus der Halle gebracht zu werden. Gleich danach schien sich die Luft etwas zu entspannen und mehr Gespräche als zuvor setzten ein.
Ich schlängelte mich zu dem Buffet, das Reeth, der Koch, hatte auftrage lassen. Dort stieß ich mit Keshi’s Begleiterin zusammen. Höfflich versuchte ich mich in einer Konversation mit ihr, in dem ich sie nach ihrer Familie fragte, die Keshi uns vorenthalten. Sie teilte mir mit, aus der Familie der Snow’s zu stammen. Meinen eher fragenden Blick deutete sie wohl richtig und fügte hinzu, dass dies nur eine sehr kleine Familie sei. Eher Bürgerliche. Ich versuchte mich zusammen zu reißen, als ich nachhackte, dass sie wirklich mit Keshi in Hali arbeite oder dort Novizin sei. Ja, das war richtig, bestätigte sie mir. Ich war zutiefst schockiert, das Hali Bürgerlich in seinen Mauern aufnahm. Manch kleiner Turm konnte das tun, aber doch nicht Hali oder Arilinn, die ein Leuchtfeuer des Vorranges der Comyn waren! Äußerst pikiert über diese Neuigkeiten und darüber mit wem man Keshi hatte nach Elhalyn reisen lassen, rauschte ich wieder davon. Reichte es den nicht, das Keshi durch einen Unfall mit Haftfeuer ihr Haar hatte auf einem mehr als unziemliche Länge hatte kürzen müssen und nichts tat, dies zu verbergen?
Das Taschentuch, an dass ich mich seit Vaters auftauchen klammerte reichte nicht mehr. Ich zückte meinen Fächer und fächelte mir frische Luft zu.
Für einen Augenblick ließ ich mich bei Rafael nieder, der betroffen und alleine da saß. Ich fasste seine Hände, so wie Vater es zuvor bei mir getan hatte und sprach schwesterlich – wie ich hoffte – auf ihn ein. Sein Wohl liegt mir wirklich am Herzen und ihn dort so leiden zu sehen schmerzte. Als Kind war er stets mein Held, dem ich stets das neueste Kleid für meine Puppen zeigen musste. Was konnte ich tun, um ihm zu helfen? Was tun, damit er wieder für Elhalyn der Mann von früher war? Ich redete ihm gut zu, sicherlich Worte, die er schon so oft gehört hatte. Ich meinte sie ehrlich, keiner der Anwesenden hörte uns zu. Sprach ich die Gedanken dort schon aus oder tat ich dies erst am folgenden Tag? Das es Margu nicht zurück brächte, wenn er sich selbst quält? Das sie sicherlich nicht gewollt hätte, dass er aufhört sein Leben zu leben. Ich bilde mir ein, dass meine Worte geholfen haben und ihm für das was noch kam, Kraft gab. Das er der Vorstellung, sich wieder zu verheiraten nicht mehr ganz so auflehnend entgegen sah.

Als ich gerade wieder bei Rascard sowie meinem Bruder Hayden und dessen Gattin Adrianna saß, kam Vater wieder herauf in die Halle. Sein Zustand hatte sich nicht gebessert. Im Gegenteil erschien er mir verwirrter als zuvor. Wieder war es Rascard, der mir mit Gesten half, die Haltung zu wahren und dies zu überstehen. Ja, mit einem Mal ertappte ich mich dabei, wie ich die Hand meines Gatten hielt als sei er ein Haltepunkt. Wie dringend ich diesen Halt, den Rascard mir nun gab brauchte, zeigte sich schnell. Denn Vater schien vergessen zu haben, das er Rafael zu seinem Erben benannt hatte. Er rief aus, er wolle einen Erben benennen. Nun, er war verwirrt und offensichtlich seniler als es bisher geschienen hatte, wenn er nach so kurzer Zeit vergessen hatte, dass er dies schon getan hatte. Er versuchte ruhig zu bleiben und zu ertragen, dass er Rafael noch einmal bestätigte. Jeder hier konnte sehen, wie es um Vater stand. Ich hoffte nur, das er Rafael von weiteren Nahelegungen vor der ganzen Gästescharr verschont blieb.

Doch es kam ganz anders. Wieder rief Vater Hayden zu sich. Diesesmal sollte er nicht Rafael zur Seite stehen, sondern selbst Elhalyns nächster Lord werden. Haydens Gesicht zeigte deutlich, was er davon hielt. Gar nichts! Seine Gesichtszüge drohten zu entgleiten. Tapfer stand er vor Vater und die Anwesenden erhoben verwirrt und zögerlich die Stimme auf den Erben von Elhalyn. Vater blieb nicht lange in der Halle. Ich beobachtete ihn sorgenvoll. Ihn, den Heiler und Mutter. Der Gedanke, der mich in der Küche beschlichen hatte, kam wieder. Unverfänglich trat ich zu einer Dienstmagd und befragte sie wegen des Heilers. Wie lange er denn schon auf der Burg sei.
Zwei Wochen, erklärte sie mir, und dass er schon der vierte Heiler sei. So zerschlug sich der Gedanke, dass der Heiler etwas damit zu tun hatte, dass es Vater so schlecht ging. Doch ganz wurde ich dieses ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte nicht los. Es machte das ganze nur noch schlimmer. Was wohl als ein ehrenvoller Abschied gedacht war, wurde zu etwas groteskem, bei dem nun Hayden zum künftigen Lord von Elhalyn benannt worden war. Über den Kopf des ältesten Sohnes hinweg, der seit dem Tag seiner Geburt auf diese Rolle vorbereitet worden war. Hayden als Lord von Elhalyn! Wer konnte das wollen? Hayden, der Paradisvogel, der Dichter, der Träumer, der Mann der die Gesellschaft von Thendara mehr liebte als sonst irgend jemand, Lord von Elhalyn?

War es in diesen Augenblicken, das Rascard plötzlich da war und mich im Arm hielt? Es muß zu diesem Zeitpunkt gewesen sein. Plötzlich hatte ich meinen Gatten an meiner Seite und er stand mir bei. Er war da, wie er in den letzten zehn Jahren nicht da gewesen war. Die leisen Worte, die er zu mir sprach, sagten mir, dass ihm die Situation ebenso suspekt und unangenehm war wie mir. Es war ein Trost zu bemerken, dass ich dies hier nicht alleine ertragen musste. Ein seltsamer Gedanke nach all der Zeit des schlichten nebeneinanders.

Wirkliche Zeit über diese Veränderun nachzudenken hatte ich nicht. Denn ich glaube in dieser Phase der Verwirrung nach Haydens Benennung und Vater sich wieder zurück gezogen hatte erlitt Aric einen Anfall von Schwellenkrankheit. Bisher war es mir entgangen, obwohl er mitgenommen wirkte. Aber wer von uns war das nicht?
Aric wurde von der Gabe der Elhalyns gepackt und hatte Visionen, in denen Vater gesund über Felder ritt. Ein beruhigender Gedanke, doch jeder, der nur einen Funken der Elhalyn – Gabe besitzt, weiß, dass dies nur eine von so vielen Möglichkeiten war. Und bei Vaters Zustand, so traurig es kling, die unwahrscheinlichste.
Mutter kümmerte sich um Aric, selbst von seinem Zustand erschrocken.
Gemeinsam mit – Adrianna war es glaube ich – stellten wir den Cristofero – Mönch zur Rede. Er hatte Aric aus Nevarsin nach Hause begleitet und tat sich nun an der hohen Tafel am Bier gütlich. Er war ein solch engstirniger Mann, wie es dies von diesen Sandalenträgern heißt.
Obwohl er zu wissen schien, wie es um Aric stand – schließlich hatte man ihn wegen seines Zustandes nach Hause geschickt – hatte er es nicht für notwendig gehalten, jemanden zu informieren. Aric selbst schien nicht einmal zu wissen, dass er unter der Schwellenkrankheit litt.
„Jungs in diesem Alter sind halt manchmal krank“, waren die lapidaren Worte dieses Mönchs. Doch er verstrickte sich unter unserer Befragung in Widersprüchen. Die Männer des Klosters hatten wohl gewusst, woran Aric litt. Doch anstatt ihm zu helfen, schickten sie ihn nach Hause. Auf eine weite und gefährliche Reise, die ihn in seinem Zustand und mit der Gabe der Elhalyn seinen Verstand hätte kosten können. Man pries diese Männer doch immer als so gebildet. Für mich zeichnete sich ein übles Bild von diesen sich für so heilig haltenden Männern ab.
Sie nehmen unsere Söhne auf, die wir ihnen mit dem Ziel schicken, dass sie lesen und schreiben lernen und auch das karbe Leben dort ihren Geist stärkt. Sie nehme die Spenden, die wir ihnen mit unseren Söhnen schicken, doch ihr Wohl scheint ihnen nicht wirklich etwas zu bedeuteten, das sie die Schwellenkrankheit als ein jugendliches Unwohlsein abtun. Vielleicht interessiert es sie auch nicht, da unsere Söhne nicht ihren Glauben teilen?. Am Liebsten hätte ich diesen Scharlatan, der dem Bier so gut zusprach hinaus geworfen. Sollte auf Asturias jemals der Gedanken aufkommen, meine Söhne nach Nevarsin zu schicken, werde ich vehement dagegen protestieren. Der Toroku, der Caleb unterweißt, ist gebildet und weit weniger engstirnig als solch ein Sandalenträger.

Irgendwann in dieser Zeit verstärkte sich das ungute Gefühl über meinen Vater, seinen Zustand und die nun etwas verwirrte Erbfolge. Die Sorgen suchten sich einen Grund und peilten die Verwandtschaft meiner Mutter an. Es war ein unschöner Gedanke, doch ich konnte ihn nicht abstreifen. Je skeptischer ich meine Mutter betrachtete, wie sie Vaters Launen nichts entgegen setzte, desto mehr begann ich zu zweifeln. Ich konnte nicht glauben, dass dies einfach nur das Alter war und Vaters Starrsinn.
Wegen dieser Sorge war es nur natürlich für mich, nach draußen zu stürzen, als es von dort Tumult gab und jemand vom Fenster rief, der Lord sei im Hof gestürtz und erkennen Jedediah nicht mehr.
Jedediah sah ich draußen nirgends, obwohl er doch sonst nicht von Vaters Seite wich. Statt dessen erkannte ich Tante Javanne, die bei Vater kniete. Meine Unruhe wuchs. Vater wirkte benommen, zusätzlich zu seiner Verwirrtheit. Jedediah kam und wir brachten ihn zurück ins Haus. Eindringlich redete ich auf Vater ein, dass er sich zur Ruhe begeben müsse. Ich bezog Jedediah mit ein, dass er Vater zu Bett bringen müsse. Er sagte, er versuche es schon längst. Ein wenig hatte ich den Eindruck, dass Vater einsichtig wurde. Inzwischen wünsch ich mir, ich sei vehementer vorgegangen. Wir waren alleine dort unten: Vater, Jedediah, Tante Javanne, ich und inzwischen auch Mutter. Wäre ich doch nur so streng gewesen, wie Vater früher zu uns . Es war kein Gast da, niemand vor dem wir das Gesicht hätten wahren müssten, wenn wir den Lord wie ein Kind behandelten und ins Bett schickten. Ich hätte es einfach befehlen müssen, das Jedediah dafür Sorge trug, das er die Halle nicht mehr betrat und der Heiler ihm ein Schlafmittel verabreichte. Doch ich tat es nicht. Mutter war da und sie sagte, sie würde sich darum kümmern. Ich vertraute ihr, sie ist seine Frau und hat in dem Zustand, in dem Vater sich befand, mehr Entscheidungsgewalt als ich als Tochter.
Ich konnte den Schritt nicht tun, meinem Vater Befehle zu erteilen. Hätte ich es getan. Das nächste Kapitel dieses Abends wäre nicht zur Farce geworden und viel Tragisches wäre uns erspart geblieben.

Ich eilte wieder hinauf in die Halle. Schnell war ich bei Rascard und teilte ihm meine Sorgen mit. Sorge darüber, dass ich Tante Javanne alleine bei Vater im Hof angetroffen hatte.
Stimmen erklangen auf der Treppe und mir schwante schlimmes. Vater hatte sich nicht ins Bett bringen llassen. Er kam wieder in die Halle hinauf und verlangte zum dritten Mal seinen Erben zu benennen. Wie von selbst fand ich mich in Rascard Arm und suchte nach Halt. Meine Hoffnung, er könnte wieder Rafael benennen zerschlug sich schnell.
Er rief lauthals nach Aric!
Ich krallte mich förmlich an Rascard. Was sollte das werden, wenn er Aric benannte, der noch nicht einmal ein Mann war und unter der Schwellenkrankheit litt?
Das Aric nicht in der Verfassung war, eine solch wichtige Position zu übernemmen, sollte Vater in den nächsten Tagen von uns gehen, bewieß schon Aric vortreten. Er taumelte ein wenig und es gelang ihm nicht, sich auf dem Schemel nieder zu lassen, auf dem schon seine beiden älteren Brüder gesessen hatten. Stattdessen kippte er hinten über. Ich vergrub mein Gesicht an Rascards Schulter. Das hier durfte nicht sein. Fast schon hilflos blickte Aric zu unserem Vater auf, als dieser sein Urteil fällte und ihn zum Erben von Elhalyn bestimmte. Doch war Vater noch soweit bei klarem Verstand, dass er einen Vormund für diesen künftigen aber noch unmündigen Lord bestimmte. Sein Blick wanderte. Rascard vertraute mir später an, das Blick kurz auf ihm ruhte. Der Kelch ging an Rascard vorüber und wurde an Lord Alton gereicht. „Esteban, mein alter Freund!“ nannte Vater ihn. Mein Herz setzte aus. Gab es den sonst niemanden? Legte er das Wohl der Domäne in die Hand einer anderen Domäne? Hin oder her, wie viele Verknüpfungen es unter unseren Familien gab.
Keiner von uns Geschwistern protestierte, doch es musste offensichtlich sein, dass keiner von uns diese Entscheidung gut hieß. Etwas wie eine Mauer, still und ohne ein gesprochenes oder gedachtes Wort, bildete sich unter uns. War Mutters Ohnmacht, als Vater Aric zum Erben ernannte, einer der letzten Steine, der die Phalanx gegen die Altons festigte?

Wieder ist vieles wie im Nebel und die Erinnerungen verschwimmen. Es ist mir nicht mehr klar, welche Ereignisse wann geschahen und was hierauf folgte. Bitte verzeiht mir noch einmal, wenn ich die Dinge durcheinander werfe. Dieser Abend hat mich so sehr mitgenommen.
Gerne würde ich mich auch kürzer fassen, doch es gelingt mir nicht. Zu vieles kommt wieder zurück und will nicht vergessen werden.

Doch gönne ich dem Schreiber, dem ich dies alles hier diktiere eine kleine Pause.

Nun, nach einer entspannten Nacht und einem Tag voller Aufgaben, die meine Schwiegermutter mir auferlegt hat, finde ich wieder die Muse, mich dem Diktat der Ereignisse auf Elhalyn zu widmen.

Wie schon erwähnt, laufen mir die Ereignisse etwas durcheinander. So vermag ich nicht mehr zu sagen, ob Hayden seine Visionen vor oder nach Vaters Ableben hatte. Sie erschreckten mich, vor allem in der Art, wie sie ihn zu Boden warfen und um sich schlagen ließen. Ihr Inhalt mochte beruhigend erscheinen, doch wie so vieles in den Visionen unserer Gabe nur eine von vielen Möglichkeiten.
Vater, der gesund und vital über Blumenwiesen ritt? Es mangelte mir an Vorstellungkraft, daran zu glauben. Sein Sohn auf dem Thron der Hasturs – ein offenens, aber unbestätigtes Geheimnis – hatte ich diese Vision missverstanden? Rafael auf dem Thron der Domäne Elhalyn – etwas das ich gerne von ihm hörte und eine Möglichkeit, die mir die vorherbestimmte für Elhalyn war. Doch was er noch sah, machte mir schon Angst, obwohl ich weiß, dass dies der Lauf der Zeit ist und immer so sein wird. Das Krieg das Land zerstörte, worauf Frieden folgt, der wiederum vom Krieg abgelöst wird. Ist es nicht das, was geschied, wenn jeder nur das Beste will? Ist dies nicht der Grund für Heiraten? Um Bündnisse zu schließen, um die Kriege zu verhindern? Oder zumindest mit diesen Bündnissen zu wissen, das man stärker ist als der Gegner. Kein anderer Grund als Bündnisse hat Rascard und mir die Catenas – Armreifen umgelegt.
Die Vision verging und Hayden blieb mehr oder minder unwissend zurück. Rascard hatte beherzt eingegriffen, um ihm aus den Visionen heraus zu helfen, indem er ihm eine Ohrfeige verpasste. In dieser Situation regte sich wohl niemand darüber auf, dass er ihn geschlagen hatte.

Nun, ein Ereignis geschah mit Gewissheit vor Vaters ableben. Denn es ist wohl als Grund zu nennen, dass er dies an diesem Abend tat.
Ich erinnere mich genau, dass ich nahe des Kamins stand. Es muß gemeinsam mit Hayden und Rascard gewesen sein. Nur am Rande bekam ich mit, dass Mutter Keshi zu Vater führte, mit Sophia Snow an ihrer Seite. Plötzlich wurde Vater laut, Keshi’s Stimme klang entschlossen, wenn auch gedämpft: „Ja, meine Frau! Sie ist meine Gefährtin und Freipartnerin!“ Vater und Mutter waren entsetzt und jeder andere, er es mitbekommen hatte, wohl auch.
Diese Nachricht war zu viel für Vater. Sie schlug ihn nieder als hätte Keshi ihm ein Schwert in die Brust gerammt. Meine kleine Schwester Keshiara hatte unseren Vater umgebracht. Ich wusste es, noch ehe Tristan seinen Tod bestätigte.
Rascarc hielt mich, as er Schmerz und de Schock mich schier niederdrücken wollten. Mutter meine ich schimpfte mit Keshi. Diese sah verstört und erschrocken aus als sie mir gegenüber stand. Doch es interessierte mich nicht im geringsten, was sie empfinden mochte. Kalter Zorn kochte in mir.
„Du hast Vater umgebracht!“ zischte ich sie an und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Damit wandte ich mich von ihr ab. Wie Rafael, Aric und Hayden kniete ich vor Vater nieder. Ich ließ keine Platz für sie.
Es war schwer zu begreifen, dass Vater nicht mehr da war, obwohl ich spüren konnte, das sein Geist verschwunden war.
Zaghaft und vorsichtig streckte ich meine Hand aus und berührte seinen Schopf und streichelte sein Haar. Tränen rannen mir über die Wangen und es war mir egal, ob irgendjemand sah, das ich die Fassung verlor. Hier lag mein Vater, der große Lord von Elhalyn, danieder gestreckt von den Worten seiner eigenen Tochter.
Hayden übertrieb es mit seiner Trauer so maßlos, dass er sich über Vater warf. Er kennt kein Maß.
Mutter war sicherlich ebenso getroffen wie wir anderen, doch sie versuchte die Fassung zu waren, wie es sich für eine Lady gehört. Tapfer versuchte sie das Chaos zu ordnen und Anweisungen zu geben. Wo sie zuvor machtlos Vater gegenüber gestanden hatte ... nun, jetzt wiedersprach er nicht mehr, als sie anordnete, dass man ihn aus der Halle tragen und in der Kapelle aufbahren sollte. Rascard half dabei doch er war auch schnell wieder bei mir.
Der Schock über Vaters Tod lähmte mich. Ebenso der Zorn über Keshiara. Mein Geist nahm geflüsterte Worte der Umstehenden auf. „Die Lady hat sie förmlich gedrängt, dem Lord das zu sagen.“ Rascard nahm mich in den Arm und tröstete mich. Er appelierte an meinen klaren Geist. Das ich mich nicht vor den Geschehnissen verschließen müsse. Er gemahnte mich zu offenen Augen – und dazu zu zweifeln.
Mein Geist versuchte die Trauer zu bewältigen und das ungute Gefühl über meinen Vater wurde schlimmer und fand ein Ziel, als meine Mutter von den Altons zu sprechen begann. Es war nur ein kleines Wort, das mein Misstrauen aufbranden ließ.
War es Rascards Erfahrung mit dem Bruderkrieg seiner eigenen Familie, der ihn jetzt so fest an meiner Seite hielt? Wußte er, welche Gefahren aus Vaters wankelmütigem Zustand und den Erbenbenennungen entstehen konnten? Flüsterte er mir deshalb zu, dass ich Keshiara jetzt nicht zürnen durfte? Das sie mich brauchte? Das wir sie brauchen würden? Rascard ist kein Elhalyn, dass er Visionen gehabt hätte. Doch mit Sicherheit ist er ein sehr kluger Mann, dass er mich dazu gemahnte, über meinen Zorn auf Keshi hinweg zu gehen.
Er brachte mich dazu, zu ihr zurück zu. Sie, die nun wie eine Geächtete da stand, während Mutter sie des Hauses verbannen wollte. Ich hätte Mutter zugestimmt, währen nicht die sanften Worte meines Gatten gewesen. Keshi stand starr da, wo ich sie nach meiner Ohrfeige verlassen hatte und wahre Tränen rannen über ihre Wangen. Meine zornigen Worte und mein Schlag gegen sie taten mir leid. Sie litt mehr als jeder andere von uns. Sie war sich bewusst, was sie getan hatte. Sie hatte Vater ebenso geliebt wie wir anderen und hatte das sicherlich nicht gewollt.
Feste nahm ich sie in den Arm und bat sie ihm Verzeihung. Es war fast wie eine Erleichterung, den Bruch zwischen uns zu kitten, ehe er uns vollends trennen konnte.
Ich werde Rascard jeden Tag dankbar sein, dass er mich dazu gebracht hat, diesen Schritt zu tun .... ähm ... nein streich den letzten Satz ... oder?

Was sich danach entwickelte und abzeichnete erschien mir wie ein böser Albtraum, wie die Geschichten aus alter Zeit. Das Misstrauen war gesät durch Gesten, Blicke und kleine Worte ... und kurz nach Vaters Tod, kaum das man ihn in der Kapelle aufgebahrt hatte, verfestigte es sich gänzlich. Für mich schien es als wollte Alton die Geschicke der Domäne an sich reißen. Mutter wollte Keshiara aus der Halle verbannen – verständlich, durchaus – und brachte recht schnell unseren Verwandten Alan als Erben von Elhalyn auf den Plan. Welche Worte und wie gesprochen wurden, ich weiß es nicht mehr. Doch es erschien mir, als wollte Mutter, der Familie aus der sie entstammt den Vorrang vor der Familie geben, in die sie verheiratet worden war. Nun, wenn man sich die Linie der Altons anschaut, könnte man auch meinen, sie seien Elhalyns. Es ließ mich jedoch zurück schrecken, das die Altons sich nun in die Erbfolge einmischten und von Onkel Gabriel gesagt wurde, Rafael könne kein fähiger Lord sein.
Schnell wurde davon gesprochen, dass doch dereinst Onkel Gabriels und Tante Javannes Sohn Alan zu Vaters Erben erklärt worden war. Doch damals hatte Vater noch keine eigenen, legitimen Kinder. Was sich mit Rafael geändert hatte.
Unsere Base Ellemir brachte jenes Dokument sogar mit nach Elhalyn. Tante Javanne, die es sorgenvoll hütete reichte es Rafael, damit er es vortrug. Nun ich hatte zum Vortragen eigentliche Hayden vorgeschlagen, da er wohl von allen Anwesenden auf Elhalyn des Lesens am mächtigsten war. Doch dies war politisches Parkett.
Das Dokument sagte deutlich, dass Rafael Erbe von Elhalyn war. Doch welcher Beschluß von Vater war gültiger. Waren die Entscheidungen, die er an diesem Abend seines Todes getroffen hatte, rechtsgültig. Wir Kinder waren der Meinung, dass man seine Entscheidungen nicht mit dem Zusatz „getroffen im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte“ versehen konnte.
Ich fühlte mich äußerst unwohl über das, was sich abzeichnete. Familienstreit, Missgunst, ja wenn nicht sogar schlimmeres, wenn falsche Entscheidungen getroffen wurden. Kam es dabei doch auch noch darauf an, wer glaubte, dass eine Entscheidung falsch war. Ich glaube, Mutter hielt uns alle für halsstarrig und undankbar, wo sie nur das Beste wollte. Vielleicht hat sie Recht, vielleicht waren wir vorschnell in unserer Annahme, sie wolle Elhalyn an ihre eigene Familie, die Altons verschachern. War sie doch bei Aric Benennung in Ohnmacht gefallen, lächelte sie doch nun in einem fort und setzte uns unter Druck. Was konnten wir anderes Tun als dem entgegen zu steuern. Elhalyn für Elhalyn, was sonst!
Die Götter hatten sich sicherlich ein anderes Spiel um die Macht erhofft. Vielleicht hätten sie es gerne gesehen, wenn selbst wir Geschwister uns zerstritten und zerfleischt hätten. Doch wir schlugen den Göttern ein Schnippchen indem wir uns alle fest hinter Rafael stellten. Hayden wollte auf keinen Fall Lord werden und Aric ... bei seinem Zustand war es fraglich, wie es um ihn nach der Schwellenkrankheit stand. Wenn er noch da sein würde. Zudem befürchteten wir, dass er als Marionette genutzt werden könnte. Keiner sprach dies aus, doch ich bin mir sicher, jeder von uns dachte dies.
Keshiara und ich waren nur Töchter, mein eigener bisheriger Sohn würde dereinst König von Asturias werden. Ich hatte Vater weitere Söhne versprochen, als er mich zu sich gebeten hatte, doch war ein dritter Sohn von mir und Rascard noch in weiter Ferne, der für Elhalyn einstehen könnte. Hayden und Adrianna überraschten uns jedoch mit der Neuigkeit, dass Adrianna nach 12 Jahren wieder guter Hoffnung war und es ein Junge werden sollte. Doch auf ein ungeborenes Kind wollte von uns niemand bauen. Jeder von uns weiß, wie launisch die Götter sind, wenn man darauf baut.

Um Rafaels Position als Lord zu festigen, brauchte er einen Erben. Wir hatten ihn soweit, dass er bereit war, erneut zu heiraten. Doch einen legitimen sohn hatte damit noch nicht. Blieb als nächster Elhalyn nur noch Hayden – oder sein Sohn Coryn übrig. Hayden disqualifizierte sich von selbst – oder wie heißt das Wort, wenn man ablehnt? *verschmitzt lächelt*
Coryn wurde – wie gesagt – unter der Hand als Erbe von Lord Loryn Hastur gehandelt, da Adriannas Zwillingsbruder ebenfalls keine Kinder hatte. Nun, lassen wir uns mit Coryn und Erbeinsetzungen so umschreiben: „Wer zuerst fragt, malt zu erst.“ Durch die Zwillingsverbindung konnte Adrianna mit ihrem Bruder ohne die Relais sprechen. Ihr Bruder hat wohl gelich eingesehen, dass er nun nicht plötzlich offiziell die Hand auf Coryn legen konnte, wo er so viele Jahre gezögert hatte. Er willigte ein, auf Coryn zu verzichten und muß nun wohl seine Hoffnung auf ein ungeborenes Kind legen.
Als Mutter die Halle verlassen hatte, um sich um Aric zu kümmern, setzten wir Kinder aus erster Ehe unseres Vater gemeinsam mit unseren Ehepartnern zusammen, um ein Dokument aufzusetzten, wie Vater es gut 3 einhalb Jahrzehnte zuvor getan hatte. Gerne hätten wär das Dokument von damals zur Hand gehabt. Mehrere von uns griffen nach einer Schriftrolle, die diesem ähnlich sah und an Vaters Platz an der Tafel lag. Doch es war nur Calebs Bild. Tante Javanne oder Onkel Beltran mussten das Dokument wieder in ihre Obhut genommen haben. Verständlich, würde es doch bei gehäuften Unglücken unter uns Geschwistern ihren Sohn wieder an die Position des Erben und Lord von Elhalyn rücken. Diesen Alan, den ich kaum kannte. Eine unbekannte Größe, die unser Unwohlsein gegen ihn nur verstärkte.
Keshiara wob einen Laranzauber um uns, der uns vor Blicken und Lauschern verbergen sollte. Wie gut war es hier, das wir sie nicht für ihren anstößigen Lebensstil, der Vaters Ende besiegelt hatte, verstoßen hatten. doch aufgeschoben, war nicht aufgehoben.
Unter diesem Zauber sicher, erklärte Rafael als Lord Elhalyn seinen Neffen Coryn zu seinem Erben, bis zu dem Zeitpunkt, der er eigene, legitime Söhne hatte. Aus den wirklichen Entscheidungen hielt ich mich heraus, ich hatte Rafael meine Unterstützung gegeben und Einspruch erhoben, als der Gedanke auf Caleb als Erben fiel. Nun konnte ich nur noch bei den Formulierungen helfen. Nur weil ich nichts von Politik verstehe und nur Marmeladengläser beschriften kann, heißt das nicht, das ich nicht wüsste, wie schöne Worte klingen.

Mein Schreiber ließ sich zu der Bemerkung hinreißen, dass es die künftigen Leser dieser Niederschrift wohl erfreuen würde, wenn ich mich kürzer fassen könnte. I was not amused!
Ich schlug ihm vor, er könne sich ja vom Volk von Marenji zum Schreiber des Sheriffs wählen lassen. Damit war er entlassen und er weilt jetzt nicht mehr als Schreiber auf Asturias. Rascard ließ einige Bemerkungen fallen, die in eine ähnliche Richtung gingen. Nun ... er merkt schon, was ich von diesen Bemerkungen halte.
Aber nun zurück zu den Geschehnissen bei meiner Familie auf Elhalyn...

Rascard wurde das besiegelte und unterschriebene Dokument anvertraut. Doch wechselte es mehrfach unter uns Geschwistern (ich zähle Rascard und Adrianna auch mit dazu) bis es letztlich bei Rafael verblieb. Rascard, in Familienfehden erfahren, hielt dies für unklug, vor allem, da dieses Dokument nicht offiziell verlesen wurde.
Es kam wieder zu einer Diskussion mit Mutter über die Altons. Inzwischen war sie nicht mehr gegen Rafael als Lord, da Vaters Dokument ihn bestätigt hatte (Mutter: „Ja, Kinder. In diesem Dokument (sie Griff nach Calebs Bild) ist es nieder geschrieben und ich bestreite es nicht (theatralisch entrollte sie die Schriftrolle)!“). Doch mit jemand anderem als Alan konnte sie sich nicht anfreunden. Immer wieder versuchte sie uns klar zu machen, wie wichtig ein Bündnis mit Alton sein. Sie appellierte an uns als Mutter indem sie fragte: „War Alton nicht immer gut zu euch?“ Ich glaube, sie wollte uns damit fragen, ob sie uns denn keine gute Mutter gewesen war. Zumindest nehme ich das jetzt im Nachhinein an und weiß, sie war stets eine gute und liebevolle Mutter für mich. In diesem Augenblick verschreckte mich die Frage nur. Es wurde mir mit jedem Augenblick zu viel. Weshalb ein weiteres Bündnis mit Alton? W es in den letzten Generationen schon so viele Bündnisse durch Heiraten gegeben hatte. Zu eng war inzwischen in mancher Hinsicht schon die Verwandtschaft. All das schien eine Kluft zwischen uns zu treiben.

Inzwischen ist schon zu viel Zeit vergangen und die Geschehnisse werden schwammiger und unwirklicher. Vieles kann ich noch weniger benennen als zu Beginn meiner Erzählung. So versuche ich doch, mich etwas kürzer zu fassen, denn sonst finde ich wohl nie ein Ende und werde wohl niemals dazu kommen, welche erschreckenden Dinge uns am nächsten Tag erwarteten.

Nun, wie gesagt, nahm mich dieses ganze Hin und Her über einen Erben und wer das in wessen Augen sein sollte sehr mit. Ich zog mich etwas in mich selbst zurück, nur hier und da hervorgelockt.
Ich erinnere mich daran, wie ich mich in unsere Räumlichkeiten zurück zog und auch Rascard dort etwas Ruhe zu finden versuchte. Leise gestand ich ihm, dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, doch ich würde mich nach Asturias zurück sehnen. Es war ein seltsames Gefühl als er meine Hände ergriff und mir gestand, das auch er dies hier für ... nun ... nein, das sagte er nicht. Er schloss sich eher meinen Worten an. Eine Intrige ist gut und schön, wenn man nicht selbst mitten drin steckt und in sich selbst die Angst aufsteigt, einem Krieg entgegen zu blicken. Ich habe die Elhalyn-Gabe nicht in dem Maße wie Hayden oder Keshiara, die sie auf magische Weise kontrollieren kann, doch ich glaube, niemand brauchte diese Gabe, um diese Bedrohung zu spüren. Oder war es doch meine Gabe, die mir vorgaukelte, dass es so viele Möglichkeiten gab, das dies hier nicht gut enden konnte? Doch ich vertraute Rafael, ja und sogar Hayden, der zwar etwas extravagant ist, aber doch wortgewandt. Ebenso vertraute ich Rascard, der an diesem Abend kaum von meiner Seite wich und meine Geschwister mit seinen Gedanken unterstützte, wo er nur konnte.
Ich glaube, dieses kleine Eingeständnis zwischen Rascard und mir hat uns ein wenig näher gebracht. Welchem Mann gefällt es nicht, wenn seine Frau, sich in seine Burg zurückwünscht, anstatt in der elterlichen zu verweilen.

So traf mich wenig später gesprochene Worte um so schwerer. Es war wieder in einer Runde, in der die Familie zusammen stand. Ob Mutter zugegen war, weiß ich nicht. Doch Rascard war nicht dort, denn sonst wären die gesprochenen Worte wohl nicht so stumm hingenommen worden. Wir sprachen miteinander – das leidliche Thema – und in einer Pause sah Jedediah mich feste an. Ich weiß nicht mehr aus welchem Grund heraus, doch er sagte, dass er – nun, ich sollte das nicht auf seine Familie beziehen dass er dies nun sage – doch Vater hätte letztlich daran gezweifelt, ob es ein guter Schritt gewesen wäre, diesen Bund mit Asturias einzugehen. Waren dies in etwa seine Worte? Oder täuschte ich mich und er meinte, dass er glaubte, dass sei kein guter Schritt gewesen, denn mein Vater getan hätte? Wie dem auch sei, war ich schockiert darüber. Zu schockiert darüber ihm irgendetwas zu entgegnen. Und wenn ich es tat, so erinnere ich mich nicht mehr an meine Wort. Sicherlich wären es welche gewesen, die hervorhoben, weshalb Vater dieses Bündnis gewählt hatte und weshalb es immer noch ein gutes Bündnis war. Doch vor meinem inneren Auge brach fast eine Welt zusammen. Zehn Jahre, zehn Jahre in einer Ehe, da ich neben meinem Mann daher gelebt habe und mit Missachtung bedacht wurde. Indem ich von ihm als wie ... wie ein Etwas behandelt wurde, dass er hatte nehmen müssen, weil sein Vater es wünschte. Zehn Jahre, in dem ich mich damit aufrecht gehalten hatte, wie wichtig diese Heirat für Elhalyn gewesen war. In denen ich die Welt nicht hatte sehen und spüren lassen, dass ich nicht das bekommen hatte, was ich erwartet und gewollt hatte.
Und JETZT, JETZT wo mein Mann mich beachtete, nett zu mir war und mir in den schweren Stunden zur Seite stand, wo so etwas entstand, dass ... dass ... von dem ich nicht sagen konnte, was es war, kommt dieser, dieser Castamir daher und erzählt mir DAS!!

Mein neuer Schreiber rät mir, tief Luft zu holen und mich zu beruhigen. Ich würde beginnen mich zu vergessen und es wäre diesem äußerst prononciertem Tonfall schwer gerecht zu werden. Nun, er hat recht. Ich schicke ihn nicht dem anderen Schreiber nach Marenji hinterher.
(sich Luft zufächelt und sich beruhigt)

Statt ihm wohl prononcierte Worte an den Kopf zu werfen, verschlug es mir die Sprache – meine ich mich wie gesagt zu erinnern – und ich konnte ihn nur erschrocken anstarren. Geholfen nach diesen Worten meine Fassung zu wahren und keine Szene zu machen hat mir dabei mein Fächer. Ich umklammerte ihn so fest, das meine Knöchel weiß hervor traten und ich hätte ihn wohl fast zerbrochen. Jetzt, wo ich diesen Augenblick Revue passieren lassen, geht mir auf, dass keines meiner Geschwister etwas gegen diese Worte gesagt hat. Ich stand dem ganz alleine gegenüber.
Ich versuchte mich zu fassen und wendete mich von Jedediah ab. Was geschah darauf hin, sehr viel weiteres nehme ich an, doch kenne ich die Reihenfolge nicht mehr (ja, ich neige dazu, dies zu wiederholen, ich weiß). Rascard ließ ich zunächst nichts von Jedediahs Worten wissen.
Zunächst ...

Ein weiteres Ereignis ist mir in Erinnerung blieb, war ein Kästchen, dass plötzlich an der Hohen Tafel stand und dem man einen Brief entnahm. Woher es kam, habe ich nicht mitbekommen und nicht erfahren. Es schien aber wichtig zu sein, denn alle, die dabei waren, schienen aufgeregt. Rafael nahm den Brief, denn das Kästchen enthielt, an sich. Doch anstatt ihn laut zu verlesen, lass er ihn leise. Ich sah ihm an, dass der Inhalt ihn mitnahm. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde betroffen, war nicht mehr alleine wehmütig. Ich eilte zu ihm und bestürmte ihn mit Fragen, was dies für ein Brief sei. doch er antwortete mir nicht, sondern wandte sich beim Lesen nur weiter fort von allen. Er hielt den Brief jedoch so, dass ich einige Blicke darauf werfen konnte. Meine Begabung im Lesen ist nicht besonders groß, denn was soll ich mir mit so etwas meine Augen für’s Sticken verderben. So war es mir nicht möglich, etwas über den Inhalt des Briefes zu erfahren. Einzig die erste und die letzte Zeile konnte ich mehr oder minder lesen. Es genügte, um auch mich nervös werden zu lassen und Rafaels Unruhe zu verstehen. Der Brief begann mit „Mein geliebter Beltran“ und endete mit: „In Liebe, Deine ............ Leynier“. Denn Vornamen jener Briefschreiberin konnte ich nicht entziffern.
Rafael schüttelte letztlich meine besorgte Hand ab und verließ mit zügigen Schritten die Halle, den Brief fest umklammert. Den groben Inhalt des Briefes erfuhr ich erst spät am Nächsten Tag, den Brief selbst bekam ich nie wieder zu Gesicht. Ich denke, dass Rafael unter Verschluß hält.

Ein anderes, was geschah, hatte auch mit diesen Kästchen zu tun. Zumindest vermute ich dies, den Mutter suchte in einem der Kästchen nach etwas. Sie wirkte ganz verzweifelt über etwas. Ich erkundigte mich besorgt, was los sei.
„Beltrans Siegelring, wir können ihn nicht finden. Weißt du wo er sein könnte?“
Ich überlegte. Ich wusste es nicht wirklich, normalerweise trug Vater ihn bei sich. Doch wenn er dies nicht tat ... ich sprach eine Ahnung aus, mit der ich zugleich etwas anschneiden konnte, das für mich wichtig war.
„Ist es möglich, dass er ihn zu Mutters Familienschmuck gelegt hat?“ Ein eher unwahrscheinlicher Gedanke, ich weiß. Doch durchaus möglich, wenn er ihn sicher wähnen wollte.
„Weißt du, wo er ist?“
„In Mutters alten Gemächern!“ Es sei gesagt, dass ich nun von meiner leiblichen Mutter Lennett Elhalyn sprach.
„Dann geh’ und suche ihn dort. Wir müssen den Ring deinem Vater an den Finger stecken... Der Schmuck gehört doch sowieso dir!“
Dieser letzte Satz, ich traute meinen Ohren nicht. Er gehört doch dir! Meine Mutter überließ mir den Familienschmuck, denn ich mir so sehr wünschte. Vergessen war der Bruch, auch wenn ihr Worte so lapidar daher gesagt waren. Ich eilte in Mutters alte Gemächer.
Was soll ich sagen? Soll ich lügen und behaupten, ich hätte lange nach der Schmuckschatulle suchen müssen? Ich wusste genau, wo in Lennett Elhalyns Gemächern es aufbewahrt wurde. Sicher in einem Schränkchen, all die Jahre, seid Mutter von uns gegangen war.
Seit dem Tag, da meine Amme ihn mir gezeigt und davon erzählt hatte, war ich immer wieder heimlich dort gewesen und hatte ihn mir angeschaut. Die Götter mochten nur wissen, dass ich ihn besitzen wollte; die Erinnerung weshalb kommt mir erst jetzt beim diktieren wieder.
Die Schatulle fest in den Händen kehrte ich in die Halle zurück. Ich hatte nur geraten, doch als Mutter und ich ihn öffneten, befand er sich wirklich darin. Vater musste ihn dort deponiert haben, ehe sein Zustand zu schlimm wurde. Mutter gemahnte mich, dass ich Vater den Ring an den Finger stecken musste. Das er ihn tragen musste. (Später rätselte ich darüber, weshalb Vater ihn mit ins Grab nehmen sollte, die Frage beantwortete sich mir nie.)
Und dann ... nahm Mutter ihre Entscheidung über den Schmuck zurück. Sie verlangte, dass ich mit Rafael wegen des Schmucks sprechen sollte. Sie nahm mir die Hoffnung, ihn besitzen zu dürfen. Was, wenn Rafael entschied, ihn als Lord zu behalten und ihn seiner Frau zu übergeben? Als Lord war es sein Recht, als Bruder Unrecht mir das anzutun!
Mutter zwang mich, sie anzusehen und es ihr zu versprechen. Angst erfasste mich als ich den Blick hob. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich Angst vor der Frau, welche die einzige Mutter war, die ich kannte und die ich wie eine solche liebte.
Angst vor ihr und davor, ob sie tun würde, wozu ihre Familiengabe sie befähigte um sicher zu gehen, dass ich tat was sie verlangte. Zuviel war für mich an diesem Tag geschehen und so kam die Angst leicht und schnell über mich. Doch ich zwang mich, sie nicht zu zeigen. Streng musste sie erneut verlangen, dass ich sie ansah und es ihr versprach mit Rafael zu sprechen.
Es kostete mich viel Kraft zu tun was sie verlangte. Ich musste, ich konnte nicht lügen, sie würde es wissen. Und doch wollte ich es nicht. Ich wollte es ihr nicht versprechen, denn es hieß, dass ich verlieren konnte, was ich gewollt hatte, seid ich ein Kind war.
Ich erstickte fast an dem leisen Versprechen, dass ich ihr gab.
Ich gab Mutter das Versprechen und eilte hinaus, die Schatulle fest in meinen Händen. Ich würde sie nicht wieder aus den Händen geben. Rafael würde es mir als Lord befehlen müssen. Ich wollte es gleich hinter mich bringen, doch Rafael war damit zugange, die Altons zu beruhigen und zu umgarnen. Politik! Kein guter Zeitpunkt ihn wegen altem Schmuck zu belästigen. Nicht, wo er Vater gerade verloren hatte und uns alles Mögliche drohte.
Mutter hatte nicht „sofort“ gesagt.

Nach einigen Unannehmlichkeiten mit Dienstboten und anderem gemeinem Volk habe ich nun wieder die geistige Ruhe, mich den Geschehnissen auf Elhalyn zu widmen.

Ich gesellte mich zu Rascard, der an der frischen Luft Erholung von all dem Trubel suchte. Es war erholsam, dort draußen zu stehen und zu versuchen für einige Augenblick zu vergessen, welche Sorgen über uns allen schwebten.
Rafael war diese Ruhe noch nicht vergönnt. Lange sah ich ihn noch mit Onkel Gabriel und Tante Javanne reden, Mutter immer wieder an ihrer Seite. Ich vertraute Rafaels Urteil, schließlich hatte er gelernt, was es bedeutet ein Lord zu sein. Der einzige, der diese Erziehung von uns noch genossen hatte, war Rascard. Doch er hatte daheim versprechen müssen, sie gut zu benehmen und keine Probleme zu verursachen. Und sicherlich würde es Probleme geben, wenn er sich zu sehr in die Angelegenheiten und Entscheidungen von Elhalyn einmischte. Diese Gedanken brachten mich zu dem, was Jedediah zu mir gesagt hatte.
In einem ruhigen Augenblick, bat ich Rascard um ein Gespräch nur unter uns. Ohne irgendwelche anderen Ohren und Augen. Ich wollte diese Worte des Friedensmannes meines Vaters nicht an die große Glocke hängen, ebenso wenig wollte ich den einen oder Rascard bloß stellen oder unter Druck setzen. Wenn ich es Rascard nur unter uns sagte, ohne das jemand wusste – außer Jedediah vielleicht – dass ich es ihm gesagt hatte, wäre er nicht gezwungen, irgendetwas zu unternehmen. Oder ich konnte ihn gegebenenfalls davon abhalten, etwas zu unternehmen.
So bat ich ihn mit zurückhaltenden Worten um einen Augenblick seiner Zeit, wenn es ihm gelegen wäre. Obwohl er sich gerade in gut mit Hayden und dem Erben von MacAran unterhielt, nahm er sich augenblicklich Zeit für mich. Ein Umstand, der mir völlig neu war.
Er wollte zunächst nur einige Schritt gehen, doch ich zog ihn weiter von all den anderen fort. Ich wollte ein wenig die Schatten der Nacht nutzen, um verborgen zu sein.
Es fiel mir schwer, den richtigen Anfang zu finden und so ganz konnte ich Jedediahs Worte nicht mehr getreu wieder geben.
Doch sobald ich zu sprechen begann war ich wieder aufgewühlt, von dem, was hinter den Worten steckte.
Zögerlich berichtete ich Rascard, was Vaters Friedensmann zu mir gesagt hatte. Das er meinte, das Vater an seiner Wahl für mich in der letzten Zeit gezweifelt hatte. Das er es inzwischen nicht mehr für so klug gefunden hätte, ein Bündnis mit Asturias einzugehen. Und das Jedediah diese Meinung teilte – nicht als Castamir, sondern als Vaters Vertrauter, fügte ich schnell hinzu.
Ich glaube, es machte Rascard genau so sprachlos wie mich. Denn zumindest kann ich nicht mehr an seine Erwiderung erinnern. Asturias mag nicht so groß sein wie, Hastur oder Elhalyn, doch es ist ein bedeutendes Königreich. Und die Familie der di Asturien kann seinen Stammbaum weiter zurückverfolgen und legitimieren als Hastur persönlich. Eine Ähnlichkeit, die Rascard und Caldir MacAran zuvor noch scherzend für ihrer beiden Familien festgestellt hatten.
Was Rascard über diese Eröffnung der späten Gedanken meines Vaters und (oder) seines Friedensmannes dachte, kann ich nicht sagen. Fühlte er sich ebenso getroffen und gekränkt wie ich? Ich wollte immer noch nicht glauben, dass Vater diesen Gedanken wirklich gehabt haben sollte. Dafür war meine Loyalität zur Familie meines Gatten zu groß.
Was auch immer Rascard sagte oder dachte ... nachdem ich ihm zitternd meine Worte vorgetragen hatte, fand ich mich in seinem Arm wieder und er hielt mich fest. Tröstend, Kraft spendend ... so wie er den ganzen Tag über für mich da gewesen war. Er tat das, was ein Gatte tut – und das, ohne das jemand ihn dazu hätte nötigen müssen. Ohne das ich ein böses Wort gesagt hätte oder seine Mutter es ihm mit Blicken bedeutete. Er war da!
Ich biss mir leicht auf die Lippen, als ich mich etwas von ihm löste und ihn fragend und verhalte überrascht ansah.
„Du warst heute so nett zu mir“, sagte ich ihm in dankbarem Tonfall. Keine spitzen Worte, keine Vorwürfe. Doch dann gab ich meiner Verwirrung nach: „Das ... verstehe ich nicht?“
Ich glaube, ich sagte ihm noch mehr und er antwortete mir. Doch sicher bin ich mir nicht mehr. Doch eines weiß ich noch genau und ich muß bei dieser Erinnerung lächeln.
Das wir uns geküsst haben, dass ich ihn küssen wollte. Und dass ich nicht das Gefühl hatte, eine politische Pflicht dabei zu erfüllen. Es war gänzlich anders, als das, was wir in den letzten Jahren ausgetauscht haben. Es war dem sehr viel ähnlicher, was ich mir vorgestellt habe, wie es sein würde, wenn man einen Gatten küsst...
... auch wenn unser Kuss so züchtig war, als hätte man uns verlobt.

Erzählung Hayden Elhalyn

Ein turbulenter Freitag....oder Magenta is das neue Schwarz!

„Bei Aldones, dem Herrn des Lichts!“,
entfuhr es mir, nur ein wenig lautstark wie ich meine, als ich meinen geliebten Vater Beltran Elhalyn, Lord Elhalyn zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
Meine Frau Adriana und ich weilten nun schon seit 3 Tagen auf der Burg, sprachen mit meinen Geschwistern, mit weiteren Gästen und warteten darauf, dass mein Vater uns endlich zu sich an sein Krankenlager rief (die Premiere von Bernardos Oper „Die Entführung aus dem Shanisa“ stand ja schließlich AUCH kurz bevor und ich wollte nicht den ganzen Winter in dieser verstaubten Burg verbringen, Erbe hin oder her - aber dazu später!).
Der Anblick, der sich uns schließlich bot, als wir eines Abends zum gemeinsamen Mahl an die Tafel meines Vaters gebeten wurden, der übertraf meine schlimmsten Alpträume, und das ist noch untertrieben.
Denn mein Vater erschien selbst an seiner Tafel.
Sicher, er war krank und sicher auch schwächlich, aber DAS?
Seine Haare hingen ihm ungepflegt herunter, es erschien, als sei er seit Tagen nicht rasiert oder gewaschen worden. Zudem hing ihm seine Tunika in Fetzen herunter und er trug keine Schuhe. Er hatte sich eine Art Gebiss anfertigen lassen, welches ihm schief aus dem Mund hing und der Geifer troff ihm aus den Mundwinkeln, als er sich mit Hilfe seines Friedensmannes nieder setzte.
Mir fiel die Kinnlade herunter und nicht nur mir.
Die Gäste schienen mir genauso erschrocken.
Zu allem Überfluss war nicht nur mein Vater nur noch ein Abbild seiner selbst und ganz anders als ihn alle in Erinnerung hatten, nein, auch der Dienstbarkeit des Schlosses schien irgendwie aus den Fugen geraten. Die Gäste und auch meine Wenigkeit hatten nichts zu trinken und auch sonst ließ sich kein Bediensteter in der Halle sehen.
Nachdem meinem Vater wohl jedweder Anstand entfallen war und er herumpöbelte (an meiner Frisur!!) und sich weder von meiner Stiefmutter noch von seinem Friedensmann helfen ließ, noch sich dorthin verfrachten ließ, wo er meiner Meinung nach hingehörte – in sein Bett – rief er seine Kinder nach und nach zu sich an den Tisch.
Zuerst meinen ältesten Bruder Rafael – auch er sah nicht unbedingt wie das blühende Leben aus sei hier erwähnt - dann meine Schwestern Lorett und Keshiara und schließlich auch meine Weinigkeit.
*theatralisch seufzt* Dass er bei meinem eigens führ ihn verfassten Gedicht einschlief und ich bei seinem Wunsch, es erneut hören zu wollen, zu einem - seiner Meinung nach unpassenden - Gedicht über den Tod griff muss hier nur kurz erwähnt werden, denn ich durfte das Gedicht nicht einmal zu Ende rezitieren.
Dass er meine künstlerische Ader nicht mehr zu würdigen wusste und er auch nicht den Anstand besaß, meine Frau zu begrüßen hatte ich bald vergessen, denn alsbald überschlugen sich die Ereignisse.
Zwischen all den Erkundigungen beschloss der senile und dement wirkende Lord, dass er jetzt seinen Erben benennen würde.
Die Götter wollten es allem Anschein nach nicht verhindern und meine Stiefmutter, der Heiler und der Friedensmann konnten es nicht verhindern, dass er sein Vorhaben in die Tat umsetzte.
„Hayden, komm zu mir!“
Ein kleiner Schrei entfuhr mir.
„ICH???“, fragte ich unsicher nach und strich mir eine Strähne meines magentafarbenen Haares aus der Stirn.
Das konnte nicht sein Ernst sein, er machte auf seine alten Tage hin Scherze – schlechte Scherze!!!
ICH, Hayden Elhalyn, der Poet und Lyriker von Thendara??
Ich, der Erbe der Domäne Elhalyn??
„Ja, komm und führe Deinen Bruder Rafael zu mir!“, ertönte es heißer.
Ich atmete auf – ich hätte ihn diesem Moment jeden zu ihm geführt, wirklich jeden, nur um nicht in diesem verstaubten alten Kasten jenseits der Zivilisation bis ans Ende meiner Tage sitzen zu müssen um Erbe von Elhalyn zu sein!
Sichtlich erleichtert schritt ich zu meinem Bruder und tat wie mein Vater mir geheißen, ich führte ihn zu dem alten Mann, der ihn öffentlich vor allen Anwesenden als seinen Erben ausrief.
Doch damit nicht genug, er ließ auch Linnea Aillard, die Schwester der Regentin der Domäne Aillard nach vorne geleiten und erklärte, dass die beiden hiermit verlobt seien.
Das Raunen der Geladenen überhörend ließ er sich zu Bett führen.
Ich wusste zwar nicht, wie genau es mein Vater anstellen wollte, eine Ehe zu arrangieren, ohne die Zustimmung der Lady Aillard eingeholt zu haben und ich sah die Bestürzung auf dem Gesicht meines Bruders, aber Hauptsache, ich war hier nicht versehentlich zum Erben ausgerufen worden.
Innerlich schon fast wieder besänftigt trippelte ich zu meinem Platz an der Seite meiner Gattin und lächelte Adriana an.
Rafael würde eine politische Ehe eingehen müssen, das stand hier außer Frage und unsere Verwandte Domna Linea war doch eine attraktive Frau. Rafael würde auch einen Erben designieren müssen, aber darüber konnte man auch später noch sprechen.
Ich war froh, dass Lorett und Rascard, mein Schwager, in meiner Nähe saßen und wir den ein oder anderen Klatsch aus Thendara, des Lebens Puls, austauschen konnten.
Wir Geschwister standen geschlossen hinter meinem Bruder Rafael und so schienen sich alle Probleme in Luft auf zu lösen, wenn man von dem Gesundheitszustand meines Vaters absehen wollte, den wir aber nicht ändern würden können.
Meinem Vater ging es sichtlich schlecht und es würde eine Erlösung sein, wenn ihn Avarra zu sich rufen würde.
Vielleicht würde ich sogar noch rechtzeitig zu Bernardos Opernpremiere kommen, vielleicht.
Weit gefehlt!!
Denn kurz darauf stolperte mein Vater in den Saal und schrie und tobte und erklärte, er würde nun seinen Erben bestimmen wollen.
Nein, man hatte sich nicht verhört!
Ich schüttelte meinen Kopf und mir klappte erneut die Kinnlade herunter.
Warum bereitete niemand dieser Farce ein Ende?
NOCH fand ich diese Posse verwunderlich, vielleicht auch peinlich und hatte Mitleid mit meinem Vater.
"Hayden, mein Sohn!", hörte ich die Stimme Beltrans.
Musste ich wieder jemanden zu ihm führen? Ich hatte ja noch einen Bruder, wenn auch Stiefbruder.
"Ja?", piepste ich.
"Komm an meine Seite, mein Sohn. Der Sohn, der mir einen Enkel brachte."
Ich krallte mich an Adrianas Arm fest, warf ihr einen verzweifelten Blick zu, der 'Und jetzt?' bedeutete und blickte angstvoll zu meinem Vater.
'Bitte, bei allen Göttern und Göttinnen, lasst ihn jetzt nichts Falsches tun. BITTE!', flehte ich.
Aber die Götter erhöhten meine Bitten nicht.
Ich blickte meine Stiefmutter an, denn sie sollte doch dafür Sorge tragen, dass mein Vater in sein Bett gebracht würde und zwar BEVOR er hier etwas sagte, was ich nicht hören wollte.
"Du, Hayden Elhalyn sollst der neue Erbe von Elhalyn und Regent nach meinem Ableben sein!"
Er zerrte mich in die Mitte und ich hob zögerlich meine Hand, als er um Jubel bat.
Völlig verzweifelt dem Versuch die Fassung zumindest halbwegs zu wahrend verfallen suchte ich nach dem Blick meiner Frau.
'UND JETZT???' sagte dieser Blick jetzt vehementer aus, aber ich konnte nicht mehr nachfragen oder meinen Vater erklären, dass er doch bereits einen Erben benannt hatte, denn er begann zu husten und verlangte in sein Bett gebracht zu werden.
Stoisch schlurfte ich zu meinem Platz und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
Oh Götter, was war das für ein mieses Possenspiel und ich nicht nur Protagonist, sondern mitten darin verwickelt.
Ich sah mich missbilligend um – die Burg hier würde selbst in einem zarten Eismelonengrün und angepasster Akkustik nicht die Art von Wohnort sein, an dem ich längere Zeit verweilen wünschte.
Aber nicht nur ich blickte verzweifelt und verwirrt, nein, auch meine Geschwister, die Familie an sich und auch die Gäste wussten nicht wirklich, was sie zu all dem hier sagen sollten.
Adriana blickte mich tapfer lächelnd an.
"Geh zu Deinem Bruder und erkläre ihm, dass Du seinen Erbanspruch nicht anfechten wirst. Egal, was Dein Vater hier gerade eben erklärt hat, Hayden, das ist jetzt wichtig!", flüsterte sie mir zu.
Was hatte ich doch für eine brillante Ehefrau.
Ich wahrte die Fassung und ging so sicher ich es vermochte zu Rafael.
"Ich…also ich stehe hinter Dir, stärke Dir den Rücken, Rafael, von meiner Seite hast Du nichts zu befürchten!"
Er lächelte mich bitter an.
"Danke Hayden, Danke!", er schüttelte den Kopf, als könne er dies alles noch immer nicht glauben.
Ich blieb hinter ihm stehen, Rafael hatte den Tod seiner Frau und seines Kindes noch immer nicht überwunden und ich musste zugeben, das sah man ihm auch deutlich an.
"Götter, was soll das alles hier?", fragte ich nur um die Frage einmal laut auszusprechen, die hier jedem durch den Kopf zu gehen schien.
Rafael blickte langsam zu mir auf.
"Er hat ohne mit mir zu sprechen eine Ehe arrangiert!", murmelte mein Bruder, als sei alles andere unwichtig.
"Ja bitte was hast Du denn erwartet, Rafael? Dass Du hier Regent wirst und munter bis ans Ende Deiner Tage vor Dich hin lebst? Du musst doch gewusst haben, dass Du heiraten MUSST! Reiß Dich zusammen!"
Den letzten Satz hatte Rafael heute auch schon zu mir gesagt, als ich beleidigt da saß, weil mein Vater meine Dichtkunst nicht zu würdigen wusste. Fast hätte ich darüber gelacht.
Doch dazu kam ich gar nicht, denn WIEDER hörte ich die Stimme meines Vaters, der lautstark verlangte, dass man ihn in die Halle brachte.
"Ich will meinen Erben benennen!".
Er wollte bitte was?
Genau das hatte er doch bereits getan – zweimal schon um genau zu sein und damit bereits einmal zu viel!
Meine Versuche, Lady Gabriella oder den Friedensmann meines Vaters dazu zu bewegen den Mann endlich im Bett zu belassen, stießen auf taube Ohren oder Ohnmächtigkeit.
Unter völlig erstaunten Blicken benannte Lord Elhalyn unseren Stiefbruder Airic zu seinem rechtmäßigen Erben.
Airic fiel vor Schreck von seinem Stuhl, seine Mutter in Ohnmacht und ich und alle anderen Anwesenden schüttelten nur den Kopf.
Doch wenn man geglaubt hätte, dass es jetzt an Unannehmlichkeiten endlich genüg gewesen sei – weit gefehlt!
Meine liebenswerte Schwester Keshiara nutzte just diesen Moment der Stunde und Verwirrung, um meinem Vater ihre 'Gefährtin' vorzustellen – und zwar nicht einfach eine Wegbegleitung, nein, diese Frau sei ihre Lebenspartnerin, Frau und Freundin.
Nette und abwechslungsreiche Idee meinte ich, aber sicherlich fehl am Platze in dieser Runde und vor allen Dingen zu diesem ZEITPUNKT.
Mein Vater schien dies auch so zu sehen – er kippte auf der Stelle um und unser Heiler konnte nur noch den Tod des Lords feststellen.
Ein Aufschrei von irgendwoher, Tränen, Trauer und ein wildes Durcheinander brachen über uns herein.
Möchte man jetzt zusammenfassen, so hat mein Vater, Lord Elhalyn also am heutigen Abend unabhängig voneinander gleich 3 Erben benannt und ist kurz darauf ohne weiteres Wort gestorben.
Tres chic würde ich sagen, wenn dies nicht als pietätlos gelten würde.
Wir waren alle zusammen wir vom Donner gerührt und als wir das Ausmaß begriffen wurde für Minuten kein Wort gesprochen.
Schweigen, welches von unmittelbaren Empörungsrufen und Verwunderungsbetitelungen abgelöst wurde.
Meine Stiefmutter wollte Keshiara nebst dieser Frau der Halle verweisen. Ich versuchte Mutter zu beruhigen und schob Sophia Snow mit den Worten "Ich gönnen Ihnen den Spaß mit meiner Schwester, aber nicht hier und nicht jetzt!" beiseite.
Ich war zum wiederholten Mal der Meinung, im falschen Theaterstück zu sitzen und war froh, dass die Familie sich sammelte.
Meine Stiefmutter Gabriella gab Anweisungen, die Leiche auf zu baren und versuchte die Gäste zu beruhigen.
Ich war zugegeben sehr verwundert, dass meine Stiefmutter lächelte und dass sie in diesem Moment an unseren Cousin Alan Alton, den bislang designierten Erben dachte und diese Verbindung auch offen und vor aller Leute ansprach.
Ich war wohl nicht der Einzige, der dies als seltsam empfand und Rafael wies meine Stiefmutter darauf hin, dass wir jetzt sicher kein Gespräch vor all den anderen Leuten beginnen würden.
Wir Geschwister waren uns zumindes einig!
Egal, was hier gespielt wurde und gesagt wurde, der Zustand meines Vaters ließ keinen Zweifel zu, dass er nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen war und wir, so schockiert wir auch waren, dies alles als Farce abgalten.
Der einzige Erbe und jetziger Regent war und blieb Rafael Elhalyn und diese für uns unumstrittene Tatsache bekundeten wir laut und deutlich indem wir Rafael zum neuen Regenten der Domäne Elhalyn ausriefen.
Ich hörte schon deutlichere Jubelrufe (in der Oper, wenn eins meiner Stücke….aber das gehört nicht hier her).
Meine geliebte Frau nahm mich sanft beiseite und flüsterte in mein Ohr.
"Hayden, mein Liebling, es gibt Zeiten zum trauern und Zeiten zum handeln. Rafael muss einen Erben benennen und er hat keinen Sohn. Und das muss er bald tun, bevor etwaige Ansprüche von anderen Seiten geltend gemacht werden! Er muss zudem eine politische Heirat eingehen und ob die Heirat mit Lady Linea so zielführend ist? Es muss schnell gehen und Lady Aillard liegt im Augenblick im Kindsbett, aber ihre Einwilligung wird benötigt und die Verwandschaft ist sehr nah und das Laran schwierig….."
Ich nickte und bewunderte meine Gattin einmal mehr.
Kurzum wandte ich mich an meinen Bruder Rafael und gab ihm Adrianas Bedenken als die meinen weiter.
Rafaels Gesicht verdunkelte sich, doch er nickte.
"Du hast Recht!", erklärte er mir.
Er blickte sich um – die Ambitionen, die Erbfolge in Richtung der Domäne Alton zu lenken, die meine Schwiegermutter, wohl ihrer Abstammung wegen, vehement vertrat, schien er nicht zu billigen. So bat er mich, meine Schwester Keshiara, meine Schwester Lorett und ihren Mann Rascard und meine Gattin Adriana zu einem privaten Gespräch bezüglich der Erbfolge von Elhalyn.
Adriana lächelte mich an und raunte "Ich weiß, dass Du nicht erben willst, aber Du hast einen Sohn, Coryn, und Alan steht der Erbfolge von Alton zu nah, Hayden! Rascards und Loretts Sohn wird König von Asturias, sie werden uns sicherlich unterstützen".
Ich hatte verstanden und nickte ihr lächelnd zu, während Keshiara mittels Laran ein Netz um uns wob, welches uns von Aussenstehenden abschirmte und auch nicht sichtbar sein ließ.
Es dauerte nicht wirklich lange und das Dokument, welches meinen Sohn Coryn als designierten Erben von Elhalyn auswies war angefertigt.
Adriana nahm mentalen Kontakt zu ihrem Bruder Loryn Hastur, Lord Hastur auf und erklärte mir, dass Loryn dieses Dokument anerkannte. Ich gab also diese beruhigende Nachricht, dass Hastur als Bündnispartner bleiben würde, an Rafael weiter.
Die Sache mit der politischen Ehe würde man auch morgen noch klären können, doch auch hier waren wir ausnahmslos einer Meinung – frisches Blut sollte in die Domäne Elhalyn kommen.
Rafael gab mir das Schriftstück mit den Worten "Pass darauf gut auf, falls mir etwas passiert, Hayden" in die Hand und ich nickte verstehend.
Man sollte vielleicht erwähnen, dass meine Gabe nicht dann eintrat, wenn ich sie rief oder haben wollte, sondern dann, wann sie es wollte.
Ich hatte eine Vision!
Eine Vision wie sie schmerzhafter kaum sein konnte.
Ich sah Krieg, das Land zerstört. Dann sah ich Frieden zwischen den Domänen. Dann sah ich meinen zweiten Sohn, ein Abbild meiner Selbst um darauf hin meinen Vater, munter und bei bester Gesundheit und letztlich Rafael auf dem Tron der Domäne.
Auch Airic hatte eine Vision in der er Beltran munter auf einem Pferd reiten sah.
Ich fühlte mich mit der ganzen Situation absolut überfordert und tingelte konfus zwischen meinen Geschwistern und meiner Mutter hin und her und hörte mir verzweifelt die unterschiedlichen Gründe und Meinungen über diverse Erbfolgen an.
Irgendwann beschloss ich verzweifelt, dass ich mich jetzt schlafen legen würde, denn zu wenig Schlaf würde meinem Teint schaden und auch sonst niemandem etwas bringen.
und turbulent geht es weiter…oder 'ein dezentes Eismelonengrün'

Recht früh am nächsten Morgen klopfe Rascard an unseren Räumlichkeiten. Ich hatte meine Gurkenmaske noch nicht aufgelegt und hatte mit Sicherheit Ringe unter den Augen.
Aber dies schien meinen Schwager nicht zu stören.
Auch er erweckte den Eindruck, weder sonderlich lange noch sonderlich gut geschlafen zu haben.
Seufzend bat ich ihn Platz zu nehmen, kleidete mich für meine Begriffe SEHR zügig an und setzte mich zu ihm.
Die Geschehnisse des Vortags machten ihm wie meiner Schwester Lorett sehr zu schaffen und wir waren beide hin und hergerissen von Trauer über meinen geliebten Vater und Verwicklungen, die der gestrige Tag mit sich gebracht hatte.
Es galt eine Beisetzung im großen Rahmen zu überstehen und das wie und das wo zu klären, von den sicher anstehenden Unannehmlichkeiten der Erbfolge mal ganz abgesehen.
Doch all das debattieren brachte nicht viel ein und so beschlossen wir vorerst einmal ein Frühstück ein zu nehmen und dann alles weitere mit Rafael zu besprechen.
Müde und mit den eindeutigen Spuren einer viel zu kurzen Nacht begaben wir uns in den Speisesaal.
Doch an ein geruhsames Frühstück war nicht zu denken.
Meine Gattin und ich konnten gerade den ersten Jako zu uns nehmen, als wir durch laute Schreie aus der großen Halle gestört wurden und uns unverzüglich zum Ort des Geschehens begaben.
Als ich hinter meiner Frau die Halle betrat, stockte mir der Atem.
Hatten wir gerade von Beisetzung meines Vaters gesprochen?
War der gestrige Tag ein übler Traum?
Ganz sicher nicht!
Doch wenn mich mein vortreffliches Augenlicht nicht täuschte, dann saß an der Tafel niemand Geringeres als mein Vater selbst.
Munter, guter Laune und bei bester Gesundheit.
Ich schrie auf und wäre am liebsten theatralisch in Ohnmacht gefallen, aber das gehörte sich einfach nicht.
Ich quälte mich nach vorne, einen Schritt nach dem anderen und glaubte noch immer, meinen Augen nicht trauen zu können.
"Vater?", fragte ich vorsichtig.
Ich bekam zwar eine Antwort, aber diese ging in viel Tumult über das plötzliche Wiederauftauchen des alten Lord unter.
Und WIE er wieder aufgetaucht war.
Er schien nicht nur gesund und munter, sondern schien auch alle guten Manieren und seinen guten Ton vergessen zu haben.
An seiner Seite saß eine Frau, die ich nach ihrem Äußeren eher in einem ganz anderen aber eindeutigen Etablissement zuordnen würde.
Ich zerwühlte meine Frisur und wusste einen Moment weder ein noch aus.
Irgendwer wollte nachsehen, ob mein Vater noch immer aufgebahrt in der Kapelle ruhte und wieder jemand anders schrie, dass unser Heiler ohnmächtig am Boden der Kapelle lag und sich nicht rührte.
Noch bevor ich wusste, was genau passiert war, zog mich meine Schwester Keshiara mit den Worten "Ich brauch Dich zum überwachen!" mit in die Kapelle.
Ich hätte SEHR gerne mit den Fingern geschnipst und alles wäre einfach gut und wie immer gewesen, aber hier war der Wunsch der Vater des Gedanken.
Irritiert folgte ich Keshiara und warf noch einen Blick auf den Mann, der behauptete mein Vater zu sein und seiner unseriösen Begleitung.

Als ich hinter Keshiara in der Kapelle ankam, lag unser Heiler ohnmächtig am Boden. Ich holte tief Luft, versuchte all die Ereignisse zumindest halbwegs aus meinen Gedanken zu verbannen und konzentrierte mich auf meine Matrix um Keshiara zu überwachen, die versuchte, unseren Heiler wieder in die Welt der Wachen und Lebenden zurück zu holen.
Kurze Zeit später erwachte der Mann und faselte etwas von 'er habe meinen Vater gewaschen und plötzlich stand dieser von seinem Totenbett auf." Auch ein gleißendes Licht wolle er gesehen haben und ab diesem Augenblick konnte er sich an gar nichts mehr erinnern.
Mir kam einmal mehr der Gedanke, dass keine Oper solche Verwicklungen mit sich brachte und überlegte, ob ich mich nicht aus dem ganzen Durcheinander zurück ziehen sollte um diese Posse nieder zu schreiben.
Doch ich rief mich innerlich zur Ordnung – ich würde mich mit meiner Frau und mit meinem Bruder besprechen müssen.
Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu, das zumindest stand bislang außer Frage.
Keshiara bestätigte mir dies vehement, es galt dringend zu handeln und heraus zu finden, wer bitte diese Erscheinung aus der Halle sei.
Zurück in der Halle besprach sich die Gestallt, die mein Vater zu sein behauptete, mit meinem Bruder Rafael.
Rafael schien nicht sehr erfreut zu sein, doch er mimte gute Miene zum bösen Spiel.
Diese Gestallt führte sich auf, als sei er hier zu Hause und diese Mätresse an seiner Seite empörte nur durch ihre Anwesenheit.
Der Gesichtsausdruck meiner Mutter ließ keine andere Reaktion meinerseits mehr zu.
Mit einem Zinnbecher bewaffnet stürzte ich auf dieses Weib zu und schlug ihr den Becher an die Schläfe.
Heldenhaft wie ich meinte, doch ich fand mich am Boden wieder und diese Frau rieb sich noch nicht einmal den Kopf sondern lachte mich schallend aus. MICH!
Erzürnt stand ich auf und versuchte halbwegs würdevoll zu meiner Familie zu gelangen, die sich abseits gehalten hatte und mir verwundert zugesehen hatte.
Mit Gewalt war dieser Sache also nicht bei zu kommen, mir schwanden die Sinne, denn wieder hatte ich eine Vision – und zwar die gleiche wie am gestrigen Abend.
Luft schnappend setzte ich mich nieder und lieh mir den Fächer meiner Schwester Lorett um wieder zu mir zu kommen.
Die Götter mochten vielleicht wissen, was sich hier abspielte.
Und dieser Gedanke schien ein gutes Stichwort zu sein.
Denn während Adriana mir Shallan einflößte und ich mir noch immer Luft zu fächerte, kam Keshiara mit einem Schreiben, welches sie am Gürtel meines vermeintlichen Vaters 'gefunden' hatte zu uns an den Tisch.
Mein Vater, der Hitze (Hitze!! Auf Schloss Elhalyn gab es keine zu warmen Räume!!!) nicht mehr vertrug hatte inzwischen laut vor sich hinpöbelnd die Halle verlassen!
Keshiara rief die Geschwister und deren Gatten zu sich und rollte das Papier auf, auf dem eindeutig vermerkt stand, dass mein Vater einen Vertrag mit Zandru höchstpersönlich eingegangen war, seine Seele verschenkt hatte um einen ewig Lebenden Körper zu erhalten (mit Zandrus Seele darin).
Ich verschluckte mich an meinem Shallan als ich das Schreiben las.
Das konnte doch einfach alles nicht war sein.
Alle Erbstreitigkeiten waren vergessen – jetzt galt es zu handeln und zwar zügig, denn wer wollte schon von Zandru regiert werden.
Also ICH sicherlich nicht!

Alle, wirklich alle Anwesenden sammelten sich.
Ich will es mal theatralisch ausdrücken, das retardierende Moment war erreicht.
Die Hülle meines Vaters, besessen von einer Gottheit, welche hier nicht hergehörte, hatte die Lebenden verlassen, aber nur um in der Küche zu verweilen oder die Grenzen abzureiten.
Kurzum, wir hatten ein kleinwenig Zeit, um uns zu beraten, falls es überhaupt etwas zu beraten gab.
"Wir können uns nicht in die Angelegenheiten der Götter mischen!", erklärte ich so lautstark ich es mir zutraute.
Nur schien es, dass genau dieser Satz einige der Anwesenden zu einer Idee brachte.
Man wollte Avarra, die dunkle Göttin des Todes um Hilfe bitten.
Ich blickte indigniert, was für eine bizarre Idee. Wir hatten Zandru am Hals und waren größenwahnsinnig der Meinung, dass sich Avarra mit uns abgeben würde?
So etwas gab es, ja, aber nur in dem ein oder anderen Bühnenstück von Bernardo in Thendaras Oper.
Doch Adriana änderte meine Ansicht mit den bloßen Worten.
"Was haben wir zu verlieren?"
Alle Gäste, die Familie, meine Geschwister, wir waren alle der Meinung, dass sich ein Versuch, so bizarr dieser auch erscheinen mochte, lohnen könnte oder zumindest wirklich nichts zu verlieren war.
Ein Kreis war schnell gebildet und ich sah mich in Mitten von Leronyn Avarra anrufen, die dunkle Göttin des Todes.
So irrsinnig die Idee auch war, so ziel führend schien das Ergebnis.
Eine Stimme, so rein und klar wie ich sie noch nicht mal auf den Bühnen Thendaras gehört hatte, ließ uns wissen, dass die Idee die richtige sei, aber der Weg der falsche.
Keuchend und nach Kuchen verlangend löste ich mich aus der Verbindung des Larankreises.
Ich war froh, dass Adriana nicht in diesem Kreis gewesen war, so wurde unser ungeborenes Kind geschützt und geschont. Ich hatte gestern am Abend die Vision eines zweiten Sohnes gesehen und wollte unbedingt, dass er lebend geboren wurde.
Wieder gab es eine Zusammenkunft aller Beteiligten in der man das weitere Vorgehen besprechen wollte.
Doch dann wurde ich zu meinem Vater gerufen, nun gut, er brüllte das halbe Schloss zusammen um mich an seine Seite zu befehlen.
Man hörte schon munkeln, dass er allen Anwesenden seltsame Angebote unterbreitete, versuchte Druck aufzubauen und Zwietracht zusähen.
Ich gehorchte – wer wollte schon Zandru persönlich widersprechen.
Widerstrebend begab ich mich auf den Weg nach oben in den Saal, in dem mein die Gestallt, äußerlich mein Vater, sich befand.
Er rief mich zu sich, legte väterlich den Arm um meine Schultern und fragte mich nach meinem Wohlbefinden.
Ich schluckte und bestätigte ihm, dass es mir wirklich gut ging.
Dann fragte er mich direkt und geradeheraus, was ich in Zukunft wollte.
Ich überlegte krampfhaft und wünschte mir Adrianas messerscharfen Verstand.
Zögerlich versuchte ich mich pauschal zu halten.
"Ich möchte in Frieden mit meiner Familie in Thendara leben!"
Er lachte dröhnend.
"Gut, Du sollst in Frieden mit Deinen Kindern in Thendara leben !"
Er musste sich verhört haben, doch ich kam nicht zum widersprechen.
"Die Ehe mit der Hasturschlampe wird anuliert und Du darfst mit Deinen Söhnen im Stadthaus bleiben. Du bist entlassen, das Gespräch beendet!"
Mir verschlug es die Sprache, aber nur für einen Moment.
Gott hin oder her, das ging zu weit!
"Ich ehre und schätze meine Gattin und wünsche mit ihr verheiratet zu bleiben!", gab ich Widerspruch.
"Du tust was ich Dir sage und jetzt geh und verlass die Halle!"
Ich war empört, tat aber wie mir geheißen nur um UMGEHEND zu Adriana zu gehen und ihr, nachdem ich ihr von dem Gespräch berichtet hatte, den Umgang mit dieser Kreatur zu verbieten.
"Halte Dich fern, Adriana, ich trau diesem Etwas zu, dass er Dir vor all den Anwesenden etwas antut, meine Liebe!"
Inzwischen waren meine Geschwister und meine Verwandten aber nicht untätig gewesen. Man hatte eine Kiste entdeckt, in der so etwas wie eine Gebrauchsanweisung vorzufinden war, wie man die Göttin Avarra anbeten und um ihre Anwesenheit bitten konnte. Und diese Anwesenheit erschien nicht nur mir dringlich von Nöten.
Etliche Rollen von Papier mit detaillierten Anweisungen, Sternenblumen, irgendein Wasser und irgendeinen Kelch, das war alles viel zu viel Tumult für mich.
Ich beschloss mich dem zu widmen, was mir mehr lag, denn es wurden auch richtige Worte verlangt.
Gemeinsam mit einer jungen Frau niederen Adels die mit meiner Cousine anreiste und mit meiner Cousine Linea machte ich mich an die Arbeit um einen einer Göttin gerechten Text zu verfassen.
Linea war inzwischen zur Regentin der Domäne Aillard ausgerufen war, da ihre Schwester im Kindbett verstorben war, aber das war im Augenblick keinem wichtig, am wenigsten ihr selbst.
Es galt einen Gott in die Schranken zu verweisen und dazu benötigten wir göttliche Hilfe.
Es wurden Zutaten zusammen gesucht, Kräuter gemischt, Kelche vor Zandru und seiner Gefährtin versteckt.
Rascard und Jedidiah stellten sich todesmutig als Ablenkungsmanöver zur Verfügung, um Zandru von unserem Tun nichts merken zu lassen.
Unser Text war zügig geschrieben und Rafael selbst malte die alten Zeichen auf den Boden, um Avarra zu rufen.
Interessanter Weise ging die Information, dass es noch einen älteren Bruder von uns gab, einen nie anerkannten Sohn meines Vaters und dessen einziger Liebe in der ganzen Aufruhr unter. Unser 'neuer' Bruder Alastair erklärte sich mit der Regentschaft von Rafael einverstanden und wir gingen sozusagen zur Tagesordnung über und bekämpften einen Gott.
Wie bizarr!
Doch allem Anschein nach trug unser Tun holde Früchte, denn Avarra erschien, die dunkle Göttin begab sich zu uns Niederen und erklärte, Zandru in seine Schranken zu verweisen, was sie auch umgehend in die Tat umsetzte.
Diesen Wettstreit der Götter kann man vielleicht demnächst auf den Bühnen Thendaras gespielt sehen, wobei wohl kein Schauspiel an die Wirklichkeiten herankommen wird.
Göttlich träfe es hier in vollstem Maße.
Avarra erkannte umgehend, dass meines Vaters Seele in einem Dolch gefangen war und rammte diesen Zandru in die Brust – der Körper starb und die Seele meines Vaters war wieder frei. Auch Naotalba, die Gefährtin meines Vaters musste den Körper, den sie sich genommen hatte verlassen und war verschwunden.
Avarra hatte uns zum Sieg verholfen!
Wir jubelten und freuten uns, überall lagen sich die Anwesenden in den Armen, unabhängig welcher Domäne sie angehörten.
Doch es dauerte nicht all zu lange und man bedachte wieder, dass es damit leider noch nicht zu Ende war.
Jetzt galt es einen Lord zu bestatten und zuvor musste die Erbfolge geklärt sein. Und DIE war wegen des ganzen Durcheinanders alles, aber nicht geklärt.
Rafael musste eine Frau finden und, mangels eines eigenen Sohns, einen Erben designieren.
Und genau hier prallten die unterschiedlichsten Meinungen aufeinander.
Jeder versuchte seine Position zu vertreten und brachte seine Bedenken, Meinungen und Vorstellungen an Rafael heran.
Ich hätte mich so gerne aus all dem heraus gehalten und mich lediglich der passenden Grabrede für meinen geliebten Vater gewidmet, aber die Götter und vorrangig meine Frau sahen dies ein kleinwenig anders.
"Hayden, Liebling, ich habe mich mit Loryn in Verbindung gesetzt. Er verlangt, dass an dem Dokument beziehungsweise an Coryn als designierten Erben festgehalten wird!"
Ihr Blick war liebevoll, ihre Worte leise gesprochen, doch ich wusste genau, was sich dahinter verbarg.
Solle Rafael sich den Wünschen meines Onkels und meiner Tante, Gabriel und Javanne Alton, beugen, so würde Hastur toben.
Und was das Schlimmste daran war, ich saß damit gehörig zwischen den Stühlen.
Javanne und Gabriel pochten auf ein Schreiben, in welchem MEINER Ansicht nach nichts anderes stand, als das, was wir hier bereits veranlasst haben. In dem Schreiben stand nichts anderes, als dass ihr Sohn Alan so lange Erbe sein sollte, bis mein Vater einen eigenen Sohn zur Welt brachte und der stand hier vor mir, wenn auch mit mürrischem Gesichtsausdruck.
Ich zuckte die Schultern, rief mir ein früheres Gespräch mit meiner Frau ins Gedächtnis und wandte mich an Rafael.
"Aillarddonas und Elhalyndonas – eine gewagte Mischung Rafael – und Alan steht den Würden von Alton zu nahe. Onkel Gabriel mag der Meinung sein, dass es nichts Besseres gäbe, als zwei Domänen aus einer Hand zu regieren, aber ich sehe das nicht so. Zwar steht Coryn als Erbe von Hastur auch in Verhandlung, aber NOCH ist er nicht designiert und ICH bin immer noch Dein Bruder und damit ein Elhalyn, Rafael!"
Er nickte und zog sich zum Nachdenken zurück.
Wenn ich jetzt an eine Gurkenmaske zur Entspannung dachte oder an meine Grabrede, dann musste ich dies leider zurück stellen, denn just in diesem Augenblick bat mich unsere Cousine Bea Syrtis, Ziehtochter von Gabriel und Javanne, um ein Gespräch unter vier Augen.
Mich???
Ich schenkte ihr ein Lächeln und ging mit ihr ein paar Schritte.
"Ich liebe Deinen Bruder, Hayden, ich liebe Rafael. Ich glaube an die einzige und wahre Liebe und bitte Dich innigst, für mich ein zu treten. Bitte Hayden, Dir fließen die Worte der Liebe sicher flüssiger aus Händen und Mund. Sprich für mich."
Ich blickte sie ungläubig an.
Liebe? Schön und Gut - wenn es um Theaterstücke ging.
Aber im wahren Leben? Was hatte die Liebe denn mit Heiraten und Politik und diesem furchtbaren D-Wort (Diplomatie) zu tun?
Und warum kam sie mit diesem Anliegen denn ausgerechnet zu mir? Gut, ich war der lyrischen Worte mächtig, aber würden diese wirklich an Rafaels Ohr dringen?
Ich seufzte theatralisch, aber als ich Tränen in ihren Augen sah, war es um meine Argumentation geschehen.
ICH kann keiner Frau widerstehen, wenn sie aus tiefster Seele weint.
Ich schenkte ihr ein Lächeln, wenn auch verzweifelt, und versprach ihr, mich so weit es in meiner Macht stand um ihre Belange zu kümmern.
Rafael hatte gerade mit Gabriel und Javanne gesprochen und nun stand deren leibliche Tochter, meine Cousine Elemir plötzlich als Heiratskandidatin im Gespräch.
Wie genau wir alle, allen voran Rafael, zu einer Lösung gekommen sind, die all den Beteiligten zugetan sein sollte, weiß ich heute nicht mehr zu berichten, aber am Ende stand die Lösung zu Buch.
Rafael, Lord Elhalyn, würde Bea Syrtis zur Frau nehmen.
Mein Sohn Coryn sollte als Erbe designiert sein. Sollte Coryn die Würden Hasturs einnehmen müssen, würde die Erbfolge an Alan übergehen und sollte dieser die Würden Altons einnehmen müssen, an Alastair, unseren "neuen" Bruder.
Kompliziert, aber eine gute Entscheidung, wie alle meinten und dies wurde schriftlich unter Zeugen festgehalten.
Jetzt konnte die Zeit der Trauer anbrechen, der Trauer für einen großen Lord und liebevollen Vater.
Rafael führte Freunde, Familie und Verwandte an das Grab meines Vaters und hielt eine kurze Rede.
Tränen liefen über mein Gesicht, denn jetzt schlug das Bewusstsein, dass mein Vater gestorben wie ein Feuerball in meinen Geist.
Ich brachte ihm ein Gedicht an sein Grab und endete wie all die anderen, die an sein Grab tragen, mit den Rituellen Worten 'Möge die Erinnerung die Trauer lindern'.
Gefasst gingen wir zurück gen Schloss Elhalyn.
Wieder war es Rafael, der zu den Anwesenden sprach, er hatte sich in den vergangenen Stunden nahezu vollständig gewandelt. Nichts erinnerte mehr an den gebrochenen Mann, der kaum zum nächsten Schritt in der Lage zu sein schien.
Mit kräftiger Stimme verkündigte er die baldige Heirat mit Bea Syrtis und lud alle Anwesenden an seine Tafel.
Es war ein Fest, welches einem großen Lord würdig war.
Und wenn wir nicht gestorben sind, dann feiern wir noch heute…….

Ergebens
Euer
Hayden Elhalyn

Erzählung Linnea Aillard

Was sich auf Burg Elhalyn zutrug übertraf meine kühnsten Erwartungen und entpuppte sich als eine Berg- und Talfahrt durch Leid, Enttäuschung, Hoffnung und Gefahr. Auch wenn ich mich freute meine Verwandten wiederzusehen, war mir doch viel mehr daran gelegen, so schnell wie möglich zu meiner Schwester zu kommen, die kurz vor ihrer Niederkunft stand. Noch hatte sie keine Erbin, da trotz mehren Schwangerschaften kein Kind überlebt hatte. Hätte ich gewusst, was mich an jenem Ort erwartete, wäre ich niemals in den Luftwagen gestiegen, sondern hätte mich in den hintersten Winkels meines Turms verkrochen.

Zunächst war ich nur erschreckt darüber, was aus meinem Onkel geworden war. Beltran erschien als alter, ungepflegter Mann mit verwirrtem Geist, der nur noch ein kümmerliches Abbild seiner einst starken Persönlichkeit war. Auch meine Cousins und Cousinen erschienen mir zwar freundlich, aber nicht mehr ganz so vertraut wie früher. Vor allem Rafael hielt sich abseits und wirkte gänzlich abwesend. Die ganze Atmosphäre war verkrampft und recht seltsam. Was war aus dieser Familie geworden?

Einzig Hayden mit seiner leuchtenden Magenta-Signal-Haarfarbe und seiner bunten hochmodisch-ausgeflippten Gaderobe (très chic) zauberte mir für einige Sekunden ein Schmunzeln auf die Lippen und schien mir unverändert.

Mein Friedensmann Alastair war ungehalten über die schlechte Haushaltsführung, meiner Zofe Ria war immer noch schlecht, wir hatten Hunger und Durst und irgendwie gab es hier mehr Comyn als Angestellte. Es war doch eine reine Freude hier zu sein, nicht wahr?

Die Erbenernennung wurde zu einem Schauspiel, über das ich fast hätte lachen können, wenn es nicht noch eine weitere Verlautbarung gegeben hätte, die mich persönlich betraf. Sicherlich war es nicht gerade erbaulich oder gar hilfreich, dass Beltran 3 mal hintereinander einen anderen Erben verkündete. Viel schlimmer für MICH war es jedoch, ohne vorherige Vorwarnung vor allen Versammelten mit seinem ältesten Sohn Rafael verlobt zu werden. Und das OHNE die vorherige Absprache und Erlaubnis meiner Schwester, der Lady Aillard (mal ganz abgesehen von meinem Bewahrer ...)!!! Ich war wie vom Donner gerührt und mir blieb vor Schreck jedes Wort im Halse stecken. Gott sei Dank war Alaistair so geistesgegenwärtig und bestand darauf, dass ohne die Erlaubnis meiner Schwester keine weiteren Schritte unternommen wurden.

Rafael schien von dem Gedanken mich zu heiraten nicht gerade besonders erbaut, während Tante Gabriella von dieser Idee schlichtweg begeistert war. So hatte sie ihre lieben Schäfchen unter einem Dach und beide unter der Haube. Oh gütige Avarra! Zwangsverdonnert mit einem unwilligen Gatten, der seiner ersten Frau noch hinterhertrauerte, war diese ach so wundervolle Verbindung für MICH sicherlich kein Quell überschäumender Freude. Hatte ich doch so sehr darauf gehofft, weiter im Turm bleiben zu können und nicht als Zuchtstute für politische und larantechnische Zwecke herhalten zu müssen. Nicht, dass ich Rafael nicht mochte, aber ich hatte mir mein Leben eben anders vorgestellt und in seiner gegenwärtigen Verfassung als blasser vom Gram gebeugter Schatten seiner Selbst, war er nicht der strahlende Ritter, von dem Frauen nun mal träumen. Eigentlich hätte ich Rafael auch übel nehmen können, dass er mich nicht wollte, aber ich war lediglich erleichtert, dass wir uns darin zumindest einig waren. Irgendwie machte uns das zu Verbündeten.

Nun gut, ich hatte ja noch die Hoffnung, dass meine Schwester ein Erbarmen mit mir hat und einsieht, dass die Verbindung zweier doch so naher Verwandter nicht unbedingt die beste Wahl ist. Wie groß war da meine Enttäuschung, als sie über die Relais ihre Zustimmung gab. Auch wenn die Heirat erst nach der Geburt ihres Kindes und in ihrem Beisein stattfinden sollte, war ich dazu verdammt die Herrscherin über die Elhalynsche Burg zu werden! Ohje!

Als dann Beltran vor Schreck über die Bekanntmachung mit der "Ehefrau" seiner junsten Tochter letztendlich dahinschied, war das Chaos komplett. Nun, wer die Domäne erbt, war mir eigentlich herzlich egal, ich wollte nur nicht seine Hausherrin werden! Nachdem meine Cousins und Cousinen unter sich die Erbfrage mit einer pragmatischen Urkundenfälschung geklärt hatten, nahm ich die Gelegenheit wahr, mit meinen lieben Cousin und zukünftigen Ehegatten ein eingehendes Gespräch zu führen. Wir waren zwar beide nicht sonderlich glücklich über diese Entwicklung, da wir uns aber mochen, kamen wir zu der Erkenntnis, dass wir es auch hätten schlimmer treffen können. Rafael hatte inzwischen seinen Trübsinn abgeschüttelt und sein Ergeiz war erwacht. Er war gewillt die Domäne zu übernehmen – komme was wolle - und sah die Notwendigkeit ein, dass er Erben zeugen müsse (mit oder ohne mich). Allerdings hatte er noch ein anderes Eisen im Feuer, denn die Altons (die mit Unterstützung seiner Stiefmutter gleichzeitig ihren Sohn Alan als ehemals designierten Erben aufrechterhalten wollten) hatte ihm ein Heiratsangebot gemacht.
Da sieh mal einer an, wie ehrgeizig meine Tante Javanne und ihr Mann Gabriel doch ihr Ziel – eine Domäne zu ergattern - verfolgten, sei es nun auf die eine oder andere Weise. Nun bitte, meine Idee war es ja nicht gewesen, zu heiraten und wenn das Alton-Angebot für Rafael gewinnbringender sein würde, war ich eben wieder frei!

Aber auch für mich hatte Javanne Alton ein Angebot in Petto. Ich sollte doch lieber Alan als Ehemann wählen. Ein gesunder, starker Alton wäre doch sicherlich dem blassen und schwächlichen Rafael vorzuziehen. Langsam nervte mich dieses Titelgerangel und am liebsten hätte ich verkündet, dass es noch einen älteren Spross des Hause Elhalyns gab, der eigentlich der Erbe sein müsste! Aber leider wollte Alaistair – der das Ergebnis einer geheimen Liebschaft Beltrans mit Doreena Leynier war – nicht, dass sein Geheimnis zu Tage kam. Wie schade – aber es war ja noch nicht aller Tage Abend (den Liebesbrief von Doreena an Beltran, der Alastairs Anspruch untermauerte, ließ Rafael natürlich sofort verschwinden ohne seinen Geschwistern nur ein Sterbeswörtchen davon zu erzählen.......)

Nachdem Airic diverse Schwellenkrämpfe durchlebt hatte, Hayden mit einen theatralischen Fachervorschau-Anfall düsterste Visionen verkündete und das Intrigenspiel und Heiratsroulette weiter zur Höchstform auflief, hatte ich genug Aufregung für einen Tag und zog mich zurück. Ich machte mir Sorgen um meine Schwester, irgendwas stimmte da nicht. In der Nacht hatte ich einen grauenvollen Alptraum. Meine Schwester lag in den Wehen und schrie vor Schmerz. Ihr Kind – ein Mädchen - wollte nicht geboren werden und wehrte sich gegen die Geburt – mit ihrem Laran, das sie schon im vollem Umfang besaß.... alles war voller Blut ...... . Ich erwachte schweißgebadet und konnte kein Auge mehr zutun. Aber am Morgen solle es noch schlimmer kommen.

Ich war gerade aufgestanden und wappnete mich für weitere Possen, als Tante Javanne mich um eine Unterredung bat. Sie war ziemlich betroffen und informierte mich, dass sie über die Relais mit meiner Schwester wegen ihres Heiratsangebotes Kontakt aufgenommen hatte........ aber ...... sie kam nicht dazu, weil ....weil .... meine Schwester in der Nacht im Kindbett gestorben war!!!

Diese Nachricht traf mich wie ein Schlag! Mein Traum war also Wirklichkeit geworden! Oh Aliciane, warum musstest Du nur jemanden heiraten, der so nah mit dir verwandt war! Verdammt noch mal, wie konnte sie nur einfach so sterben! Ich war am Boden zerstört und unheimlich wütend. Ich habe hier meine Zeit verschwendet, während meine Schwester zu Hause ihr Leben aushauchte und ich mich noch nicht mal von ihr hatte verabschieden können. Hätte sie mir statt ihrer Einverständniserklärung einfach nur befohlen zu ihr zu kommen......... Was folgte war ein Tränenmeer, das scheinbar kein Ende finden wollte. Ria und Alastair geleiteten mich zu meinem Zimmer und dort verschanzte ich mich bis auch der letzte Tropfen Feuchtigkeit aus meinen Augen entwichen war.
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, nahmen wir erneut Kontakt mit Valeron auf und erfuhren, dass meine Schwester eine Tochter geboren hatte. Zumindest SIE hatte überlebt und war gesund. Aliciane hatte mich sterbend zu ihrer Regentin benannt und mir ihre Tochter anvertraut. Jetzt trug ich die Verantwortung für ein kleines Baby und die Domäne Aillard. Ich war sozusagen die Lady Aillard! Nahm das denn kein Ende! Jetzt musste ich auch noch eine Domäne regieren ..... Musste oder konnte ich jetzt überhaupt noch heiraten?

Und war das schon alles.. nein, noch lange nicht. Denn, als ich mich wieder aus meinem Mauseloch traute, war die Burg schon wieder in heller Aufregung. Lord Beltran war von den Toten auferstanden und hatte sogar noch Begleitung mitgebracht. Mit einem wirklich aufreizendem Frauenzimmer stolzierte er durch die Burg, strotzte nur so vor Manneskraft und säate Zwietracht, wo er nun konnte.
Aber nein, es war nicht Beltran, sondern Zandru der Höllenfürst persönlich. Mein Onkel hatte tatsächlich seine Seele an ihn verkauft! Mein eigener Schmerz und meine Trauer wurden weggedrängt durch diese neue Bedrohung. Denn Zandru-Beltran hatte es sich in den Kopf gesetzt, einen Krieg gegen Hastur anzuzetteln. „Und wie steht Aillard zu meiner Sache?“ Plötzlich sah ich mich in Verhandlungen mit dem Dämonenlord über die Beteiligung meiner Domäne an einem Krieg, den niemand außer ihm wollte. Wie viele Mann er hatte, wusste er nicht genau, anzubieten hatte er auch nichts, aber Aillard könne es sich nicht leisten, sich gegen ihn zu stellen. Di Asturien und Alton hätten ihm schon zugesagt. Neutralität, nein das wollte er nicht akzeptieren, bis zum Abendessen hätte ich Zeit, mir die Sache zu überlegen ... ansonsten ... würde es mein Leben kosten. Na wunderbar, jetzt wurde sogar noch mein Leben und meine Domäne bedroht. Aillard würde dann ein Teil seines Reiches sein.... ein wirklich ganz toller Vorschlag! Dieser verfluchte Bastard wurde jetzt echt größenwahnsinnig! Nun, ich blieb ruhig und erbat mir Bedenkzeit, da ich sein Angebot mit meinen Beratern besprechen müsse.
Von wegen Di Asturien hätte ihm zugesagt! Rascard wollte genauso wenig wie ich, Krieg gegen Hastur führen und hatte ihn ebenfalls hingehalten. Mit den Altons hatte er noch nicht mal gesprochen! Die Krönung war noch, das dieser Mistkerl Rascard immerhin halb Hastur angeboten hatte und mir NICHTS als Anreiz geben hatte, außer mein Leben zu behalten! Grrrrr, auch wenn ich niemals auf ein derartiges Angebot eingegangen wäre, verletzte es doch meinen Stolz, dass er uns Aillard-Frauen so gering achtete. Macho! Aber er sollte die Macht der Frauen noch zu spüren bekommen!

Nah einer erfolglosen Anrufung durch einen improvisierten Kreis, gelang es uns mit vereinten Kräften Avarra zu rufen. Sie erschien höchstpersönlich und zeigte Zanrdu schnell, wer die Stärkere war, indem sie den Wiederauferstandenen wieder zum Toten machte und Beltrans Seele an sich nahm. So konnten wir dann endlich aufatmen und inzwischen hatte sich die Erbfolge und die Heiratssachlage geklärt. Rafael war der Erbe, Coryn (Haydens Sohn) sein designierter Erbe bei fehlenden Söhnen, dann folgte Alan Alton (Sohn von Javanne und Gabriel) und dann – wer hätte es gedacht – mein guter Alaistair als Nummer 3 (schließlich war es doch noch herausgekommen, denn es gab noch einen 2. Brief von Beltran, den Alastair besaß...). Airic war – wie sich inzwischen herausgestellt hatte – nicht Beltrans Sohn, sondern der Sohn seines Friedensmannes und meiner Tante Gabriella. Durch meine Beförderung zur Lady Aillard war eine Verbindung mit Rafael unmöglich geworden. Rafael entschied sich Bea Syrtis zu ehelichen (eine wirklich gute Wahl, da sie wirklich ein nettes Mädchen ist und mit ihm auch nicht zu nah verwandt ist). Ende gut alles gut?

Nun, das auch ich heiraten muss, ist leider nicht zu vermeiden, aber wenigsten habe ich jetzt die Möglichkeit mir MEINEN Mann selbst zu suchen!

Linnea Aillard, Regentin von Valeron

Erzählung Rhianna Ridenow

„Die arme Gabriella!“ waren meine Gedanken, als ich den siechen Lord in den Saal wanken sah. Bei einer kurzen Begrüßung hatte sich nämlich herausgestellt, dass die Lady und ich uns kannten. Nein, nicht von Angesicht, aber wir hatten in früheren Jahren mehr als einmal die Verbindung in den Relais zwischen Neskaya und Dalereuth gehalten. Es wäre eine Freude gewesen, uns wiederzusehen, wenn nicht der traurige Zustand Lord Elhalyns alle in Schrecken versetzt hätte.

Ich hatte den Mann in der Blüte seiner Manneskraft kennen gelernt, als ich mit meinem Vater vor zwanzig Jahren auf Schloss Elhalyn weilte. Nun wollte er einen Erben benennen und hatte „Freund und Feind“ – welch’ seltsame Formulierung – zu sich eingeladen.
Mein Bruder war in Geschäften in Carthon unterwegs und so fiel es mir zu, die Ridenows auf diesem Treffen zu vertreten.

Der Lord begrüßte die Anwesenden mit dem Hinweis, für jeden Zeit für ein paar Worte zu finden, aber das sollte ich nicht mehr erleben. Nachdem er drei verschiedenen Erben bestimmt hatte, gab ihm die Eröffnung seiner Tochter, eine Lebenspartnerin im Turm zu Hali zu haben, den Rest und er segnete das Zeitliche, ehe ich ihm die Grüße unserer Familie überbracht hatte.

Das Durcheinander danach kann man sich wohl vorstellen. Die Familie war voll mit sich beschäftigt, das Personal geschockt und die Gäste saßen verloren dazwischen. Es war sehr schwierig, seine Meinung kund zu tun, denn irgendwie waren fast alle Anwesenden mit den Elhalyns verwandt und verschwägert und wer will schon bei Staatsangelegenheiten ins Fettnäpfchen treten oder unsensibel erscheinen.

So konnte ich mich nur mit dem Erben des MacAranschen Falkenhofs über die ungewöhnlichen Vorfälle austauschen. Auch er war als ein Vertreter seiner Familie gekommen, da sich sein Vater lieber aus den Händeln der Tiefländer heraushielt. Zutiefst besorgt harrten wir der weiteren Dinge, als der Mönch zu Arics Schwellenkrankheit befragt wurde. Danach versuchte er uns zu missionieren - ohne Erfolg, versteht sich – und mich zur Beichte zu bewegen: Als ob wir Ridenows je etwas zu beichten gehabt hätten!!!

Ich habe noch die verstörten Söhne und Töchter des verblichenen Lords vor Augen, wie sie – über ein Pergament gebeugt – gemeinsam versuchten, ein Schriftstück über die Erbfolge aufzusetzen. Das gab mir Hoffnung auf ein friedliches Ende, hätte des Vaters Benennung doch auch zu blutiger Fehde führen können.

Am nächsten Morgen erwachten alle in Erwartung des Begräbnisses, als ein lebensfroher, quicklebendiger Lord Beltran mit einer jugendlichen Schönheit auftauchte, mit der ihn wohl mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft verband.

„Die arme Gabriella!“ schoss es durch meine Gedanken, denn auch meine ehemalige Turmkollegin konnte sich keinen Reim auf die Veränderung ihres Gatten machen. Es war doch wohl Lord Beltran Elhalyn? Er kannte alle beim Namen, wusste um die Beziehungen zur Familie, man konnte ihn nicht eingeschleust haben! Seltsam nur sein Gebaren, die Fenster aufzureißen und frische Luft zu atmen, dabei war es reichlich kalt im Saal, denn die Bediensteten hatten in aller Aufregung vergessen, den Kamin anzuheizen. Schnell wurde das nachgeholt, allein schon, um zu beweisen, ob der Lord echt oder ein Dämon sei.

Nur Avarra konnte uns diese Frage beantworten. Sollte man die dunkle Göttin des Todes anrufen, um zu erfragen, ob Lord Beltrans Seele wirklich bei ihr angekommen sei? Einen Versuch war es wert. Im Schlosshof versammelte sich ein Turmkreis. Obwohl ich schon einige Jahre nicht mehr im Turm aktiv bin, besann man sich meiner Ausbildung und so überwachte ich mit Adriana Hastur die Arbeit der anderen. Wir suchten Avarra in der Überwelt, doch Erfolg war uns nicht beschieden.

Inzwischen waren einige ominöse Schriftstücke aufgetaucht, die zum einen Lord Beltrans Pakt mit Zandru bestätigten und zum anderen den Weg zu Avarra wiesen. Hektisch wurde über die Umsetzung beraten, Ingredenzien für den Anrufungstrank gesucht und überlegt, wessen Laran stark genug war, um die Mission nicht zu gefährden.

Da waren jüngere Leute als ich gefragt, obwohl mir die Konzentration der Altons in diesem Kreis etwas suspekt war. Nun ja, zumindest war Lady Alton immerhin des Lords Schwester und ihre Tochter Linda wenigstens zur Hälfte eine Elhalyn, aber wer weiß, wo ihre Loyalitäten jetzt lagen?

Ich folgte den Kindern des Lords aus erster Ehe und wir fanden zusammen die Worte für ein Bittgebet an die dunkle Göttin, das Hayden als Schreibkundiger zu Papier brachte.
Abgeschirmt vom wiederaufgelebten Lord und seinem Gefolge entstand unter Rafaels künstlerischem Talent der Plan für den Turmkreis, der mit dem fünffachen „Avarra, dunkle Göttin, wir rufen dich!“ eröffnet wurde.

Und siehe da! Die Göttin erschien: mächtig, imposant und beeindruckend. Sie versprach Hilfe und schien über Zandrus Eigenmächtigkeit tief gekränkt. Vehement setzte sie sich mit ihm auseinander und gewann die Seele des Lords letztendlich für sich. Aufatmen allerseits!

Doch: „Die arme Gabriella!“ Nun hatte sie ihren Gatten zum zweitenmal verloren. Innerlich gefasst – wohl, weil ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorzuziehen ist – lud sie mich zum Tee ein. Gemeinsam mit einigen ihrer Stiefkinder saß ich am Tisch, genoss das warme Getränk und die plötzliche Ruhe und knabberte an den leckeren Küchlein, die die Schlossküche trotz aller Widrigkeiten gebacken hatte.

Das Wort am Tisch führte Hayden, den es an die Oper von Thendara zog. Da fiel mir ein, dass ich beim Stöbern in alten Dokumenten eine Notenschrift gefunden hatte, die ich ihm nun endlich übergeben konnte. Er warf eine flüchtigen Blick darauf mit dem vagen Versprechen, sie später einmal spielen zu lassen. Er interessiere sich eher für die Texte.

Das entsprach auch der Wahrheit! Als sich alle des Abends zur Beisetzung des Lords einfanden, waren seine Abschiedsworte wohlgereimt, wenn auch mit Traurigkeit vorgetragen. Familie, Personal und Gäste gedachten des Lords und endlich - wenn auch viel zu spät – konnte ich die letzten Grüße meiner Familie überbringen.
Mögen sie an das Ohr des Lords gedrungen sein – in Avarras Gefilden oder Zandrus eisigen Höllen- man weiß ja nie!

Seltsam fand ich nur, dass Aric, des Lords jüngster Sohn, sich betont oft an der Seite des Friedensmanns aufhielt. Ich dachte , er bedürfe des Trostes, aber flinke Zungen berichteten, dass er wohl einen anderen Vater habe als bisher angenommen. Ich war konsterniert!
Von wegen „Die arme Gabriella!“ Vielleicht hätte meine Geschichte anders heißen sollen...

Erzählung Alastair Leynier

Die Reise im Luftwagen von Neskaya nach Elhalyn war kurz aber aufgrund des schlechten Wetters unangenehm gewesen. Ria, die während des ganzen Fluges tapfer gegen ihre Übelkeit gekämpft hatte war immer noch reichlich blaß um die Nase. Ich hätte ihr das gerne erspart, doch die Dringlichkeit ließ uns einfach keine andere Wahl als den Luftwagen, wollten wir doch zu Hause sein, bevor bei meiner Herrin, Lady Aliciane Aillard die Wehen einsetzten. Eigens dafür hatte sie ihre Schwester aus dem Turm in Neskaya an ihre Seite gebeten. Doch bevor wir den Turm verließen erreichte uns über die Relais die Botschaft Dom Beltran Elhalyns und Lady Aliciane bat uns an ihrer Stelle dem Aufruf zu folgen. Eine Reise in ihrem Zustand war schließlich völlig undenkbar.

An der Tür der Halle empfing uns der Corydom, den ich anwies unser Gepäck ausladen und auf unsere Zimmer bringen zu lassen. Der Corydom war alt und fast taub. Wäre nicht der junge Mann neben ihm gewesen, ich hätte gezweifelt, dass unser Gepäck auf den richtigen Zimmern landen würde. Während der Corydom uns zu unseren Plätzen im hinteren Teil der Halle geleitete murmelte er dass Lady Linnea mit ihrer Zofe Ria Eldrin eine Suite bewohnen würden und ich im Dienstbotenflügel untergebracht werden würde. Ich schluckte meine Empörung hinunter – ich, offizieller Gesandter des Hauses Aillard und Hauptmann der Garde, im Dienstbotenflügel! Ich hoffte mich nur verhört zu haben, andererseits war die Burg mit all den geladenen Gästen vermutlich hoffnungslos überfüllt. Nun ja, sicher blieb später noch Zeit, dies richtig zustellen denn in diesem Moment wurde der Lord Beltran Elhalyn hereingeführt, gestützt von seinem Friedensmann und begleitet von seiner Gattin Gabriella und einem Heiler. Das Entsetzen der Anwesenden über seinen Zustand stand geradezu greifbar im Raum. In den Gesichtern um mich herum las ich Entsetzen, Bestürzung, Trauer. Auch ich musste schwer schlucken und versuchte den Aufruhr der Gefühle, der in meinem Inneren tobte zu beherrschen.

Erzählung Kyria

Liebes Tagebuch,

das war mal wieder ein außerordentlich lustiges Wochenende, nur die Sache mit Avarra war ein bisschen lästig.
Ich hasse es mir von Ihr den Mund verbieten lassen zu müssen.
Bei den Menschlichen Körpern, hat das immer direkt die Folge dass ich gar nichts mehr sagen kann, das stört schon ziemlich, weil ich es eigentlich mag mit lautem Geschimpfe und Drohungen die Bühne zu verlassen. Das macht immer ein wenig mehr Eindruck auf die „Ameisen“, wie Zandru sie immer so liebevoll nennt.
Ich weiß auch ehrlich nicht warum die Menschen sich immer so einen Aufstand machen, wenn wir uns mal ein wenig Spaß erlauben. Nach 1.000den von Jahren wird es hier unten auch leicht langweilig, obwohl ich mich ja nicht selbst loben will, aber es ist schon eine Kunst sich regelmäßig neue Foltermethoden einfallen zu lassen. Und erst die ganzen Dämonen die hier unten rum rennen, meinen immer sie könnten den Aufstand proben, aber nicht mit mir! Nicht mit mir sage ich Dir.
Dass ich dieses Mal mit hoch komme, war eigentlich nicht geplant, denn normalerweise halte ich mich an die Regeln und gehe nur hoch, wenn wieder mal eine Beschwörung falsch läuft. Obwohl das hab ich auch schon oft weiterdelegiert, denn wenn ich jedes Mal an die Oberfläche gehen würde, würde ich hier unten zu gar nichts mehr kommen.
Naja, Zandru hat halt gefragt und da Naotalba schon so lange weg ist, hab ich halt ja gesagt. Ich glaube auch nicht dass die sich hier unten noch mal sehen lässt. Die hängt bestimmt im Gefolge vom Hastur, so wie alle anderen Weiber auch. Von wegen Avarra hätte sie zu sich geholt. Aber anscheinend hat sie es ihm gut genug verkauft.
Freiwillig würd ich den Job hier unten auch nicht an den Nagel hängen. Macht viel zu viel Spaß.

Ich musste mal wieder feststellen das Menschen eine seltsame Rasse sind. Die ganze Geschichte mit dem Essen und den ganzen Sachen, ist und bleibt mir ein Rätsel. In gleicher Weise sind sie aber auch tierisch spaßig. Das mit dem Küssen und den wohligen Schauern ist schon echt nett.
Jedenfalls hat Zandru ziemlich lange betteln müssen, denn normalerweise find ich Comyn Körper wesentlich besser. Die sind gepflegter und es kitzelt immer so lustig wenn sie es merken dass man in ihrem Körper ist und dann versuchen einen mit ihrem Laran zu vertreiben. Der Körper den er mir angeboten hat, war trotzdem nicht schlecht, zumindest für einen von einer Magd, bin sonst besseres gewohnt.

Aber ich schweife schon wieder ab!
Selten hat Zandru solch einen guten Körper abgegriffen. Gut er ist schon ziemlich alt gewesen, aber hey, ein Lord einer ganzen Domäne, was will man mehr?
Meiner Meinung nach hat Beltran auch zu Recht seine Seele verscherbelt. Wenn ich mir seine Blagen so anschaue….
Der eine jammert seiner Frau hinterher (kleiner Vermerk am Rande, bei uns ist sie nicht angekommen).
Der zweite schien in einen Farbtopf gefallen zu sein, zumindest ließen das seine Haare vermuten oder aber Belmaz hatte da seine Finger im Spiel. Der treibt sich zurzeit in Thendara rum, man muss es ihm lassen er hat immer die besten Ideen, die Lebenden zu Ärgern.
Dann wäre da noch die erste Tochter, leicht verpeilt die Gute und immer ein Auge auf den Familienschmuck, außerdem ein bisschen spinnert ist es schon stundenlang Hastur und Cassilda anzubeten. Früher oder später werden wir uns wiedersehen, denn Diebstahl führt immer zu uns!
Die zweite Tochter, das kleine Miststück. Für die hab ich ein paar ganz besondere Pläne. Zwar muss ich sagen dass der Versuch mich an den Haaren durch den Raum zu ziehen, durchaus mutig war. Doch war es ebenfalls ein großer Fehler. Niemand erzürnt die Götter und Ihre Helfer. (Memo an mich: Avarra höchstpersönlich um die Seele bitten!)
Den kleinen Elhalyn nicht zu vergessen, wobei wir ja alle wissen, das dieser nicht aus den Lenden des Lord stammt. Na ob der die Schwellenkrankheit überlebt? Er fühlte sich ja zwischendurch etwas eingeengt *hehe*

Erzählung Reeth Caldason

Reeth Caldason liebt seine Küche und die Herausforderung.
Nachdem er erst kurz vor dem großen „Empfang“ von Familie, Freund und Feind erfuhr, dass „Häppchen“ für die Gäste bereitgestellt werden sollten, machte er sich prompt an die Arbeit. Reeth schaffte es, rechtzeitig fertig zu sein und war mit dem Ergebnis seiner Bemühungen recht zu frieden.

Das höchste Lob, welches er bekam und ihn auch sehr erfreute, kam von seinem Herrn. Dies zeigte ihm, dass der Herr trotz seiner Krankheit sein Können noch bemerkt hatte und zu schätzen wusste.

Während sich in der oberen Etage des alt erwürdigen Gemäuers dramatische Szenen abspielten, war die Küche des Hauses Anlaufpunkt für verschiedenste Personengruppen, wie auch Anliegen.

Recht kurze Zeit nach Empfangsbeginn fand sich Keshiara bei Reeth ein. Die junge Lady war schockiert vom Zustand ihres Vaters und erkundigte sich, wie lange dieser schon so sei und warum denn die Heilerin nichts machen könne. Reeth konnte ihr nur mitteilen, dass der Zustand sich über die Zeit hin immer mehr verschlechterte, es aber trotz allem immer noch lichte Momente gäbe. Um welche Krankheit es sich handelte und warum die Heilerin ihm bis jetzt noch nicht helfen konnte, sei ihm nicht bekannt. Lady Keshiara bedankte sich für die Auskünfte und begab sich auf die Suche nach der Heilerin.

Einige Zeit später fanden sich Bea und Sophia in der Küche ein, um sich von Reeth mit Kreationen aus Schokolade umsorgen zulassen. So herrschte ein reges Kommen und Gehen im Küchenbereich. Zu vorgerückter Stunde erschien auch kurz die Herrin des Hauses um mitzuteilen, dass die Häppchen zu ihrer Zufriedenheit angerichtet waren. Welch eine Ehre, da sie sich sonst nicht persönlich die Mühe machte. Nachdem die Reste abgeräumt und verräumt waren, beendete der Küchenchef für diesen Tag seine Arbeit.

Während Reeth am nächsten Morgen das Bankett mit Adriana Hastur in der Küche besprach, wirbelte ein männliches Wesen durch die Küche mit einem schmetternden Guten Morgen und der Anweisung, ihm doch gleich das Frühstück in die Halle nach oben zu bringen. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen war er auch schon wieder verschwunden. Auf die Nachfrage von Lady Hastur, ob dies Beltran Elhalyn gewesen sei, konnte der Küchenchef nur antworten, dass es sich so angehört hatte. Da er mit dem Rücken zum Durchgang stand, war es ihm nicht möglich gewesen, die Person zu sehen.
Es dauerte nicht lange und Reeth reichte in der Halle Beltran und einer ihm nicht bekannten Frau ein reichhaltiges Frühstück. Reeth wunderte sich zwar etwas über das Erscheinen des Herrn, wurde ihm am Abend zuvor doch mitgeteilt, dass der Herr verstorben sei. Auch wo diese Frau so plötzlich herkam war ihm ein Rätsel. Aber es sollte ihm egal sein, da wenigstens eine Person an diesem Morgen etwas zu essen wünschte. Sicher würde man ihn in Kürze aufklären, was dies zu bedeuten hatte.

Caldason begab sich in seine Küche zurück, um mit den Vorbereitungen für das Bankett zu beginnen. Bevor jedoch einer der Herrschaften es für notwendig empfand, den Küchenchef über das, was sich gerade in diesem Gemäuer abspielte zu informieren, stand Beltran mit der Frau bei ihm in der Küche. Beltran ließ sich vom Küchenchef höchst persönlich mit Getränken und Speisen umsorgen, wobei er sich rege mit Reeth unterhielt. Dieser Beltran gefiel Reeth sehr gut.

Einige Zeit später wurden alle Personen, die sich auf der Burg befanden, in den großen Saal gebeten. Das Personal bekam die Information, dass man auch sie bräuchte. Ebenso sollte es eine Erklärung für die Vorkommnisse des bisherigen Tages geben. Auf die Erklärung, was denn vor sich gehe, bzw. ob der Herr nun verstorben sei, oder nicht, wartete Reeth in der Halle vergebens. Alles was er hörte machte ihm Angst! Haftfeuer! Eine Kuppel, unter der man atmen kann, aber alles außerhalb nicht (würde das Personal mit in die Kuppel genommen?)! Explosion! Hilfe!!!! Warum wollte man überhaupt mit solchen Mitteln gegen Beltran vorgehen? Der Herr, der sich gerade in seiner Küche befand und sich an den Köstlichkeiten des Küchenchefs labte. Dies konnte doch alles nicht war sein! Kann er, darf er, will er zu all dem etwas sagen? Ja, er wollte. Vorsichtig meldete sich Reeth zu Wort, auch wenn ihm dies nicht leicht fiel. Warum wollten die Herrschaften einen Mann auf solch grausame Art und Weise umbringen, wo sie doch gestern alle noch wollten, dass er weiterlebt. Ein Mann, der so freundlich und gut gelaunt durch das Gemäuer läuft. Ein Beltran, den Reeth mag, da er im Gegensatz zu all den anderen hier etwas für das Personal übrig hat, mit diesem spricht und sich auch unter dieses mischt. Kaum hatte er dies ausgesprochen, kam Beltran mit der Frau in die Halle. Alle Gespräche in der Halle verstummten. Bevor Reeth in seine Küche zurückgehen konnte, befand er sich Alastair gegenüber. Alastair fragte nach, seit wann der Herr in der Küche erscheine und sich dort auch länger aufhalte? Dies hatte er in früheren Zeiten schon häufiger gemacht. Während seiner Krankheit war er zu solchen Ausflügen jedoch nicht mehr in der Lage. Seit diesem Morgen jedoch schien dies wieder anders zu sein. Kaum hatte Reeth die Frage beantwortet, erschien Rascard di Asturien mit Gattin und baten den Koch mit nach unten zu kommen.

Nachdem die Herrschaften und Reeth Tramontana Südhang erreicht hatten, versuchten sie, den Koch davon zu überzeugen, ihrem Plan zu zu stimmen. Es wäre auch für ihn besser. Das sah der Koch nicht ganz so. Wirklich überzeugen konnten sie ihn nicht, denn all das, was sie vorbrachten, war recht verwirrend für ihn. Erst recht, da immer wieder von schrecklichen Vernichtungswaffen die Rede war. All das, was sie ihm an Erklärungen und Informationen gaben, konnte ihn nicht von seiner momentanen Einstellung abbringen. So begab er sich nach einiger Zeit in seine Küche zurück, um sich um das Essen für den Abend zu kümmern und den Verlauf der Dinge abzuwarten.

Nachdem er sich für einige Zeit hingelegt hatte und in der Küche gerade nichts vorzubereiten war, beschloss Reeth, sich unter den Damen mal umzusehen. Vorsichtig und auf der Hut seiend, umwarb er Bea. Da dies recht einfach, problemlos und ohne jegliche Reaktion aus den Reihen der Comyn ging, fühlte er sich immer sicherer. Als dann Bea von ihm weggerufen wurde, um irgendwelchen Pflichten nachzukommen und Reeth die Herrschaften mit einigen Häppchen versorgt hatte, da scheinbar keiner den Weg in die Küche kannte, suchte er sich ein neues Opfer. Lady Linnea war keine so leicht zu bekommende Dame wie Bea Syrtis, aber genau dies reizte ihn. Nach ein, zwei charmanten Sätzen hatte er sie jedoch zumindest schon davon überzeugt, dass es unter seinem Mantel genug Wärme für zwei gäbe. Ob diese Aussage auch stimmte, wurde von ihr dann auch getestet. So verbrachte er einige Stunden des Tages mit den edlen Damen mitten unter den Herrschaften ohne ein Wort der Entrüstung zu hören. Auch konnte er die Werbung, wie Vereinigung des jungen Rafael Elhalyn mit Bea Syrtis aus nächster Nähe beobachten.

Da die Stunde nun schon recht vorgerückt war, musste Reeth sich in seine Küche zurück begeben, um die restlichen Vorbereitungen fürs Bankett zu treffen.

Während des Banketts, an welchem das Personal ebenso teilnehmen durfte, überfiel ihn eine plötzliche Eingebung. Die Dame, die am Abend zuvor recht häufig bei ihm in der Küche war, um sich an seinen Kreationen aus Schokolade zu laben und mit welcher er einige kuschelige Stunden verbracht hatte, sah er nun als seine neue Herrin im Saal. Man sollte meinen, dass er sich nun von ihr fern halten würde. Nein, er stand auf, ging einfach zu den Herrschaften an den Tisch und fragte Bea, ob sie etwas von seiner heutigen Schokoladenkreation versuchen wolle. Rechtzeitig, bevor Rafael Verdacht schöpfen konnte, erkundigte er sich auf höfliche Weise, ob er auch ihm eine Nachspeise bringen sollte. Dies war die letzte Tat des etwas anderen Küchenchefs dieses Plots.

Es sei noch angemerkt, dass Reeth es geschafft hat all seine Speisen ohne die „persönliche“ Eigenwürze, für die er hinterher mindestens einen Heiler/in benötigt hätte, auf den Tisch zu bringen. Das einzige Mal, wo er fast einen Heiler/in benötigte, war bei einer ihm einfachen übertragenen Aufgabe. Er sollte den Herrschaften zur Teestunde einen Tee bereiten und auftragen. Bei der Zubereitung des Tees schüttete er sich etwas heißes Wasser über die Hände. Ganz ohne einen kleinen Küchenunfall scheint es bei Reeth dann doch nicht zu gehen.

Gehabt euch wohl Euer Reeth Caldason

Stellungnahme Bea Syrtis zu Reeth Caldason

Meine künftige Schwägerin Bea Syrtis hat mir per Botenvogel eine Nachricht zukommen lassen. Sie schrieb, sie könne die Unverschämtheiten von Reeth Caldason nicht so stehen lassen. Und so schickte sie mir mit dem Botenvogel unten stehenden Gesprächsausschnitt zwischen ihr und ihrer Zofe.

i.A. der künftigen Lady Elhalyn
Lorett Elhalyn

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Eine Frage der Eh(r)e

Auszug aus einem Gespräch zwischen Bea Syrtis und ihrer Zofe, einer engen Vertrauten, beim Ankleiden

Z: …
B: WAS HAST DU GEHÖRT??! Sag das noch einmal!
Z: Der Koch behauptet überall, er habe Euch und Lady Linnea umworben, und das sei sehr leicht gewesen, und er habe Euch mit Schokolade verführt…
B: KEIN WORT MEHR! WER behauptet das? Der KOCH? Welcher KOCH denn?
Z: Reeth Caldason, hier in der Küche.
B: Und wem hat er das gesagt? Wo hast du das her?
Z: Er marschiert herum mit stolzgeschwellter Brust und erzählt es öffentlich jedem, der in der Nähe ist.
B: Meinst du den gleichen, der sich öffentlich gegen seine Herrschaften und alle anderen anwesenden hohen Gäste gestellt hatte in der unseligen Zandru-Angelegenheit? Der die Trauer und das Entsetzen der Anwesenden mit Füßen getreten und das Andenken an den ehrwürdigen Lord Elhalyn verspottet hat?
Z: Ja, genau den.
B: Wie bitte?! Der lebt noch? Und der ist immer noch angestellt im Hause Elhalyn? Was für eine Personalführung!
Z: Was werdet Ihr tun?
B: Nun, selbstverständlich werde ich mit meinem Verlobten darüber sprechen, und ich gehe davon aus, dass Rafael diesen … Unwürdigen zum Schweigen bringen wird. Ich glaube fast, die Beile auf Elhalyn haben schon zu viel Rost angesetzt, und dieser Koch hat zu lange keinen Heiler konsultiert.
Z: Wird Rafael Euch vertrauen?
B: Selbstverständlich – hoffe ich. Er weiß, wie es in meinem Herzen aussieht. Dennoch wird er über solche Gerüchte nicht glücklich sein!
Z: Der Koch behauptet, man habe Euch mit ihm zusammen gesehen…
B: Natürlich hat man das. Ich erinnere mich durchaus an seine Schokoladenkreationen, für die ich tatsächlich sehr geschwärmt habe. Aber für die Leckereien, nicht für IHN! Was bildet der sich ein, das zu verwechseln!
Z: Ihr und Lady Linnea sollt mehr als nett zu ihm gewesen sein…
B: Ja, sag mal, glaubst du denn diese Geschichte? Ich habe mich bisher bemüht, zum gesamten Personal nett zu sein. Schließlich werde ich als Lady Elhalyn hier leben. Aber anscheinend ist das nicht der richtige Weg und wird ausgenutzt. Ich werde ebenfalls mit meiner zukünftigen Schwiegermutter oder besser noch mit meiner Ziehmutter darüber sprechen müssen. seufz
Z: Ojeee, das sieht böse aus für Reeth! SEUFZ!
B: Was denn, magst du ihn etwa?
Z: Ach, er ist ganz amüsant…
B: Aber dumm! Stell dir nur mal für einen Moment vor, an seinen Geschichten wäre etwas Wahres dran. Wer – an seiner Stelle – rennt denn herum und erzählt überall davon? Ein Gentleman genießt und schweigt – und alle wären zufrieden… Außer natürlich…
Z: Was denn?
B: Naja, entweder er ist dumm oder auf kurzen schnellen Ruhm aus … oder – und das gibt mir gerade sehr zu denken – er wird von jemandem dafür bezahlt und soll die Ehe zwischen Rafael und mir im letzten Moment verhindern… Erst seine Haltung in der Zandru-Angelegenheit, jetzt diese Einmischung… Ich glaube langsam, da steckt eine politische Intrige dahinter!
Z: Da intrigiert er doch aber gegen die Häuser Elhalyn, Alton, Syrtis…
B: … und Aillard nicht zu vergessen, die arme Lady Linnea! Nun, ich hoffe für ihn, dass er gut bezahlt wurde und seine Belohnung schon genießen konnte. Denn Rafael wird sich sicher gründlich darum kümmern…
Z: Werdet Ihr Stellung dazu beziehen?
B: Öffentlich, meinst du? Natürlich nicht! Und jetzt schnür mir mal endlich dieses Kleid zu! Und lass mein Frühstück kommen. Ich habe Appetit auf Scho…
Z: WAS?
B: …ten, püriert und mit Pfeffer gewürzt.

Wieder erreichte mich ein Botenvogel von meiner künftigen Schwägerin Bea Syrtis. Sie hatte ein prekäres Gemälde auf dem Anschlag eines Barden (der ihrem künftigen Gatten ähnelt) gefunden.

i.A. der künftigen Lady Elhalyn
Lorett Elhalyn

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Einige Tage später. Es ist früher Morgen. Beas Zofe klopft und betritt das Schlafgemach.

Z: Guten Morgen!
B: Guten Morgen, Liebes. Ich bin schon wach. Hast du auch so gut geschlafen? Das wird ein wundervoller Tag. Rafael hat mir versprochen, mir ein bisschen was von der Gegend zu zeigen.
Z: ... *drucks*
B: Was ist denn? Du sagst ja gar nichts? Ist etwas passiert?
Z: Ähm... *räusper!*
B: Nun sag was, ich fang an, mir Sorgen zu machen! Bist du krank? Was hast du da in der Hand?
Z: Das ist... das ist... Also das lag heute morgen vor der Tür...
B: Nun zeig mal her! Was ist das... Ach, ein Bild. Schön. Und weiter?
Z: Schaut es Euch etwas genauer an.
B: Hmmm. Ein junger Mann... Bediensteter, wie es scheint... Erinnert mich an irgendwen, dieses Gesicht... Aber worum geht es denn? Was beunruhigt dich so?
Z: Es ist der Koch!
B: Aaaach ja. Aber wieso ließ er sich zeichnen? Oder viel wichtiger: Wieso bringst du mir ein Bild vom Koch? Ich verstehe dich nicht!
Z: Aber IHR seid doch auch auf dem Bild!
B: Wo denn? Ich sehe da nur noch eine junge Frau... DAS SOLL ICH SEIN?
Z: ... *drucks*
B: Oooohhh, ich fange an zu verstehen. Du glaubst, das bin ich? Aber was um alles in der Welt sollte mich denn dazu bringen, dem Koch zu erlauben, sich mir auf derartige Weise zu nähern? Und mich dann in dieser Position auch noch zeichnen zu lassen? Es sieht fast aus als stünden die zwei da Wange an Wange?! Das bin doch im Leben nicht ICH! Naja, höchstens eine gewisse Ähnlichkeit. Aber bei allen Göttern – die Haare liegen gar nicht. Und die Körpergröße passt nicht. Und dieses Grinsen. Schamlos! Lässt du dich davon etwa verunsichern?
Z: Die Leute glauben es! Die Leute glauben, Ihr hattet doch eine Liebelei mit dem Koch! So wie er es vor ein paar Tagen behauptet hat.
B: Tssss. Das ist doch nicht dein Ernst! Lächerlich!
Z: Es gibt Gerede...
B: Das gibt es immer... Schau doch! Wer sich ein bisschen mit Kunst auskennt, sieht doch sofort, dass es sich um eine ganz jämmerlich einfache Zeichnung handelt – ohne Talent, ohne Schulung. Vermutlich hat der Koch es selbst gemalt. Seine unanständigen wilden Phantasien!
Z: Wirklich?
B: Ach, jetzt komm! Ich wünschte, Rafael würde sich endlich dieser Sache annehmen, es langweilt mich, dauernd meine Ehre in den Schmutz gezogen zu sehen. Im Grunde stimme ich ihm ja zu: belangloses Gerede, wie es an allen Höfen vorkommt. Aber es trifft mich schon ein bisschen – da ist man wohlerzogen, tugendhaft und rein, tut möglichst nie einen falschen Schritt, ist gut zu jedermann, will niemandem Schande machen – das ist ja nicht immer leicht! – und dann kommt so ein... ach, ich hab gar kein Wort, das unwürdig genug ist! daher und erzählt solche Geschichten. Und die Leute glauben es!!*wütend aufstampf!*
Z: Oh, das wollte ich nicht! Beruhigt Euch bitte...
B: Jetzt ist nicht die Zeit für Beruhigung! Ich werde mit Lady Gabriella sprechen. Ist sie schon auf? Vielleicht kann sich ja der Friedensmann ein bisschen umhören, wer der Schnellzeichner von diesem ... Machwerk ... ist. Ganz diskret natürlich. Und vielleicht kann er den dann festnehmen und – zur Not unter Gewaltausübung – herausfinden, wer ihm den Auftrag für diese Fälschung gab. Ich befürchte ja immer noch eine politische Intrige. Ach, manchmal wünschte ich, ich wäre ein Mann und hätte die Macht. Im Moment bin ich so wütend! Rafael soll doch bitte diesen Koch vierteilen lassen! Und dem Schnellzeichner würde ich persönlich genüsslich die Augen auskratzen...
Z: Beruhigt Euch doch, Ihr vergesst Euch!
B: Jaaa, du hast ja recht. Wieder mal viel Lärm um nichts! ... Hat eigentlich die Hündin der Bäckersfrau schon geworfen? Sie hat mir versprochen, dass ich mir einen der kleinen süßen Welpen aussuchen darf...

Also wirklich!
Ich für meinen Teil kann mich für das Wohlverhalten meiner Pflegeschwester Bea an diesem Wochenende verbürgen - natürlich hatte NICHTS mit dem Koch. Dieser vorlaute Kerl sollte seine Nase lieber in die Kochbücher stecken!
Ellemir Alton

Liebe Ellemir!

Ich danke Dir von ganzem Herzen für Dein Leumundszeugnis. Ich bin so froh, von Dir zu hören. (Ich war tatsächlich etwas bedrückt, dass keiner aus der Familie es für nötig hielt, sich mal einzumischen. Möglicherweise hat sich das Thema aber auch still und leise "hinter den Kulissen" erledigt... hoffe ich.)

Werden wir uns mal wieder sehen oder nehmen Dich Sohn und Turmarbeit zu sehr in Anspruch? Der Frühling naht, die Wege werden bald wieder passierbar sein...

Auf jeden Fall wünsche ich Dir und den Deinen ein gutes Jahr!

Liebe Grüße,
Deine Schwester

Die Ehre des Hauses Aillard

An Linnea Aillard, Regentin der Domäne Aillard
von Alastair Leynier

Liebste Cousine Linnea,

mit Entsetzen muß ich zur Kenntnis nehmen, daß in der Burg Elhalyn häßliche Gerüchte kursieren. Der Koch brüstet sich doch allen Ernstes damit, dass es zwischen ihm selbst und Dir zu Vertraulichkeiten gekommen sei! Ja, er behauptet sogar, dich unter seinem Mantel gewärmt zu haben!
Nun, ich bin nicht dein Bewahrer und weiß, dass in den Türmen oft von den sonst üblichen Regeln des Anstandes abgewichen wird, doch als Regentin der Domäne Aillard muß Du auf deinen eigenen und vor allem den Ruf des Hauses Aillard achten.
Ich weiß, dass Du aufgrund der Nachricht vom Tode deiner Schwester erschüttert warst (und immer noch bist) und des Trostes bedurftest. Es waren ja genügend nahe Verwandte und Vertraute anwesend, bei denen Du Trost finden konntest und auch gefunden hast. Ich bin überzeugt, dass diese Gerüchte jeder Grundlage entbehren.
Wir können diese Gerüchte nicht öffentlich dementieren, denn sie öffentlich zur Kenntnis zu nehmen würde sie zu Tatsachen erheben. Wir sollten sie jedoch auch nicht einfach ignorieren. Wer weiß schon, wem sie bereits zu Ohren gekommen sind oder noch kommen können! Wir müssen deinen guten Ruf bewahren. Immerhin müssen wir für dich noch eine vorteilhafte Ehe arrangieren und ich möchte die Verhandlungen nicht unnötig durch lächerliche Gerüchte erschweren.
Wir müssen diesen unverschämten Koch der Lächerlichkeit preisgeben. Sich so etwas auszudenken oder einzubilden und damit auch noch hausieren zu gehen! Eine Unverschämtheit!
Du solltest einen Brief an Lady Gabriella Elhalyn schreiben und diese Angelegenheit richtig stellen. Zwar liegt es in Rafaels Händen, den Koch zu maßregeln, doch steht dir Lady Gabriella näher und kann deine Interessen als Frau besser vertreten. Sie wird uns helfen, deinen untadeligen Ruf wieder herzustellen und diese lächerlichen Gerüchte aus der Welt zu schaffen.

Alastair

An Alastair Leynier, Friedensmann und Cousin
von Linnea Aillard

Mein lieber Cousin (wie froh bin ich Dich endlich offen als Solcher bezeichnen zu können),

ich finde es sehr ehrenhaft und löblich, dass Du Dich um meine gesellschaftliche Stellung so sorgst, aber ich kann Dich beruhigen. Ich mag freundlich zu dem Koch gewesen sein, aber der "Mantel" des Anstoßes wurde nicht über MICH gebreitet. Ich bin ein klein wenig entäuscht über Dein mangelndes Vertraunen in meine weibliche Integrität .

Ist dir nicht aufgefallen, dass es im Hause Elhalyn eine mir zum Verwechseln ähnlich sehende Dienerin gibt? Ich meine jene Frau, die beim Festmahl am Samstagabend aufgetragen hat. Es war jene Frau und KEINE Andere, die mit dem Koch angebandelt hat, während ICH mit meinem Schiksal und der Diplomatie hadernd einfach nur versuchte bis zum Abendessen zu überleben. So wie ich meine Tante kenne, wird sie - als eine weitsichtige und kluge Frau - die Wahrheit bereits erkannt haben. Zumal die Ähnlichkeit zwischen der Dienerin und mir nicht reiner Zufall zu sein scheint. Nun, mein Vater Kermiac war meiner Mutter ein guter Ehemann und mir ein guter Vater, aber vor seiner Ehe mit meiner Mutter war er sicherlich kein enthaltsamer Mönch. Die Dienerin heißt Lina und ist ein paar Jahre älter als ich (wie verwunderlich eine Name mit L - die Affinität meines Vaters zu Namen mit L kennen wir ja beide....). Ich habe mit ihr gesprochen und sie erzählte mir, dass sie ihren Vater nicht kenne, dass man aber munkelte, dass sie ein Bastard des jüngeren Elhalyn-Sohnes Kermiac sei. Da ich meinem Vater sehr ähnlich sehe, liegt die Wahrheit wohl auf der Hand. Jene Frau scheint meine Halbschwester väterlicherseits zu sein!

Ich trage mich mit dem Gedanken sie zu mir zu holen, denn schließlich habe ich erst eine Schwester verloren und wenn Evanda mir eine Weitere geben hat (auch wenn sie mütterlicherseits von niederer Geburt und keine Aillard ist), dann möchte ich sie gerne um mich haben. Deine Sorgen sind also völlig unbegründet. Wenn Du möchtest, schreibe ich umgehend an Gabriella und werde ihr mein zuvor geschildertes Anliegen mit der passenden Erklärung (die auch zur Aufklärung des vom Koch aufgestellen Gerüchtes führt ) schildern. Andererseits ärgert es mich jedoch, dass bei einem Lord so selbstverständlich akzeptiert wird, dass er sich mit der weiblichen Dienerschaft vergnügt, während man einer Lady noch nicht einmal ein wenig körperlichen Zuspruch erlaubt. Ich möchte nicht wissen, wie viele uneheliche Erben der Elhalyns noch unter der Dienerschaft weilen... ein Wunder das Beltran nicht einen der ihren zum Erben bestimmt hat..... Nun, genug zu diesem Thema!

In jedem Fall ist es besser seiner Dienerschaft mit Güte und ein klein wenig Respekt gegennüberzutreten, denn wie wichtig dies sein kann, haben wir ja auf Burg Elhalyn gesehen.
Man beißt nicht die Hand nicht, die einen füttert.

Nun zu meinen "Ehe"-Verhandlungen. Wie Du weisst habe ich bereits einige Kontake mit dem Hause Ridenow geknüpft und auch von anderer Seite gab es schon Angebote. MIR ist in jedem Fall wichtig, das mein Zukünftiger nicht zu ehrgeizig (also besser kein Alton) ist und im Turm ausgebildet wurde. Ein vierter oder fünfter Sohn eines mit mir nicht allzusehr verwandten Hauses (wozu das führt haben wir ja bei meiner lieben Schwester und den Elhalyns gesehen), der im Turm ausgebildet wurde und sich ggf. im Valeron-Turm nützlich machen möchte, wäre der ideale Kanidat. Ein Friedensmann und einen militärischen Berater habe ich schon - nicht wahr mein lieber Cousin - und einen ränkeschmiedenden Intrigant kann ich WIRKLICH nicht gebrauchen.

Apropos: Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Rafael keinen Erben bekommt, die beiden weiteren designierten Erben eine andere Domäne beerben und DU Erbe der Elhalyn-Dömane wirst, möchte ich meinerseits eine Absicherung für einen Friedensmann-Nachfolger haben. Hast Du nicht einen Sohn, Freund oder Cousin, der dann Dein Amt übernimmt? Wenn ICH mir Gedanken über die Absicherung der Aillard-Linie machen muss (auch wenn meine Nichte gesund und stark ist), dann möchte - nein verlange ich, dass DU einen Nachfolger ausbildest. Wenn er im richtigen Alter und von Stand ist und ihr auch gefällt dann können wir ihn auch mit Ria verheiraten. Dann kann ich auch meine mir so teure und wertvolle Zofe behalten.

Ach ja, hatte ich erwähnt, dass ich Ellemir Alton und ihr Kind Unterschlupf bei mir angeboten habe? Es hat schon auch sein Gutes Lady Aillard zu sein. Wer kann die Bitte der Herrin von Valeron schon einfach abschlagen? Nun, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt, dann kann man mit Macht und Einfluss auch mal etwas Sinnvolles anfangen!

Deine dich liebende Cousine Linnea

P.S.: Wir müssen nach Deinem Urlaub auch noch dringend über die Verwendung der Brandnebelkugeln sprechen. Ich möchte auf KEINEN Fall, dass Du sie wieder mit dir herumträgst!

MacArans Aufbesserung der Reisekasse

Mein Vater hat mich, Esteban Caldir MacAran, Erben von MacAran Falkenhof, an seiner Stelle nach Burg Elahyn gesandt, da er sich nach einem Fieber noch nicht so wirklich wieder erholt hatte. Ungern bin ich seiner Bitte nachgekommen, da meine Frau Linell mit unserem 5 Kind hochschwanger und kurz vor der Niederkunft stand.

Ich bin gegen Abend, gerade rechtzeitig zur Zusammenkunft in der großen Halle, auf Burg Elahyn eingetroffen, nach einer ungemütlichen Reise mit z.T. widrigsten Wetterverhältnissen, so hatte ich gerade Zeit, mir mein Quartier anweisen zu lassen, mich meiner Reisekleidung zu entledigen und wieder in die Halle zu eilen. Der alte Corridom stand hilflos am Eingang, hoffnungslos überfordert von all den anwesenden Comyn, somit habe ich mir dann selber einen Platz gesucht.

Die folgenden Ereignisse der Benennung dreier verschiedener Erben sowie das Ableben des Lords sind ja schon von anderen Anwesenden ausführlich beschrieben worden.

Nachdem der Lord standesgemäß in der Kapelle der Burg aufgebahrt worden ist, bildeten sich under den anwesenden Familienmitgliedern und Gästen mehrere kleinere Gruppen und Grüpchen, die Familie versuchte, die Erbfolge zu klären und hatte sich in eine Ecke des Saales zurück gezogen, andere unterhielten sich über das gerade erlebte, und wieder andere hatten sich zu einem Würfelspiel "Comyn ärgere Dich nicht" zusammen gefunden. Da ich nicht besonders viele der Anwesenden näher kannte, bin ich zu den Würfelnden geschlendert. Beim Näherkommen sah ich dann, daß es sich bei den Spielern um Gabriel Alton sowie Esteban Alton handelte, welcher mich dann auch gleich auf ein neues Spiel einlud.
Auf Falkenhof ist Bargeld immer eher knapp, so habe ich dann dem Einsatz der Beiden einen ausgebildeten Verrin-Falken engegen gesetzt, was dann nach anfänglichem Hin- und Her auch akzeptiert wurde. Also bin ich dann in eine neue Partie mit eingestiegen, und die Würfel waren mir, nachdem ich Anfangs doch arg zurück lag, endlich hold, und ich durfte dann meine Falken behalten und das Kupfer meiner kargen Reisekasse hinzufügen. Leider ist es dann bei diesem einen Spiel geblieben...

Nachdem der Alte endlich wirklich tot und die Erbfolge endgülig geklärt war, waren zwei Beteiligte brot- und arbeitslos. Zwar bot Rafael uns gütigerweise an, noch weiterhin in seinem Haushalt zu leben, doch hielten wir es dennoch für angebracht, uns über unsere (finanzielle) Zukunft Gedanken zu machen.
Was liegt da näher als sich ganz "unladylike" einer kleinen Pokerrunde anzuschließen, zumal weder mein Herr Bruder noch der Lord Neffe entwas dagagen hatten. (Hätten sie aber gehabt, wenn sie gewusst hätten wie das Spiel ausgeht).
Nun, ich will nicht zu viel ausplaudern. Jedenfalls haben die ehemalige Lady Elhalyn und der ehemalige Friedensmann jetz genug Burgen um jede Jahreszeit in einer anderen zu verbringen, Gabriel dürfte Ärger mit seiner Gattin bekommen haben, Rafael kaut wahrscheinlich trockenes Nussbrot und Lord Esteban nächtigt unter irgendeiner Brücke.
Es war ein wirklich schönes Spiel.

fast 4 Hochzeiten und (k)ein Todesfall

Verehrte Ladies und Lords, Comynara und Comyn, Darkovanerinnen und Darkovaner,

verzeiht vielmals die späte Rückmeldung, aber Ihr wißt ja, wie beschäftigt man ist, wenn man einen neuen Turmkreis aufbaut.
Trotz allem geht meine verspäteter Dank an meine Verwandten des Hauses Elhalyn, die ich ja vor unserem denkwürdigen Treffen im November nicht zu Gesicht bekommen hatte, seit ich den Kinderschuhen entwachsen war. An dieser Stelle auch Grüße an meine Schwester Bea und ihren Gemahl Rafael, denen hoffentlich schon bald nach ihrer - wie ich gehört habe prachtvollen Hochzeit - der Kindersegen beschert sein wird.

Das denkwürdige Wochenende hat meinen Weg in die Zukunft erhellt, auch wenn es ein recht schmerzliches Erlebnis war, dafür sei allen Beteiligten Dank.
Ich hoffe, alle haben sich von dem Schock erholt und finden nun ein wenig Frieden.

Dank gesagt sei hier meinen Eltern, die viel Geduld und Großmut mit meiner weltabgewandten Art bewiesen haben, die ihnen an diesem Wochenende sicherlich einige Unannehmlichkeiten bereitet hat. Aber seid versichert, daß eure Erziehung und das Laran unserer Familie auch an mich nicht verschwendet war.
Mein Sohn Damon ist bereits ein kräftiger, gesunder Bursche, der dem Hause Alton alle Ehre machen wird. Ich hoffe, ihn Euch zur weiteren Erziehung überlassen zu dürfen, sobald er richtig laufen kann, denn ein Turm ist kein Ort für ein Kind und wo wäre er in bessern Händen als bei Euch?
Sollten weder Onkel Esteban noch mein Bruder einen Erben hinterlassen, lege ich Euch Damon ans Herz, er zeigt bereits die Züge eines wahren Alton ... (-;
Um eines möchte ich Euch bitten - laßt ihn auch meine Pflegeschwester Bea und seine Elhalyn-Cousins besuchen. Ihr wißt, daß wir uns sehr nahe standen und daß sie Euch stets eine gute Tochter war. Bitte grollt ihr nicht mehr. Sollte sie wirklich unbotmäßig gegen euch gewesen sein, dann schreibt es meinem schlechten Einfluß an diesem Wochenende zu ... manche Leute sollten ihre vorlauten Zungen vielleicht besser hinter Turmmauern lassen! Für jeden entstanden Kummer bitte ich Euch um Verzeihung.

Mein Dank gilt natürlich auch meiner Cousine Keshiara Elhalyn für Ihre hervorragenden Leistungen als Bewahrer (fast möchte man "Bewahrerin" sagen). Ohne ihre Führung in einem sich völlig unbekannten Kreis (!) wäre es uns nicht möglich gewesen, die übermenschliche Aufgabe zu erfüllen, der wir uns gegenüber gestellt sahen.

Weiterer zutiefst empfundener Dank geht an Lady Aillard, die es mir ermöglicht hat, zusammen mit dem Vater meines Sohnes, Edret Lanar, einen neuen Turmkreis in Dalereuth aufzubauen. Ihr Angebot erfolgte in einem Moment, als es um mich am schlimmsten bestellt war. Dies hat mir eine Zukunft und der Laran-Technik Darkovers möglicherweise eine neue Richtung gegeben.

Weiterer Dank sei hier gesagt an die vielen anderen, die dieses Wochenende für eine "Neue" in Eurem Kreis - trotz der fürchterlichen Umstände - zu einer so wichtigen und wunderbaren Erfahrung gemacht haben. Selten habe ich mich in einer neuen Umgebung so aufgenommen gefühlt! (an dieser Stelle besonderer Dank an den Coridom und seinen Sohn ... (-.

Selbstverständlich sein auch den Göttern Dank!!! ohne deren Gnade und Einsicht wir jetzt vermutlich alle einen Kopf kürzer wären.

Ich könnte Euch jetzt alle aufzählen und es gehen mir gerade auch noch jede Menge Namen durch den Kopf. Bitte verzeiht, wenn ich sie nicht alle erwähne. Erinnert Euch wie ich mit Freude an unsere Gespräche und Gesänge fühlt euch nicht vernachlässigt.

Vielen Dank und auf ein Wiedersehen

Ellemir Alton


Liebe Ellemir!

Mein Haushalt ist vorbereitet, einen kleinen Jungen und gern auch seine Mutter aufzunehmen, wenn sie sich für eine Besuchsreise entscheiden. Das Personal hat sich wieder an das Arbeiten gewöhnt (alte Besen kehren eben nicht immer gut - ohne meiner Schwiegermutter zu nahe treten zu wollen). Es freut mich, von Dir so viel Gutes zu hören - und dass anscheinend etwas Ruhe eingekehrt ist.

Auch der Kontakt zu den Eltern ist wieder etwas harmonischer. Die Zeit heilt eben doch alle Wunden. Nur manchmal holen sie noch die alten Geschichten hervor, dann verkneif ich mir ein Gähnen und nicke freundlich. Es war damals halt ein bisschen viel auf einmal... Ich glaube übrigens, Vater dachte, es sei MEIN schlechter Einfluss auf DICH gewesen, daher verbot er mir den Kontakt zu Dir. Und ich fürchtete, er hätte Dich verstoßen. Ich glaube, in dem Moment fehlte mir einfach die Kraft, mich zu widersetzen. Zu viel stand auf dem Spiel. Inzwischen... naja, Du weißt schon, die Zähne des alten Wolfes sind auch nicht mehr, was sie mal waren 😉

Ich hoffe, Dir geht es auch gesundheitlich wieder besser, so dass Du Deinem bestimmt recht anspruchsvollen Sohn gewachsen bist. Grüß ihn mal herzlich von seiner Tante.

Und nun fühl Dich liebevoll umarmt
von Deiner Schwester Bea

Rechtsstreit Avarra – Zandru

Zandru (Gott)
Kalte Strasse 7
9. Hölle

Avarra (Göttin)
Düstergasse 8
c/o Insel des Schweigens
Grafschaft Marenji

Betr.: Mahnung zur Überführung der Seele von Lord Beltran Elhalyn

Hoch verehrte Kollegin,

hiermit mahne ich ausdrücklich und letztmalig zur Überführung der Seele von Lord Beltran Elhalyn zur
Schwelle des Totenreichs, 1. Hölle.

Wie Sie sich sicher erinnern gingen wir vor Äonen einen bindenden Vertrag ein, das die Seelen der Verstorbenen,
sofern sie unreinen Geistes sind, augenblicklich, ergo mit Eintritt des Todes dem Höllenfürst,
respektive mir, zur weiteren Bearbeitung zuzusenden sind. Dieser Vertrag bestand und besteht im gegenseitigen Einvernehmen.

Bezüglich der Stichhaltigkeit meiner Forderung möchte ich folgende Verfehlungen des verstorbenen Lord Beltran Elhalyn
anführen (nicht das Sie der irrigen Annahme erliegen, es handle sich hier um einen guten Menschen der somit der Oberwelt
und dem innigen Angedenken überantwortet werden könnte):

# 24 Kriege (zum Größtenteil Grenzstreitigkeiten)
# 4 Kinder, deren bestehende Lebhaftigkeit allseits als Schande zu betrachten ist (allzumal es sich um Kinder eines Domänenlords handelt)
# Dummheit (die langjährige Beziehung seiner Lady zu seinem Friedensmann zu übersehen dürfte auch Ihnen allein als Grund dienen)

Bei Bedarf kann eine vollständige Liste der Verfehlungen, zusätzlich auch Zeugenaussagen der in den Kriegen Gefallenen nachgeliefert werden.

Desweiteren möchte ich darauf hinweisen, das Sie sich in der Besitzfrage des Körpers von Lord Beltran Elhalyn äusserst unkollegial verhalten haben.
Es ist von meiner Seite fraglich, welche Verwendung ihnen in dieser Sache vorschwebte.

Zuletzt möchte ich Sie darauf hinweisen, das ich die kurzfristige Trennung von meiner Gemahlin Naotalba als einen persönlichen Affront betrachte.
Ich behalte mir vor, diesbezüglich in Kürze entsprechende Schritte zu unternehmen.

In der Hoffnung, diese unseeligen (*haha*) Umstände alsbald zur allseitigen Zufriedenheit lösen zu können, verbleibe ich

Mit freundlichem Gruß

Zandru, Höllenfürst


Büro von Avarra (Göttin), Düstergasse 8, c/o Insel des Schweigens, Grafschaft Marenji

An:

Zandru (Gott)
Kalte Strasse 7
9. Hölle

Betr.: Mahnung zur Überführung der Seele von Lord Beltran Elhalyn

Geehrter Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen,

in Anbetracht der Vorkommnisse am fraglichen Tage, erachtet die Dunkle Mutter Avarra Euer Schreiben als Gegenstandslos. Die Zusendung der Seele des Lord Beltran Elhalyn, nachfolgend Betreffender genannt, wird bis auf weiteres verweigert.

Die Einhaltung des Vertrages, den die hochheilige Avarra, nachfolgend Dunkle Mutter genannt, vor Äonen mit Euch, Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen, geschlossen hat, wird nun nicht mehr als bindet angesehen, da gewisse formale Schritte von Eurer Seite aus nicht eingehalten wurden.

1. Die Dunkle Mutter behält sich das Recht vor, jede Seele zuvor einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen. Euer Handeln war vorschnell und verstieß gegen mindesten zwei Richtlinien, die im Götterkodex unter § 1456 und noch einmal unter § 4372 nachzulesen sind.
„(…) sollte eine Seele kurz davor sein, sich von ihrem Körper zu trennen, so ist es einzig an Avarra, diese Seele in Empfang zu nehmen und sie unter ihrem Mantel in die Jenseitige Welt zu bringen. Dies beinhaltet auch Seelen von Lords und Ladys, Königen und Königinnen, kurzum jeden, der von sich behauptet auf irgendeine Weise von den Göttern abzustammen, obwohl keiner von uns sich irgendeiner Schuld bewusst ist. (…)“
Desweiteren: „(…) Weder Aldones, Evanda oder Zandru haben das Recht, sich einer Seele ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Avarra zu bemächtigen. Eine Genehmigung kann nur nach einer genaueren Überprüfung des vorliegenden Sachverhaltes erteilt werden und benötigt mindestens die Formulare 123 F, sowie 12 A, mit einem Beglaubigungsstempel des Amtes für Seelenbemächtigung. (…)“

Eine solche Genehmigung lag bis zum Ablauf der Frist (Todeszeitpunkt) immer noch nicht vor.

2. Der Zeitpunkt der Bemächtigung war von Euch, Zandru, alles andere als geschickt gewählt. Es wurde ausdrücklich vereinbart, dass die Dunkle Mutter nach 22 Uhr keine Seelen zu überführen hat. Eine solche Überführung bedeutet Überstunden und wie am Schwarzen Brett angekündigt, wurde vor 30'000 Jahren die Vereinbarung getroffen, dass Überstunden nicht mehr bezahlt werden können und abgefeiert werden müssen. Das aktuelle Überstundenkonto der Dunklen Mutter ist aufgrund diverser unvorhergesehener Kriege und Krankheitswellen dermaßen angefüllt, dass eine Dienstzeit nach 22 Uhr nicht mehr gerechtfertigt werden kann.

3. Aufgrund der Tatsache, dass Sterbliche die Mittagspause der Dunklen Mutter ausgenutzt haben, um sie anzurufen und zu beschwören, wurde bereits Beschwerde eingelegt. Nach genauer Prüfung des Sachverhaltes wurde festgestellt, dass eine solche Beschwörung nicht statt gefunden hätte, wenn Ihr, Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen, nicht widerrechtlich Besitz von der Seele des Betreffenden genommen hättet. Da das Verhalten der Sterblichen im Anbetracht des Sachverhaltes (Nötigung, Androhung körperlicher Gewalt, Bestechung) als Entschuldbar zu gelten hat und somit zur Notwehr erklärt wird, muss die Schuldfrage an Euch Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen, abgetreten werden.

Des Weiteren erachtet es die Dunkle Göttin als Beleidigung, dass ihr ein fraglicher Verwendungszweck des verstorbenen Körpers unterstellt wurde.
Wie Ihr, Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen, mit Sicherheit festgestellt habt, interessiert sich die Dunkle Mutter nur für die Seelen in einem Körper. Das Erstechen des selbigen, um die im Dolch gefangene Seele des Betreffenden wieder in den Körper zu schaffen, war ein mehr als nötiger Akt. Dass Ihr, Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen, Euch dadurch in Eurer Ehre gekränkt fühlt, kann kein treffender Mahnungsgrund sein.
Von fragwürdigen Unterstellungen bittet die Dunkle Mutter von nun an Abstand zu nehmen.

Ebenso nimmt sich die Göttin das Recht heraus, bereits im Vorfeld gewisse Bestrafungen durchzuführen. Der von Euch, Zandru, Fürst der eiskalten Höllen und Dämonen, angeführte Affront, die Trennung von Eurer Gefährtin, wurde als notwendiges Mittel erachtet, um dem Recht der Göttin Geltung zu verschaffen.

Die Seele des Betreffenden wird in Zukunft also in der Oberwelt, nahe der Dunklen Mutter verweilen, bis seine Verfehlungen genauer Untersucht und mit dem geltenden Göttlichen Recht abgeglichen sind.

Die Dunkle Mutter sieht es allerdings nicht als Verfehlung an, mit vier Kindern gesegnet zu sein, deren bestehende Lebhaftigkeit als Schande zu betrachten ist. Wäre dies ein wirklich treffender Grund, um eine Seele in eine der neun Höllen zu schaffen, müsste alsbald ein Schild angebracht werden auf dem steht: „Wegen Überfüllung geschlossen!“

Mit freundlichen Grüßen,

i.A.
Melitta
Chefsekretärin und Jacokocherin der Dunklen Göttin


Zandru (Gott)
Kalte Strasse 7
9. Hölle

Avarra (Göttin)
Düstergasse 8
c/o Insel des Schweigens
Grafschaft Marenji

Betr.: Mahnung zur Überführung der Seele von Lord Beltran Elhalyn

Schwer versehrte Kollegin,

euer Sekretärin sollte man 3 Dutzend Skorpione in den Ausschnitt stecken...eine Frechheit sondergleichen sich nicht mal die Mühe zu machen, meinem Anliegen persönlich zu antworten.
Soviel kann doch gar nicht zu tun sein, nachdem ihr mir den lustigen Krieg gegen Hastur vermiesst habt.
Was euch da durch die Lappen gegangen ist....

...und überhaupt...was für ein Ton hier angeschlagen wird...kalt und herzlos nenne ich das. Dieser Brief, unter der Hand, der Thendara Stadtzeitung zugeführt, würde zu einem imensen Abfall des Götterglaubens führen und dieser Sattelschlepper bekäme wieder Aufwind. Das kann nun wirklich nicht in eurem und unserem Sinne liegen.

Doch halt...wenn ich euren Brief richtig deute, scheint ihr ja aufs Äusserste überarbeitet. Naja, ihr seid auch nicht mehr die Jüngste.
Da muss ich als Kollege doch helfen, nicht wahr? Euch unter die Arme greifen...wir sind doch alle eine große glückliche Familie (ganz im Gegensatz zu der Sippschaft des so vorzüglichen Spielzeugs, das ihr mir genommen habt).

Neotalba lässt schön grüßen, während sie sich auf meinem Schoß räkelt und Dinge tut, die euch in der derzeitigen Arbeitssituation, gewiss vorzügliche Entspannung brächten.

In diesem Sinne

Zandru, Höllenfürst

P.S.: Her mit der Seele von dem alten Sack!


Büro von Avarra (Göttin), Düstergasse 8, c/o Insel des Schweigens, Grafschaft Marenji

An:

Zandru (Gott)
Kalte Strasse 7
9. Hölle

Betr.: Mahnung zur Überführung der Seele von Lord Beltran Elhalyn

Leidlich ertragener Kollege,

nachdem meine Sektretärin nach Erhalt Deines Antwortschreibens in Ohnmacht gefallen ist, muss ich mich nun selbst dieser misslichen Angelegenheit annehmen.

Was bildest du dir eigentlich ein?
Welches Recht nimmst du dir heraus, einfach so, ohne meine Erlaubnis von einem Körper und einer Seele Besitz zu ergreifen?
Wir haben wohl ein paar Prioritäten und vor allem Fußnoten vergessen, als wir den Vertrag noch einmal durchgelesen haben, was?
Oder aber deine kleine Gefährtin hat an einer gewissen Stelle zu fest gedrückt und dein Kopf war plötzlich zum Denken fähig!

Zuerst und am Wichtigsten: Ich bin nicht alt!
Ich schaffe es sehr wohl noch alleine, all die Seelen von den Schlachtfeldern und Krankenbetten zu sammeln, ganz zu schweigen von all denen, die ich schon von diversen Gebirgsflanken gekratzt habe!
Überstunden hin oder her... ich bin sehr wohl in der Lage meinen Aufgaben nachzukommen. Sehr wohl! MEINEN Aufgaben!

Und wenn ich festhalten darf: das war schließlich nicht das erste Mal, dass du versucht hast dich in meinen Aufgabenbereich hineinzudrängen. Ich darf dich an die vielen Fehlalarme informieren, die du in unserer Behörde bereits ausgelöst hast. Erst einen Körper sterben lassen, ich mache mich auf den Weg und plötzlich wird das Lämpchen wieder rot, weil der Betreffende doch noch lebt!
Da denkt man doch automatisch, dass man noch in Ruhe seinen Nagellack trocknen lassen kann! Aber nein!!! Herr Zandru muss ja wieder mal die Welt der Sterblichen aufmischen und einen Lord zum Platzen bringen! Keine Sorge, diese Episode habe ich noch nicht vergessen!!
Bei den ersten Malen war das ja noch ganz amüsant und hat auch mir ein Lächeln abgerungen, aber nach ein paar Tausend Jahren wird das doch tatsächlich ein wenig langweilig!

Strafe muss sein, mein Lieber! Die Seele von Beltran bleibt bei mir!
Aldones ist auch schon informiert und er ist überhaupt nicht amüsiert! Mach dich bei der nächsten Konferenz auf was gefaßt. Ich verrate lieber noch nicht alles. Nur soviel... Sharra wird diesmal nicht am anderen Ende des Tisches von dir sitzen!

Feurige Grüße,
Avarra, Dunkle Mutter

P.S. Schöne Grüße vom Sattelschlepper. Wir sitzen her grad bei Pralinen und Tee zusammen und besprechen unser neues Geschäftsbündnis. Er ist ganz angetan von der Oberwelt und unser Innenarchitekt wird demnächst bei ihm vorbeischauen, weil er das Konzept unbedingt auch einführen will!


+++ Telegramm +++

Zandru (Gott)
Kalte Strasse 7
9. Hölle

Avarra (Göttin)
Düstergasse 8
c/o Insel des Schweigens
Grafschaft Marenji

Drohung angekommen +STOP+ Bin erstarrt vor....Kälte +STOP+ Lastenträger blöder Sack +STOP+ Sharra lauwarme Berghippe +STOP+ Neotalba viel schöner +STOP+ Aldones selbstgerechter Hasturgeck +STOP+ Opernkarten für die nächste Konferenz schon bestellt +STOP+ Geschäftsbeziehung wird aufgelöst +STOP+ Nie mehr Abladeplatz für Böse Seelen +STOP+ Selber gucken wo die bleiben +STOP+ Zunahme von Geistererscheinungen vermutet +STOP+ Avarra knochiges Oudrakhi mit hässlichem Nagellack +STOP+ Wahrscheinlich Magenta +STOP+ Eisiger Skorpiongruß +STOP+

Zandru, Höllenfürst (selbständig)


Paketzustelldient GHL

Von: Büro von Avarra (Göttin), Düstergasse 8, c/o Insel des Schweigens, Grafschaft Marenji

An:

Zandru (Gott)
Kalte Strasse 7
9. Hölle

Päckchen

Beiligend folgender Brief:

Liebster Zandru,

wie immer war es mir eine Freude dich wiederzusehen. Leider ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Aber demnächst ergibt sich vielleicht doch noch einmal eine Gelegenheit zum Plaudern und Teetrinken.
Anbei noch ein kleines Geschenk von mir und Lasti. Er hätte da ein lukratives Vertragsangebot für dich. Vorraussetzung ist allerdings, dass dir unser kleines Geschenk auch gut steht.

Liebste Grüße,
Avarralein